Die Federn des Teufels

Federn

Einst hatte eine Frau über ihren Nachbarn eine hässliche Verleumdungsgeschichte verbreitet, die viel Unheil anrichtete. Als die Frau bald darauf schwer krank wurde, bereute sie es und bat ihren Nachbarn um Verzeihung. Er vergab ihr gern, bat sie aber um einen Gefallen: “Geh heim und schlachte ein Huhn und rupfe ihm alle Federn aus, auch die kleinsten, lege sie in einen Korb und dann geh langsam durch das Dorf und streue alle drei Schritte ein wenig von den Federn aus. Alsdann steige auf den Kirchturm und schütte den Rest von dort oben herab. Dann komm wieder zu mir!” Die Frau tat, wie ihr gesagt worden war. “Schön”, meinte der Nachbar freundlich, “jetzt gehe durch die Strassen und sammle alle ausgestreuten Federn wieder auf.” Die Frau erschrak und sagte: “Aber das ist unmöglich! Der Wind hat sie in alle Richtungen zerstreut.”

Federleicht verbreitet sich unser Geschwätz. Ach, dass wir unterscheiden lernten, wann es Zeit ist zu reden, und wann, den Mund zu halten, dann nämlich, wenn unser Reden nicht mindestens wahr oder gut, oder not-wendend ist. Wieviel lebendige Nachbarschaft und echte Gemeinschaft wird zerstört, weil wir uns am Geschwätz über andere beteiligen. Sicher - die Versuchung ist gross, und unsere Kraft ist gering: Andere kleinreden, lässt uns selber scheinbar wachsen. Sprechen ist ein “Zeugungsvorgang”, der lebensspendend oder -zerstörend wirken kann, der wachsen lässt oder kleinhält. Wo immer Gemeinschaft zerbricht, feiert der Teufel ein Fest, und wir können versichert sein, dass vorher manche spitze Feder durchs Dorf geweht wurde.

Genauso ist es mit unserer Zunge. So klein sie auch ist, was kann sie nicht alles anrichten! Ein kleiner Funke setzt einen ganzen Wald in Brand. Mit einem solchen Feuer lässt sich auch die Zunge vergleichen. Sie kann eine ganze Welt voller Ungerechtigkeit und Bosheit sein, die uns und unser Leben vergiftet. Es gibt nichts und niemand, der vor ihrem Höllenfeuer sicher wäre. Die Menschen haben es gelernt, wilde Tiere, Vögel, Schlangen und Fische zu zähmen und unter ihre Gewalt zu bringen. Aber seine Zunge kann kein Mensch zähmen. Ungebändigt und unkontrolliert verbreitet sie ihr tödliches Gift. (Jakobus Kapitel 3, Verse 5-8)

Wörter haben Macht über Leben und Tod; wer sich hingebungsvoll mit ihnen beschäftigt, kann viel durch sie erreichen. (Sprüche Kapitel 18, Vers 21)

Autor: Dominik Klenk

Quelle: idea.de/Livenet

Datum: 09.02.2003

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