Algerien missbraucht Corona

Moscheen geöffnet, protestantische Gemeinden bleiben zu

Die Restriktionen der algerischen Regierung gegen protestantische Gemeinden begannen bereits längere Zeit vor Corona. Während des Lockdowns blieben auch Moscheen und katholische Kirchen zu. Diese sind nun wieder offen, während protestantischen Gemeinden dies verwehrt bleibt.
Eine christliche Kirche in Algerien (Bild: Screenshot Vimeo)
Pastor Salah Chalah

Seit die Covid-19-Pandemie Algerien heimgesucht hat, bleiben die protestantischen Kirchen aufgrund der «Sicherheits»-Richtlinien geschlossen, während diese Paragraphen auf wundersame Art und Weise nicht für Moscheen und die katholische Kirche gelten.

Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten teilte der Evangelischen Kirche von Algerien (EPA) mit, dass es nicht in der Verantwortung dieses Amtes liege, sich um die Wiedereröffnung der Gemeinden zu kümmern – wer aber dann verantwortlich ist, war dieser Behörde entfallen –, während der algerische UN-Botschafter kommentierte, dass es tatsächlich ihre Pflicht sei.

Es handelt sich dabei um eine seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Unsitte. Als 2006 das Religionsgesetz eingeführt wurde, das die nicht-islamischen Gottesdienste regelt, wurde den protestantischen Gemeinden erklärt, dass sie sich mit einem Formular registrieren müssen. Bloss verfügten dann Behörden nicht über diese Papiere – und auch über deren Beschaffung war nichts Sachdienliches in Erfahrung zu bringen.

Nun gegen Einzelpersonen

Laut EPA-Präsident und leitender Pastor der Full Gospel Church in der kabylischen Grossstadt Tizi-Ouzou, Salah Chalah, begann die jüngste Verfolgung gegen die Kirche im Oktober 2019 nach dem Rücktritt des algerischen Präsidenten Bouteflika. Seine Gemeinde arbeitet gegenwärtig fast ausschliesslich online mit zwei Gottesdiensten pro Woche, aktiven sozialen Medien und virtuellen Gebetstreffen und Schulungen.

Da es keine Kirchen mehr zu schliessen gibt, scheint die algerische Regierung ihre Aufmerksamkeit auf Einzelpersonen zu richten. Pastor Chalah spricht von einer neuen Welle der Verfolgung.

Der algerische Christ Hamid Soudad verlor seine Berufung und wird wegen Blasphemie zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Pastor Rachid Sieghir und seine Buchhändlerin Nouh Hamami haben am 16. Mai ihre letzte Berufung gegen zweijährige Gefängnisstrafen, ebenfalls wegen Blasphemie, eingelegt und warten nun auf eine endgültige Entscheidung. Beide Fälle liegen mindestens drei Jahre zurück.

Schliessungen nicht neu

Schikanierende Kirchenschliessungen sind in Algerien nicht neu. Bereits im Frühjahr 2008, einige Zeit nach der Einführung des neuen Religionsgesetzes, wurden 16 der damals 32 EPA-Gemeinden innerhalb weniger Wochen geschlossen. Zudem mussten 10 der 20 unabhängigen protestantischen Gemeinden ebenfalls schliessen. Es dauerte Monate, bis durch einen internationalen Aufschrei die Gemeinden nach und nach ihre Tore wieder öffnen konnten. 2018 mussten vier Gemeinden ebenfalls zwischenzeitlich schliessen.

Trotz der Widrigkeiten wächst die Zahl der Gläubigen (Livenet berichtete). Je nach Schätzung leben heute rund 125'000 Christen in Algerien, das sind rund 0,3 Prozent der Bevölkerung. Freiheit geniessen sie aber im flächenmässig grössten Land des afrikanischen Kontinents nicht.

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Datum: 03.06.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / International Christian Concern / Christian Post / Algerien

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