Bericht der Vereinten Nationen

Iran: Mindestens 49 evangelische Christen in Haft

Dutzende von evangelischen Christen sind im Iran gegenwärtig inhaftiert, wie ein UN-Bericht festhält. Die meisten davon sind in Hauskirchen engagiert, die für einen beispiellosen Aufbruch im Land gesorgt haben.
Präsident Hassan Rouhani
Pastor Saeed Abedini mit seinen Kindern

In einem neuen 28-seitigen Bericht berichtet der UN-Beauftragte für Menschenrechte im Iran, Ahmed Shaheed, dass insgesamt 300 Personen im Iran wegen religiöser Aktivitäten im Gefängnis sind, darunter 49 evangelische Christen und 120 Angehörige der Baha'i-Religion. Der Report hält fest, dass Pastoren festgenommen wurden, weil sie Gottesdienste in Persisch abhielten oder «angeblich mit Iranern mit islamischem Hintergrund redeten». Allein im April 2014 stürmten Sicherheitskräfte einen Ostergottesdienst in einem Privathaus in Süd-Teheran und verhafteten sechs Personen. «Auch Anwälte, die Baha'is oder Christen verteidigen, werden unterdrückt», fährt der Bericht fort. «Viele von ihnen kommen selbst ins Gefängnis oder fliehen aus dem Land.»

Wenig Veränderung unter Rouhani

Vor seiner Wahl im Juni 2013 hatte der heutige Präsident Hassan Rouhani Hoffnungen auf Lockerung geweckt, als er versprach, dass alle Religionen «Gerechtigkeit erfahren» müssten. Der UN-Report zeigt jedoch, dass sich wenig geändert hat.

Einer der Pastoren, die immer noch wegen ihres Glaubens im Gefängnis sitzen, ist Saeed Abedini. Er wurde 2012 wegen «Gefährdung der nationalen Sicherheit» – eine häufige Anklage gegen politische Gefangene und Christen – zu acht Jahren Haft verurteilt. Abedini war früher radikaler Muslim gewesen und im Jahr 2000 zum Christentum übergetreten. Er gründete an 30 Orten Hausgemeinden, bevor er 2005 in die USA auswanderte. Für seine Freilassung haben sich u.a. Billy Graham und Präsident Obama persönlich eingesetzt, bis heute ohne Erfolg.

Ein anderer Pastor ist Behnam Irani, für den kürzlich speziell zum Gebet aufgerufen wurde, weil er hinter Gittern immer wieder mit grossen gesundheitlichen Problemen kämpft und ihm die Todesstrafe droht.

Menschen kommen zum Glauben, Hauskirchen wachsen

Wie die in den USA lebende Ehefrau von Saeed Abedini 2013 berichtete, übe seine Standhaftigkeit eine grosse Anziehungskraft auf Mitgefangene aus. Er habe bereits etwa 30 Insassen des berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnisses zum Glauben geführt. Weil der iranische Staat die Bekehrung zum Christentum als Angriff auf die staatliche Sicherheit ahndet, wagen viele offizielle Kirchen es nicht mehr, Konvertiten aufzunehmen. Immer mehr Christen müssen sich darum in Hauskirchen versammeln, die ihrerseits enorm unter dem Druck des Staates stehen.

Die Anzahl der Christen im Iran ist dennoch in den letzten Jahren explosionsartig gewachsen. Nach dem amerikanischen Missiologen David Garrison gab es zur Zeit der Revolution im Iran 1979 etwa 500 Menschen im Land, die Christus nachfolgten. Heute schätzt Garrison, dass es einige hunderttausend Jesus-Nachfolger im Iran gibt, die sich vor allem in Hauskirchen treffen.

Datum: 01.11.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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