Das totale Reizwort

Mission? Impossible!

Wir standen auf der Terrasse des Hotels, die Sicht war grandios und das Wetter ebenfalls. Wir sprachen über Gott und die Welt. Plötzlich brach es aus meiner Bekannten heraus: «Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn Christen missionieren!» Wie soll man darauf bloss antworten?
Mann und Frau schauen auf Berg

Diese Kritik hatte ich nicht zum ersten Mal gehört. In erstaunlich vielen Menschen scheint eine tiefe Abneigung gegen das «Missionieren» zu sitzen. Christsein ist Privatsache – wir können über Sex in allen Spielarten reden, aber der Glaube soll draussen bleiben. Weisse Missionare in Tropenhüten mit der Bibel unter dem Arm kommen einem in den Sinn, die mit dem Christentum den armen Eingeborenen auch gerade noch ihre Kultur zerstören. Jeder soll doch glauben, was er will, und niemand soll einem anderen den Glauben aufzwingen. Oder?

Das alles schoss mir durch den Kopf, als meine Gesprächspartnerin sich so engagiert gegen das Missionieren aussprach. Und tatsächlich ergab ihr Einwand dann ein gutes Gespräch. Wie ist das eigentlich mit dem Missionieren?

Jeder redet von dem, was ihm wichtig ist, oder?

Vom Glauben reden ist zunächst mal eine ganz natürliche Sache. Ich habe etwas Tolles erlebt und davon rede ich. Jeder darf das (na ja, solange er nicht aufdringlich wird). Wenn Gott mir etwas bedeutet, ist es doch selbstverständlich, dass ich davon auch rede. Ich höre ja auch zu, wenn mir einer über sein neuestes Hobby erzählt. Warum sollen der Glaube und eine Erfahrung mit Gott ein Tabu sein? Die Grundform der Mission ist nach der Bibel «Zeuge sein» – und ein Zeuge erzählt, was er erlebt hat.

Nicht «davon reden» ist unbarmherzig

Wenn ich in der Wüste weiss, wo es Wasser gibt, und das für mich behalte, ist das gemein (und bei den Beduinen eine Todsünde). Wir erleben einen weit verbreiteten Durst nach Leben und Realität – Menschen klappern alle möglichen spirituellen Quellen ab und setzen zum Teil viel Geld ein, um ihren Durst zu stillen. Ist es also nicht unbarmherzig, für mich zu behalten, wo ich das «Wasser des Lebens» gefunden habe?

Natürlich muss ich so reden, dass der andere nicht unter Druck kommt – und wenn kein Interesse da ist, muss ich auch schweigen können. Aber grundsätzlich ist es ein Akt der Mitmenschlichkeit, wenn ich das in Worte fasse, was Gott in meinem Leben getan hat. Es könnte ja sein, dass meine Worte für jemand anderen lebensrettend sind.

Der Ton macht die Musik

Zugegeben, Missionieren kann auf unangenehme Weise geschehen. Ich kann das Gleiche auf ganz unterschiedliche Art sagen. Auch ein Zeuge hat zwei Ohren und nur einen Mund, und Humor und Freundlichkeit können ein Gespräch wunderbar würzen. Wenn wir die Gespräche von Jesus anschauen, sehen wir, dass er immer persönlich, echt und warmherzig auf seine Gesprächspartner eingegangen ist.

Christsein ist Überzeugungssache

Es bleibt die Tatsache: der christliche Glaube verbreitet sich nicht durch Feuer und Schwert, sondern durch Überzeugung. «Mission» ist unverzichtbares Element des Glaubens, den die Bibel als «Gute Nachricht» bezeichnet. Ohne Mission ist der Glaube steril.

Übrigens – Mission ist immer Reden UND Handeln. Entgegen landläufiger Vorurteile war Mission in unterentwickelten Ländern immer auch sozial engagiert und hat Entscheidendes zu besseren Lebensbedingungen beigetragen. Es ist wie bei Gott: Mission ist Reden und Handeln im Einklang.

Darauf kamen wir in unserem schönen Sommergespräch schliesslich auch, und meine Gesprächspartnerin verabschiedete sich am Schluss nachdenklich.

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Datum: 19.05.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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