Gott in den Ohren liegen

"An Gottes Segen ist alles gelegen", so weiß der Volksmund; und zweifelsohne hat er Recht. Wenn Gott mir nicht hilft, wer sollte helfen? Wenn er nicht seine schützende Hand über mich hält, wer könnte es dann tun? Also, in der Tat: "An Gottes Segen ist alles gelegen".

Was aber, wenn ich diesen Segen - Gottes Zuspruch - nicht bekomme? Wenn Gott ihn mir verweigert? Wenn er einfach nicht will. Dann ist nichts zu machen, oder? Man kann Gott ja nicht zwingen.

Kann man nicht? Na ja, zwingen vielleicht wirklich nicht. Aber nachdrücklich bitten, überzeugen. Interessanterweise gibt es nämlich in der Bibel einige Beispiele dafür, dass Menschen Gott seinen Zuspruch, den Segen, "abringen" - im wahrsten Sinne des Wortes.

Da ist die kanaanäische Frau, die Jesus um die Heilung ihrer Tochter bittet, und der Jesus eine rüde Abfuhr erteilt: "Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde." Eine Antwort, die ja an Deutlichkeit schwer zu überbieten ist. Normalerweise hätte die Frau traurig weggehen müssen. Das aber tut sie nicht. Dafür ist ihr alles viel zu wichtig. Sie weiß, dass an Gottes Segen alles gelegen ist. Und sie kämpft. Widerspricht, bittet, glaubt. Und bekommt am Ende die Brosamen, die vom Tisch der Kinder fallen. (Mt 15,22-28)

Oder Jakob, der eines Nachts an einem Seitenfluss des Jordans mit einem Engel kämpft, ja eigentlich mit Gott selbst; und dabei manchen Schlag einstecken muss. Normalerweise müsste er aufgeben, als er merkt, mit wem er es zu tun hat. Es ist doch sinnlos; wer kann sich schon gegen Gott durchsetzen? Aber Jakob gibt nicht auf. Stattdessen sagt er diesen Satz: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn" Und: er bekommt, was er fordert.

Es ist eine erstaunliche und auch rätselhafte Geschichte. Doch eines wird deutlich: Gott lässt sich überzeugen, er lässt sich erweichen. Ich darf ihm sogar auf die Nerven gehen.

Ist wirklich alles an Gottes Segen gelegen? Dann will ich auch nicht aufgeben, bevor ich ihn bekomme!

Datum: 07.02.2004
Autor: Carsten Stein
Quelle: ERF Deutschland

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