Hoffnung für Europa

«Krise ist der normale Kontext für unsere Mission»

Für Europa ist Jesus Christus die Hoffnung. So haben Christen viel zu tun, um den Weg für Transformation und Erneuerung zu bereiten. Die Jahrestagung der Europäischen Evangelischen Allianz vom 7. - 11. Oktober machte Mut zum Engagement, damit der Kontinent auflebt.
Die Delegierten an der EEA-Jahrestagung in Holland
Der EEA-Vorstand mit (v.l.): Julian Richards (UK), Stoyko Petkov (BG), Frank Hinkelmann (A), Jiri Unger (CZ), Präsident, Andreas Wenzel (D), Thomas Bucher (CH), Generalsekretär, Inga Zinge Pupina (LV), Jaume Llenas (E) und Adri Veldwijk

Die Europäische Evangelische Allianz EEA suchte an ihrer Jahrestagung in Stadskanaal (Niederlande) christliche Antworten auf die Krise, in der vor allem die Perspektivlosigkeit von Millionen junger Südeuropäer schmerzt. In Europas tiefgehender Krise können sich Christen dem Zerbruch von säkularer, wachstumsfixierter Zuversicht entziehen. Ihre Hoffnung ist anders begründet: Sie warten darauf, dass Jesus Christus wiederkommt, um sein rettendes Werk zu vollenden, und beziehen aus dieser Hoffnung Kraft für das Jetzt. Ihr beherzter Einsatz ist gefragt auf dem glaubensarmen Kontinent, denn Gott will durch Menschen weiterhin Zeichen seiner kommenden Herrschaft setzen.

Normalfall Krise

Der britische Missiologe Jim Memory trug Fakten zur wirtschaftlichen, politischen, sozialen, ökologischen und religiösen Krise zusammen, welche die EU im Griff hat. Beschönigen hilft nicht: Sowohl die massive Verschuldung wie die tiefe Geburtenrate stehen dem Wachstum, auf das die Eliten (und Medien) in der EU ihre Hoffnung setzen, im Weg. Doch Memory, der 15 Jahre in Andalusien arbeitete, gab sich höchst hoffnungsvoll für Europa. In der Geschichte des Kontinents seien nicht Friede und Wohlstand normal gewesen, sondern Kriege, Hunger und Epidemien – und die Kirche habe in Krisenzeiten an Statur gewonnen. «Krise ist der normale Kontext für unsere Mission.»

Für eine bessere Gesellschaft

Die Bibel sei ein unvergleichliches Handbuch für Krisenzeiten, hielt Jim Memory fest. Er unterschied «ultimate hope», auf die Vollendung des Reiches Gottes gerichtete Hoffnung, von «proximate hope», der Hoffnung auf eine bessere Welt hier und jetzt, die oft enttäuscht wird. Die durch die Auferstehung von Jesus verbürgte Endhoffnung speist die Hoffnung jetzt und befähigt zum zuversichtlichen, mutigen Engagement. Memory verwies auf den Theologen Lesslie Newbigin, der auf die Frage, ob er Optimist oder Pessimist sei, mit dem Satz antwortete: «Weder noch. Christus ist von den Toten auferstanden.»

Die Seele Europas suchen

Jeff Fountain vom Schumann-Institut für Europastudien erinnerte an Jacques Delors’ Aufforderung von 1992, die Seele Europas zu suchen. Dass Evangelikale dies geleistet hätten, wagte er nicht zu behaupten. Regelmässig seien sie abseits gestanden, sagte Fountain. Nach dem Weltkrieg seien es andere gewesen, die der europäischen Einigung christliche Werte zugrunde gelegt hätten. Ein Hauptgrund dafür sei der Vorrang der Evangelisation: «Unser Fokus liegt auf der Gemeinde am Ort. Dafür bilden wir aus.» Orientieren können sich Evangelikale nach Fountain an Vorbildern wie Wesley und Wilberforce, William Booth und Abraham Kuyper. «Die Krise Europas stellt uns neu auf die Probe, den Auftrag von Jesus (Lukas 4) zu erfüllen.»

Gutes tun

Von der kleinen Kraft seiner Leute liess sich Nehemia nicht beirren, von Spott und Verleumdungen nicht abhalten, als er die Mauer des verwüsteten Jerusalems wieder hochzog. Bibelarbeiten über den Mann des 6. Jahrhunderts v. Chr. leiteten die Tage der EEA in Stadskanaal ein. Das Nachdenken der Leiter von Landesallianzen (von Irland bis Kasachstan) und Missionswerken über den säkular gezeichneten Kontinent war gespickt mit Kurzberichten von kreativen Initiativen. Jaume Llenas sprach von seiner Kirche in Barcelona, die 400 bedürftige Familien unterstützt. Er erzählte von einem Techniker, der nebenbei zuverlässige Arbeitskräfte an Unternehmen vermittelt, die eben solche suchen. Bereits hat er über 100 Personen Stellen verschafft.

Mission – aber fokussiert

Der Brite Derek Copley rief die Leiter auf, in den Gemeinden Mission nicht von der Lust auf die Fremde (oft Einsatz in einem bestimmten Land) abhängig zu machen, sondern die Christen systematisch auf die unerreichten Völker hinzuweisen. Für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Migranten wurden länderübergreifende Perspektiven vermittelt. Der polnische Allianzsekretär Wladyslaw Dwulat lud auf Juni 2014 ein zum «Festival der Hoffnung». Protestanten und katholische Bischöfe bereiten es gemeinsam vor.

Vorstand ergänzt

Als Generalsekretär der Europäischen Evangelischen Allianz wurde der Schweizer Thomas Bucher bestätigt; er hatte die Leitung seit Anfang Jahr interimistisch inne. Bucher sieht die EEA als Bewegung gut positioniert, um auf dem zunehmend postchristlichen Kontinent Christen zu mobilisieren und mit ihrer evangelischen Vision zu ermutigen und zu vernetzen. Mit der Wahl von Frank Hinkelmann, dem Vorsitzenden der Österreichischen Evangelischen Allianz, zählt der Vorstand neun Mitglieder, unter ihnen zwei Osteuropäer. Rechtlich ist die EEA neuerdings ein Verein nach schweizerischem Recht. Die Delegierten der nationalen Allianzen genehmigten Budget und Jahresplanung.

Datum: 18.10.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung