Vitaminspritze

Ich traute meinen Augen nicht. Da hat Paulus aber den Mund eindeutig zu voll genommen! Die gleiche Kraft, die Christus von den Toten auferweckte, wirke heute in den Gläubigen! Nicht genug damit. Er ist sogar der Überzeugung, dass wir Christen diese Kraft tatsächlich ausprobieren können. Ich sitze vor meiner Bibel und verstehe die Welt nicht mehr. Bin ich wirklich schon so geschädigt von all den Defiziten der Gemeinde Jesu unserer Tage, dass ich Gott ein so mächtiges Wirken gar nicht mehr zutraue?

Ich lese weiter im Epheserbrief. Zum Glück! Denn die grossartige Ouvertüre von Kapitel 1 wird gegen Ende des Briefes von der Realität einer «normalen» Gemeinde wie von selbst korrigiert. Paulus schreibt vom mühsamen Geschäft, einander zu ertragen. Von Täuschungsmanövern hinterlistiger Menschen. Von lehrmässigen Differenzen. Von den Schwierigkeiten, den «alten Menschen» einfach so abzuschütteln. Von der Gefahr, sich durch falsche Verhaltensweisen selber zu zerstören.

Was soll ich nun? Von Gottes Kraft träumen oder mich nüchtern mit den harten Realitäten des Gemeindealltags befassen? Genau dieser Widerspruch zwischen den Versprechungen der Bibel und der Alltagspraxis macht uns vor der Welt unglaubwürdig. Stellen Sie sich ein- mal vor, es würde keine christliche Ehe scheitern! Als Spezialisten der Versöhnung würden wir immer und in jedem Fall einander von Herzen vergeben. Ich bin überzeugt: Unsere Gemeinden könnten den Ansturm von Interessenten kaum bewältigen. Aber wo liegts? Hat Paulus übertrieben? Ist der Idealzustand des Christseins schlichtweg unerreichbar? Im letzten Kapitel beantwortet Paulus die Frage: Gottes Kraft kennt auch nach 2000 Jahren kei- ne Abnutzungserscheinungen. Sie steht jedem Gläubigen in vollem Umfang zur Verfügung. Aber sie muss abgerufen werden. «Download» sagen Computerfreaks. Oder sich einkleiden wie ein Soldat vor dem Kampf. Denn der Feind kennt unsere Schwachstellen besser als wir selbst. Er hat Methoden, um uns von Gottes Kraftquelle abzuschneiden. Wenn wir nicht Widerstand leisten! Die Kraft, die Jesus aus dem Tod zurückholte, ist stärker als jeder Angriff von unten. Auch stärker als das grösste Problem, das Sie heute beschäftigt!

Autor: Karl Albietz

Datum: 19.08.2002
Quelle: Livenet.ch

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