Asien

Kirchen rufen zu Hilfe und Mitgefühl für Flutopfer auf

Angesichts der verheerenden Flutkatastrophe in Asien haben Kirchenvertreter zu Solidarität mit den Opfern aufgerufen und auf breiter Front Hilfsmassnahmen eingeleitet.
Luftbild
Bischof Wolfgang Huber
Borneo

Die Schweizer Landeskirchen äussern ihre tiefe Betroffenheit über die grosse Zahl der Opfer der Erdbebenkatastrophe und das Leid, das über die Länder im Indischen Ozean gekommen ist. Sie rufen zu Anteilnahme und Fürbitte auf: Die Weltgemeinschaft steht mit ihren Hilfsaktionen vor einer riesigen Herausforderung. Auch die christlichen Hilfswerke der Schweiz sind in betroffenen Ländern tätig und auf Unterstützung angewiesen. Die drei Landeskirchen rufen deshalb die Schweizer Bevölkerung zu besonderer Solidarität auf und danken für jedes Zeichen der Verbundenheit mit den Tausenden von Opfern und ihren Familien.

Hochmut weicht Demut

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, erklärte, nicht die Allmacht Gottes, sondern die Allmachtsvorstellungen des modernen Menschen würden durch die Katastrophe in Asien in die Schranken gewiesen. Der Mensch müsse die Naturgewalten achten, ohne sich ihnen zu unterwerfen. «Dem Hochmut globaler Weltherrschaft tritt nun die Demut globalen Mitgefühls entgegen» betonte.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, sprach von einer Chance zu einer sozialen und humanitären Globalisierung. «Wir rücken in der Menschheit enger zusammen», sagte er. Die Hilfe für die Flutopfer dürfe nicht punktuell bleiben, notwendig seien nachhaltige Unterstützung und langfristige Sanierung. In einem Beitrag für die «Bild am Sonntag» schrieb Lehmann: «Unsere Gebete sind heute viel zu diszipliniert.» Angesichts des Leides und der Trauer dürften Gebete auch «kräftige Klagen und Schrei zu Gott sein».

Mitleiden

Gary Edmonds, Generalsekretär der „Weltweiten Evangelische Allianz“ (WEA) sagte: „Wir sammeln uns zum Mitleiden und zur Fürbitte für die Menschen in der ganzen Region. Wir können ja nur versuchen, den Schmerz und das Leid nach zu empfinden, den die Familien und Bürger dieser Region auszuhalten haben. Wir bitten die Christen, in ihren Gebeten der Leidenden zu gedenken und gleichzeitig auch grosszügig denen zu helfen, die zur Hilfe unter- wegs sind.

Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heks hat aufgrund des unvorstellbaren Ausmasses der Katastrophe spontan 400000 Franken für die Nothilfe zur Verfügung gestellt. Der Kirchenrat der reformierten Baselbieter Kirche beteiligt sich mit 15000 Franken an dieser sinnvollen Hilfsaktion des HEKS.

Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat die dringende Notwendigkeit "unmittelbarer humanitärer Hilfe", aber auch "psychologischer und spiritueller Begleitung" für mehr als fünf Millionen Obdachlose betont: Eine Lehre aus dem Tsunami bestehe darin, dass die internationale Gemeinschaft und die Religionsgemeinschaften "in einem Geist" zusammenstehen und die Fähigkeit entwickeln müssen, solche Katastrophen gemeinsam zu bewältigen.

Hilfe vor Ort

Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA ist in fast allen betroffenen Ländern mit eigenen Büros vertreten und hat sofort Hilfsmassnahmen in Gang gesetzt. Die benötigten Hilfsgüter werden meist im Land direkt gekauft und das Personal aus einheimischen Kräften rekrutiert.

Das ADRA-Krisenzentrum in Bangkok/Thailand koordiniert die Hilfsmassnahmen in den von der Katastrophe betroffenen Ländern. Das adventistische Krankenhaus in Kandy/Sri Lanka richtete eine Sammelstelle für Nahrungsmittel und Kleidung ein. Das Hospital der Freikirche in Penang/Malaysia behandelt Verletzte. Nach Colombo/Sri Lanka brachte ADRA Medikamente, die ausreichen, um 90 000 Mensch einen Monat lang zu versorgen. Ausserdem trafen dort Spezialisten aus Südafrika ein, um die Versorgung mit Trinkwasser wieder herzustellen.

Auch die UMCOR (United Methodist Committee on Relief), das weltweite Hilfswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK), ist sofort tätig geworden: Schon seit langer Zeit unterhält UMCOR Beziehungen zu anderen Hilfsorganisationen und arbeitet eng mit Agenturen zusammen, um Menschen vor Ort zu unterstützen. UMCOR hofft, dass möglichst viel Geld gespendet wird, um zu helfen. Auch die Evangelisch-methodistische Kirche Schweiz-Frankreich unterstützt die Hilfsaktionen von UMCOR sowie von HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz) und ruft zu grosszügigen Spenden auf.

Notfallseelsorger betreuten Touristen

Touristen, die zurückkehrten, wurden an verschiedenen Flughäfen von Notfallseelsorgern betreut. Die Menschen müssen diese traumatischen Erlebnisse verkraften. Die Pfarrerinnen und Pfarrer halfen aber auch ganz praktisch. So organisierten sie den Transport von den Flughäfen "quasi bis zur Haustür". Dort übernahm dann die Kirche vor Ort die Betreuung.

Frühwarnsystem gefordert

Noch nie mussten die internationalen Nachrichtenagenturen nach einer Umweltkatastrophe ihre Opferzahlen so oft und so schnell nach oben revidieren. Damit derartige Katastrophen künftig nicht mehr zu ungeahnten menschlichen Tragödien führen, fordern Wissenschafter, betroffene Länder und die UNO nun einhellig die Einführung von Frühwarnsystemen. Ein System, wie es im pazifischen Raum schon seit 1948 aufgebaut wurde, hätte Menschenleben retten können, erklärte der Leiter der UN-Behörde für Katastrophenprävention, Salvano Briceno, in Genf. Bereits 2005 will die UNO ein Warnsystem für Flutwellen im Indischen Ozean aufbauen.

Quellen: Livenet/Kipa/ap/APD/Weltweite Evangelische Allianz/ekd/RNA/EMK/pte

Datum: 05.01.2005

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