Ganz so traurig darf eine solche Geschichte dann doch nicht enden. Der Clou kommt noch. Das andere Schaf hat gemerkt, dass sie zwar nicht den erwarteten Schatz gefunden haben, aber dafür einen viel wertvolleren, anderen. Einen Schatz im Herzen. Sie haben einander gefunden. Unersetzlich und unbezahlbar ist ihnen ihre Freundschaft geworden. Jesus sagt: Wer sucht, der findet. Das erinnert mich an diese Geschichte. Wie kann man mit einer Suche zufrieden sein, ohne zu finden? Wie kann ein Goldgräber glücklich sein, wenn er sein ganzes, hartes Leben erfolglos Stollen um Stollen gegraben hat? Ich will finden. Es beisst mich, nur zu suchen. So oft versuche ich zu beten und tue alles Mögliche, um Gott zu finden. Und nichts geschieht. Die Schatztruhe ist leer. Warum? Weil das Finden Gottes Sache ist. Mein Teil ist das Suchen. Das schmutzig machende, mühsame, aufwendige Suchen. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren. Es widerspricht meiner Natur, all das nicht wegen eines Schatzes, den ich zu finden hoffe, auf mich zu nehmen. Immer zählt das Resultat, das Verlangen, nach getaner Anstrengung die Belohnung in den Händen zu halten. Tja, und wenn unsere Suche so zielgerichtet ist, schiessen wir am Ziel vorbei. Und davor warnt uns Jesus mit dem „sucht, und ihr werdet finden“. Wenn wir das Finden nicht Gott überlassen, verpassen wir den eigentlichen Schatz. Denn auf der Suche wächst die Freundschaft mit Gott. Es ist der gemeinsam zurückgelegte, manchmal dornige und schmerzhafte Weg, der uns zusammenschweisst. Das ist mehr wert als alles andere, was sich sonst noch finden liesse.
Datum: 06.04.2003
Autor: Simon Kaldewey
Quelle: Livenet.ch