Das Leben geniessen, nicht nur in der Jugend Biblische Grundlage: Prediger 11,9-12,1

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"Freue dich in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein..." Es ist immer ein besonderer Moment, wenn im Buch "Koheleth" (hebräisch: der Predigende) die Aufforderung zu Lebensfreude und Lebensgenuss erfolgt. Sieben Mal kommt das dort vor. Ansonsten tönt es weniger fröhlich durch die zwölf Kapitel dieser alttestamentlichen Weisheitsliteratur. Das, was der Prediger zu sagen hat, klingt eher deprimierend...

Vernichtende Weltsicht

"Alles ist eitel!" Mit unbestechlichem Ernst fasst Koheleth in diesem Satz die zentralen Erkenntnisse seines Nachdenkens über das Leben zusammen: Nichts bleibt! Denn am Ende des Lebens wartet der Tod! Von diesem Schlusspunkt menschlicher Existenz her gesehen, gerät alles in eine Sinn-Krise. Denn was der Mensch auch unternimmt: Seinem Leben einen bleibenden Sinn zu geben, gelingt ihm nicht. Erreichte Lebensziele werden zu Flüchtigkeitserfahrungen, Lebensanstrengungen erweisen sich nur als ein "Haschen nach Wind". Als "Katechismus des Pessimismus" hat der Dichter Heinrich Heine das Predigerbuch deshalb ironisch tituliert, als "Hohes Lied der Skepsis".

Kontrapunkt Freude

Doch die Aussage "Alles ist eitel" ist nicht der "Weisheit letzter Schluss" im Buch des Predigers, sondern die Überzeugung: In der Beziehung zu Gott und im Achthaben auf sein Wort können Menschen der durch den Tod gesetzten Nichtigkeitserfahrung ihrer Existenz entkommen! Denn Gott ist der Schöpfer des Lebens. Und wer das Leben vertrauensvoll aus seiner Hand entgegen nimmt, den befähigt er zu Lebensfreude und Lebensgenuss"(vergleiche Kapitel 3,12; 5,18; 8,15). Das ist der "evangelistische Kontext", in den der Prediger alles Nachdenken über die "Eitelkeiten" der Welt stellt, sein Kontrapunkt zu jedem Lebenspessimismus und der Schlüssel zu echtem Lebensgenuss. Wo Gottes Fürsorge und Bundestreue zur Erfahrung wird (oder neutestamentlich gesagt: Wo seine Liebeserklärung in Jesus Christus unser Dasein hell macht), da gilt auch: "Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du fröhlich sein" (4. Mose 12,18; vergleiche Johannes 15,11).

Nur nicht banal

"Freue dich! Geniesse dein Leben!" - Es ist kein Zufall, dass der Prediger sich mit dieser Aufforderung besonders an die junge Generation wendet. Denn vor allem sie steht ja in einer dynamischen Suchbewegung, sehnt sich nach Lebenserfahrung, möchte das Leben "gewinnen" und ihm etwas abgewinnen. Der Prediger weiss um die umfassende Lebensfülle, die bei Gott (und nur bei ihm!) zu haben ist und motiviert daher: Lebt nicht einfach nur so vor euch hin, fixiert auf die Eitelkeiten der Welt, bestimmt durch die Banalitäten des Alltags! Sondern entdeckt, was Gott für euch bereit hält!

Lebensträume leben

Sich entfalten, die Kunst des Lebens lernen, weise zu werden - und so einer verkümmerten Lebensgestaltung zu entkommen: Für den Prediger hat das entscheidend damit zu tun, worauf ein Mensch sein Herz ausrichtet und in welcher Perspektive er sein Leben gestaltet. Dass Menschen sich fortlaufend verändern, durch Erfahrungen, Erlebnisse, Begegnungen oder Schicksalsschläge, ist für Koheleth eine Herausforderung zu betonen: Lass das nicht passiv über dich ergehen, werde selbst aktiv! Entdecke deine Fähigkeiten, nutze deine Möglichkeiten, setze deine Träume um, fasse mutig Ziele ins Auge und plane das Leben. Deine Lebens-Zeit! Denn alles hat seine Zeit (Kapitel 3).

Keine Zeit verlieren

Der Prediger ruft dazu auf, die Jugendzeit als eine einmalige und nie wiederkehrende Lebens-Chance zu begreifen. Denn Zeit steht grundsätzlich ausserhalb der Verfügungsgewalt des Menschen. Wir empfangen unsere Zeit in der Geburt, und wir verlieren unsere Zeit im Tod. Zeit nehmen können wir uns immer nur für die Lebensphase, die uns aktuell gegeben ist. Und wer einen bestimmten Lebensabschnitt nicht wirklich bewusst erlebt und gestaltet, für den stirbt ein Stück des Lebens. Darum redet Kohelet nicht einfach nur plattem Lebensgenuss das Wort, sondern stellt eine Aufgabe: die Zeit zu "ergreifen", zu nutzen! Zeit soll nicht an die Eitelkeiten des Lebens verloren, sondern bewusst gestaltet werden.

Vor Gott leben

Und nun lenkt der Prediger den Blick konkret auf Gott, auf sein Wort, auf seinen Willen. "Und wisse...", fordert er auf! Denk nach, wenn du dein Leben gestaltest! Überleg dir gut, für welche Lebensmöglichkeit du dich entscheiden willst, wofür du leben willst und was im Blick auf die Zukunft in dein Leben hineinpasst. Denn der Lebens-Lust der Jugend wird einmal die Lebens-Last des Alters gegenüberstehen. Und wenn deine Lebenszeit zu Ende gegangen ist, wirst du vor Gott stehen. Darum entscheide klug, auf was du dich einlässt: was du an dich heranlässt und was du abwehrst und zurückweist (Vers 10).

Klug werden

Erfülltes Leben und Lebensgenuss, so macht der Prediger deutlich, gewinnt man nur in Grenzsetzungen! Wir können nicht jede Lebensmöglichkeit ergreifen, nicht jeden Lebensstil verwirklichen, nicht jeden Lebensgenuss auskosten. Umso wichtiger ist es, zu wissen, was wir wollen. Richtig auswählen können wir nur, wenn wir einen Blick dafür bekommen, was im Leben wirklich wichtig ist, was letztlich zählt. Und hier hat der Prediger eine zentrale Antwort: "Die Ehrfurcht vor Gott, die Bereitschaft, ihn Herrn sein zu lassen, die Entscheidung, nach seinem Wort zu leben: Das ist der Weisheit Anfang!"

Wer zu Gott Ja sagt, wird zu vielen anderen Lebensmöglichkeiten Nein sagen müssen. Aber er wird das Leben geniessen!

Datum: 15.08.2004
Autor: Günther Kress
Quelle: Chrischona Magazin

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