Jahr der Bibel schuf Bleibendes

Jahr der Bibel

Mehr als 2.000 Männer und Frauen aller Altersstufen haben sich im Jahr der Bibel 2003 am Projekt einer handgeschriebenen Bibel beteiligt. Die fertige Bibel, in sechs edle Folianten gebunden, wurde jetzt in Bern an einer Medienkonferenz vorgestellt und die Gelegenheit genutzt, aus Schweizer Sicht Bilanz über das zu Ende gegangene Jahr der Bibel zu ziehen.

Die handgeschriebene Bibel soll im Februar dem Schweizer Bundesrat und der Bundesversammlung übergeben werden. Der reformierte Pfarrer Urs Joerg, Generalsekretär der Schweizerischen Bibelgesellschaft, zeigte sich erstaunt, dass so viele Menschen daran interessiert waren, die Bibel abzuschreiben. An der handgeschriebenen Bibel haben nicht nur Personen aus Kirchgemeinden, Pfarreien und Unterrichtsklassen gearbeitet.

Alt-Bundesrat Adolf Ogi schrieb auch mit

Abschriften einiger Kapitel des Evangeliums wurden auch während der Skiweltmeisterschaften in St. Moritz von Athleten, Funktionären und Besuchern angefertigt. Und in Davos fand etwa Alt-Bundesrat Adolf Ogi während des Weltwirtschaftsforums Zeit und Musse, den Prolog des Johannesevangeliums festzuhalten.

Die zahlreichen Veranstaltungen zum Bibeljahr in der ganzen Schweiz hätten die Erwartungen der Initianten weit übertroffen, unterstrich Dieter Bauer, Leiter des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks, das zusammen mit der Schweizerischen Bibelgesellschaft das Jahr der Bibel in der Schweiz initiiert hatte. So vielfältig wie die Anlässe - Wanderungen, Lesungen, Weinproben, Liturgien, Konzerte, Abschreibeaktionen, biblisches Kochen, Theateraufführungen, Kinderfeste, Ausstellungen… - waren die beteiligten Organisationen und Gremien: Pfarreien, Kirchgemeinden, kirchliche Werke und Verbände, Ordensgemeinschaften, Bildungshäuser, theologische Fakultäten, katechetische Arbeitsstellen, Kliniken, Bibliotheken, Museen, Schulen und ganze Dekanate.

"Stolpersteine der Bibel"

Ein besonderer publizistischer Erfolg war eine Artikelserie in Pfarrblättern und einigen Kirchenboten zu "Stolpersteinen der Bibel", in der für heutige Ohren schwierig verständliche Bibelstellen erläutert wurden - wie etwa das alttestamentarische Vergeltungsprinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Zum Jahr der Bibel erschien auch in der Boulevardzeitung "Blick" eine Artikelserie, die wie die "Stolpersteine" mittlerweile in Buchform gesammelt erhältlich ist.

Nicht überall war die Reaktion auf das Jahr der Bibel gleich positiv: Nach Angaben von Bauer war die Idee eines Bibeljahres auf katholischer Seite "mit viel Wohlwollen und regelrechtem Tatendrang" aufgenommen worden, während sich reformierte Stellen "gelegentlich eher reserviert" zeigten. Kritisch habe sich die reformierte Seite zum Teil wegen des "Verdachts auf Fundamentalismus" und der möglichen "Verwendung der Bibel als Rezeptbuch" verhalten.

"Liebesbrief Gottes an den Menschen"

Der Einsiedler Abt Martin Werlen erläuterte an der Medienkonferenz in Bern die Bedeutung des Erfolgs der handgeschriebenen Bibel. Wer die Mühe kenne, einen Text abzuschreiben, könne leicht nachvollziehen, dass man immer nur Texte abgeschrieben habe, die dieser Arbeit wert waren. Die meisten Handschriften des Abendlandes seien daher Abschriften der Bibel, denn sie sei " ein grosser Liebesbrief Gottes an den Menschen". Das Abschreiben des heiligen Textes sei eine hervorragende und zugleich einfache Form christlicher Meditation. Sie vermöge auch heute Menschen anzusprechen, wie sich an der im vergangenen Jahr handgeschriebenen Bibel bestätigt habe. Die Vielfalt der verwendeten Schriften und Sprachen des einen Gotteswortes sei ein beeindruckendes Bild für die Kirche.

Die einzelnen Bände der handgeschriebenen Bibel bei Gottesdiensten in Basel, Genf, Lausanne, Neuenburg, La Chaux-de-Fonds und Lugano präsentiert. Am 12. Februar wird das ganze Werk im Bundeshaus in Bern überreicht. Es ist vorgesehen, dass diese Bibel dort aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Datum: 20.01.2004
Quelle: Kipa

Werbung
Livenet Service
Werbung