Allianzgebetswoche 2015

Tag 6: Die Schuld

Vom 11.-18.1. stehen Christen auf der ganzen Welt im Rahmen der Allianzgebetswoche zusammen und beten gemeinsam für aktuelle Anliegen. In diesem Jahr steht die Aktion im Zeichen des «Unser Vater». Livenet publiziert täglich einen Gedankenanstoss.
Allianzgebetswoche 2018
Die Allianzgebetswoche 2015

«Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.» Matthäus 6,12

Weshalb ich mit meinem Sohn gestritten habe, weiss ich nicht mehr. Dafür erinnere ich mich, auf welch kreative Weise der Zweitklässler den ersten Schritt zur Versöhnung gegangen ist: Ich sass in der Küche und ärgerte mich wohl noch über das flegelhafte Verhalten des Buben. Da baumelte plötzlich an einer Schnur ein Zettel vom Obergeschoss langsam vor dem Küchenfenster herunter. Darauf stand «ENTSCHULDIGUNG!». Können Sie sich vorstellen, wie gross meine Freude war? Tief beeindruckt durfte ich meinen Sohn in die Arme nehmen und mit ihm Frieden schliessen.

Vergebung: Ein Geschenk

Vergeben ist heute zum Fremdwort geworden. Vielleicht, weil Vergebung an keine Bedingungen geknüpft werden kann. Vergebung ist ein Geschenk, auf das es keinen Anspruch gibt. Jesus verwendet das Bild der finanziellen Verschuldung in seinen Gleichnissen. Wie Schulden Leben ersticken und Beziehungen zerstören können, wussten seine Zuhörer zu genau. Das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht (Matthäus-Evangelium, Kapitel 18, Verse 21-35) liest sich wie ein Kommentar zu dieser Bitte: Dem Knecht wird unendlich grosse Schuld von seinem Herrn erlassen.

Die Fähigkeit oder Bereitschaft zu vergeben hängt einerseits von der Schwere einer Handlung ab. So kann z.B. sexueller Missbrauch das Opfer oder dessen Angehörige derart erschüttern, dass sie sich nie in der Lage sehen, vergeben zu können. Es darf deshalb niemandem ein Vorwurf gemacht werden, wenn er nicht vergeben kann, denn es steht uns nicht zu, über andere zu urteilen. Unter Umständen sind die Wunden zu tief, um je darüber hinwegzukommen, obwohl auch hier die einzige Befreiung in der Vergebung läge.

Vergebung: Gott hat Geduld

Mit jedem, dem das Vergeben-Können schwer fällt, obschon er es möchte, hat Gott Geduld. Wer aber seinem Nächsten bewusst nicht vergeben will, dem bleibt die befreiende Kraft der Vergebung vorenthalten.

In Zürich hat es einen bedeutenden Kirchenmann gegeben: Huldrych Zwingli. Er ist immer wieder über diese Bitte gestolpert und bekennt das offen: «Herr, verzeih mir! Herr, hilf mir! Wenn du mich mit deiner Verzeihung missest an dem, wie ich verzeihen kann, so bin ich ein gefangener Mann. Es steht bös mit mir. Herr, verzeih ... »

Wirkliches Heil kann nicht erzwungen werden. Es ist allein Gottes Liebe für uns Menschen, die von Schuld befreien kann, eine Liebe, die bereit ist, bis an die Grenze der Selbstaufgabe zu gehen.

Vergebung: Gott ähnlich werden

So trägt Gott unsere Schuld, von der wir uns allein nicht befreien können. Eines aber gehört untrennbar dazu: die Bereitschaft auch unserem Nächsten zu vergeben, wenn er an uns schuldig wurde. Das ist die Bedingung Gottes für die Vergebung unserer Schuld. Gott möchte, dass wir ihm in der Bereitschaft zur Vergebung ähnlich werden.

Gebet

Danken:
Für die Vergebung, die Gott uns immer wieder zugesteht.

Bekennen:
Die Schuld, die wir täglich auf uns laden und die uns von Gott trennt.

Bitten:
Um Gottes Hilfe, damit wir anderen vergeben können.
Für Frieden und Vergebung in Beziehungen, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der Kirchgemeinde und in der Familie.
Für Seniorinnen und Senioren, dass sie Lasten getrost bei Gott ablegen können. Für Gefangene und das Gefängnispersonal.

Wichtige Links:

Datum: 16.01.2015
Quelle: SEA - Allianzgebetswoche 2015

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