Würde und Bürde

Herzlich Willkommen im Fischli-Club!

Fisch
Bruno u. Bea Waldvogel-Frei. Bruno Waldvogel ist Pfarrer in der reformierten Gellertkirche Basel Stadt.

„Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch.“ Diese Worte hat Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern nach seiner Auferstehung mit auf den Weg gegeben. Das war ein unglaublich bewegender Moment. Aber auch beängstigend. Matthäus bemerkt in seinem Evangelium nüchtern: „Einige aber zweifelten“. So ist er bis heute, dieser Auftrag: Würde und Bürde.

Vor ein paar Monaten hat mir mein älterer Sohn einen dieser Fische zum Aufkleben fürs Auto geschenkt. Nicht unauffällig dezent, sondern so richtig glänzend und reflektierend aus Plastik. Da ich das Ding über Wochen hinweg einfach nicht befestigt habe, hat er das Prachtstück eigenhändig auf den Kofferraumdeckel geklebt.

Ich musste über seinen Eifer schmunzeln und dachte so bei mir: jetzt gehörst auch du zum Fischli-Club! Warum nicht?! Der Fisch war ja schliesslich das Erkennungszeichen der ersten Christen. Also kein Problem – ich stehe dazu. Schliesslich bin ich ja aus Berufung Pfarrer! Allerdings war mir nicht so bewusst, dass das Auto nicht nur auf dem Parkplatz beobachtet wird, sondern auch in Bewegung! Fatal aufgefallen ist mir das erstmals, als ich einer wartenden Frau beim Fussgängerstreifen den Vortritt nicht gegeben habe. Natürlich auch beim Rotlicht der Ampel und auf der Autobahn.

Mir wurde bewusst: die blicken nicht einfach nur auf deine Autonummer. Die starren auch auf den schillernden Fisch! Da wirst du plötzlich nach ganz anderen Kriterien bewertet. Du magst zwar ganz passabel und nicht besonders auffällig durchs Leben gehen, aber wenn die Leute wissen, dass du für bestimmte Werte stehst, wirst du besonders genau beobachtet. Ich stehe mit meinem Leben, Reden und Handeln für eine bestimmte Sache. Ich bin Botschafter einer Sache. Und je nachdem wie ich mich verhalte, leidet oder gewinnt die Sache. Mir wurde klar: entweder bewusst mit diesem Symbol weiterfahren oder weg damit! Letzteres war schon darum umöglich, da ich es ja von meinem Sohn geschenkt bekommen hatte...

1. Würde bringt Bürde

Genauso ist es mit unserem Auftrag als Christinnen und Christen, wenn wir von Jesus gesendet werden. Unser Leben steht für eine Sache. Christus sendet uns als sein Botschaftspersonal in die ganze Welt hinaus: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.“ (Lk 10.16). Paulus schreibt es ganz ähnlich: „Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen! Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid.“ (2. Kor 3.2-3) Welche Art von Botschaft lesen die Menschen aus unserm Leben ab?

Auf der dritten Flagge („Senden“), die in unserer Kirche hängt, sieht man einen Weg, der zu Häusern und Industriegebäuden führt. Damit wollte die Künstlerin ausdrücken: wir stehen nicht nur innerlich für gewisse Werte, sondern wir bringen sie aktiv an die Orte unseres Wirkens hin. In die Familien, an den Arbeitsplatz, in unseren Freundeskreis. Menschen, die eine Beziehung mit Jesus leben, glauben nicht einfach an etwas – sie stehen und gehen für etwas. Für Jesus Christus selber.

Das ist noch nicht alles. Im neuen Testament lesen wir, dass wir als Gottes Eigentum auch für die unsichtbare Welt ein interessantes Studienobjekt sind: „Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.“ (1. Kor 4.9) Mit anderen Worten: die ganze Welt blickt auf die Botschafterinne und Botschafter Christi! Sich verstecken ist unmöglich. Die unsichtbare Welt erkennt uns sofort, ob wir wollen oder nicht. Wer schon einmal in esoterischen Kreisen verkehrt hat, erlebt das immer wieder. Wir sind „markiert“, tragen das Label Gottes auf uns (Off 9.4). Der Böse wird alles daran setzen, uns ausser Gefecht zu setzen (1. Petr 5.8). Es darf uns darum nicht egal sein, wie wir unser Leben führen – wir stehen für etwas. Originalton Bibel: „Darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig.“ (3. Mose 11.45) Wenn das keine Bürde ist!?

2. Bürde bringt Würde!

Man kann das Ganze aber auch von der anderen Seite aus - ganz positiv - sehen! Ein Botschafter ist Vertrauensperson und hat die Autorität, den gesamten Machtapparat seines Landes hinter sich. Wer sich mit ihm anlegt, ihm Schaden zufügt, der fügt demjenigen Schaden zu,

der hinter ihm steht. Das heisst: von Christus gesendet zu werden bringt auch eine gewaltige Würde mit sich. Der Schöpfer von Himmel und Erde sendet mich! Er schickt mich nicht einfach als anonymes Kanonenfutter in die Wüste des Lebens, sondern stellt mir Seine Ressourcen und Möglichkeiten zur Verfügung. Und er gibt mir die „Magna Charta“ seines Reiches zum kraftvollen Gebrauch in die Hand: die Bibel.

Wenn wir in Seinem Namen reden, dann redet Er selber! Wenn wir für Ihn unterwegs sind, dann ist Er selber unterwegs. Er identifiziert sich mit uns, setzt sein Siegel unter unser Tun. Da geschehen bewegende Dinge. Menschen erfahren durch unsere Worte Heilung, Hoffnung und Glauben. In unseren Gottesdiensten, Alphalive-Kursen, im Abenteuerland, in den Hauskreisen, Gebetstrios und Kleingruppen. Ob alt oder jung, zuhause oder am Arbeitsplatz: wo wir im Glauben für Ihn unterwegs sind, da öffnet sich ein Stück Himmel auf Erden. Da wird aus dem geistlichen Niemandsland plötzlich ein heiliger Ort, weil wir als Seine Botschafter da sind. Wenn das keine Würde ist?! Du bist ein Botschafter des Allerhöchsten, egal wie schwach oder stark du dich fühlst! Sich verstecken ist nicht möglich. Denn der himmlische Vater gibt uns einen Ehrenplatz, ob wir wollen oder nicht.

Wo wir uns senden lassen, werden aus dem Fischli-Club „Fisherman’s Friends“ – Freunde des grossen Fischers. Wo wären sie alle geblieben, die vielen Gesichter in unserer Gemeinde, wenn nicht irgendwo ein Kollege am Arbeitsplatz oder eine Freundin auf dem Kinderspielplatz gewesen wäre – Botschafter, die sich von Christus haben senden lassen? Wo wärst Du heute, wenn da nicht irgendjemand gewesen wäre, der Dir im Namen Gottes Liebe, Glaube und Hoffnung zugesprochen hätte?

Jesus sendet uns als seine Botschafter in die Welt hinaus. Ich möchte immer wieder lernen, wie Jesaja zu sagen: „Hier bin ich, sende mich!“ (Jes 6.8). Die Welt braucht uns!

Datum: 29.05.2005
Autor: Bruno Waldvogel
Quelle: Teamwork

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