In der ganzen Schweiz treffen sich in der Woche vom 9. bis 16.
Januar 2022 Christen aus verschiedenen Landes- und Freikirchen zum
Gebet. Das diesjährige Thema Sabbat ist auch eng mit dem Gedenken verbunden – warum?
Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligst, wie
dir der Herr, dein Gott, geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle
deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes.
Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein
Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein
Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen
gleichwie du. Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland
warst und der Herr, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger
Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du
den Sabbattag halten sollst. (Die Bibel, 5. Mose Kapitel 5, Verse 12-15)
Paul Hemes, Dozent HET pro
Dieser Bibeltext ist die Aussage des vierten Gebotes. Darin
gibt der Herr die Anweisung, den Sabbat zu halten, jenen Tag der Ruhe nach
sechs Tagen der Arbeit. Eine Pause für eine wohltuende Erholung! Im Zentrum der
Ruhe steht die Aufforderung, sich zu erinnern: «Du sollst daran denken.» (5.
Mose Kapitel 5, Vers 15) Sabbat und Gedenken sind tief miteinander verbunden.
Wie und warum?
Erinnern wir uns daran, dass der wöchentliche Ruhetag für
alle keine Entsprechung in irgendeiner antiken Zivilisation hatte! Die Griechen
hielten die Juden für faul, weil sie einen Tag «Urlaub» pro Woche forderten.
Was für ein aussergewöhnliches Geschenk Gottes ist der Sabbat!
Gott schenkte Freiheit
«Du sollst dich erinnern» an zwei Realitäten. Erstens: Du
warst ein Sklave in Ägypten. Zweitens: Der Herr, dein Gott, hat dich aus
Ägypten herausgeführt. Mit anderen Worten: Erstens warst du der Freiheit
beraubt und zweitens hat dich der Herr befreit. Der Sabbat ist eine Erinnerung
daran, dass wir dank Gott frei von Sklaverei existieren können! Das vierte
Gebot befasst sich mit dem Thema der Freiheit. Nämlich die Freiheit von der
Versklavung an die eigene Arbeit!
Freiheit! Ich erinnere mich jedes Jahr an den 8. Mai 1945.
Mein Vater war vom Naziregime zwangsverpflichtet worden und arbeitete dort Tag
und Nacht. Als er heimlich BBC hörte und vom Vormarsch der amerikanischen
Truppen erfuhr, floh er und kam am besagten Tag des Waffenstillstands in seinem
Heimatdorf in Luxemburg an. Aus der Nazi-Sklaverei in die Freiheit, mit einer
grossen Dankbarkeit für seine Befreier. Jede Erfahrung der Befreiung wird Teil
unserer Identität und zu unserem Zeugnis.
Bevor Jesus sich mir zu erkennen gab, lebte ich in täglicher
Angst. Als der Heilige Geist kam, um in meinem Herzen zu wohnen, kam er, um den
Frieden Christi bis in die Tiefen meines Wesens zu vermitteln. Und dieser
Friede bleibt! Die Befreiung von der tiefsten Angst: meine Identität in
Christus, mein Zeugnis, an das ich mich erinnere und das ich weitergebe!
Denken Sie daran, nicht nur für sich selbst: Am Sabbat
sollen auch Knechte, Sklaven und sogar Fremde mit uns ruhen (vgl. 5. Mose Kapitel
5, Vers 14)! Denken Sie immer an die, die unter der Sklaverei leiden und ihre
Befreiung noch nicht erhalten haben!
Reflexionsfragen
Gott, der Vater, sucht nicht zuerst nach Arbeitern, sondern
nach Söhnen und Töchtern! Was halte ich von dieser Aussage? Wie hilft mir der
Sabbat, mich daran zu erinnern?
Was sind meine Zeugnisse der Befreiung, an die ich mich gerne erinnere und die
ich gerne teile?
Um frei zu werden, muss ich mich erinnern! Stimmt das? Wie mache ich das?
Wer sind die «Sklaven Ägyptens» von heute, die ich nicht vergessen und in die
ich mein Leben investieren will?
Gebetsanliegen
Dass Gott, der Vater, uns durch Jesus Christus weiterhin von
Ängsten und der Versklavung an die Macht des Bösen in unserem Leben befreien
möge.
Dass wir lernen, als Söhne und Töchter des Vaters zu leben, befreit, um in der
Kraft des Heiligen Geistes nach Gottes Worten zu leben.
Dass Dankbarkeit und damit Freude in unseren Herzen, in unseren Familien und in
unseren Gemeinden wachsen möge.
Für die Befreiung von Sklaven in der heutigen Welt (Kindersoldaten, Opfer des
sexuellen Menschenhandels, ...).
Für Gottes Beistand und die Freilassung derer, die wegen ihres Glaubens in der
Welt inhaftiert sind.
So könnte ich beten
Danke, Vater! Nein, du hast mir keinen Geist der
Knechtschaft gegeben, der mich in die Angst zurückbringt! Im Gegenteil, Vater,
du hast mir einen Geist der Kindschaft gegeben, der mich zu deinem Sohn, zu
deiner Tochter macht. Deshalb sage ich laut und deutlich: «Abba! Vater.» Und
das ist echt! Denn dein Geist bezeugt in meinem Wesen, dass ich dein Kind bin.
Jesus, ich bin Erbe deines Lebens und deines Herzens. Wo du mich freigelassen
hast, sende mich, um zu befreien und die, die du liebst, zum Vater
zurückzubringen. Und wenn ich mit dir leiden muss, so heisse ich es willkommen,
denn deine Herrlichkeit wird sich dort offenbaren. Jetzt und in der Ewigkeit.
Amen. (vgl. Römer, Kapitel 8, Verse 14-17)
Aktiv werden
«Der Sabbat ist eine Erinnerung daran, dass wir dank Gott
frei von Sklaverei, frei von Angst existieren können.» Hören/Singen Sie das Lied «No longer slaves» auf Youtube, Spotify o.ä., und
machen Sie sich bewusst, dass Sie kein Sklave der Angst mehr sind. Hier das Lied auf Deutsch.