Als Tamara
und Steffen Schumann ein schwer behindertes Kind bekommen, bricht ihre Welt
zusammen. Der Alltag und die Pflege überfordern sie, dazu kommt die grosse
Enttäuschung gegenüber Gott. Doch heute sind die beiden sicher: «Gott hat uns
genau so geführt und wir sind reich gesegnet!»
Steffen Schumann mit seinem Sohn Noah
Wir freuten uns sehr auf unser drittes Kind und die Schwangerschaft verlief
normal. Erst kurz vor der Entbindung gab es Hinweise, dass da ein Schatten ist.
Es fielen Begriffe wie «offener Rücken» oder «leichte Behinderung». Doch nach
weiteren Untersuchungen schien alles in Ordnung. Wir waren überzeugt, dass
alles gut wird. Immerhin hatten wir und die ganze Gemeinde gebetet. Mit dieser
Haltung gingen wir in die Entbindung.
Der kleine Noah
wurde per Kaiserschnitt geholt. Wir hörten seinen ersten Schrei, dann rannte
das OP-Team mit ihm raus. Vier Stunden lang warteten wir auf Informationen.
Dann stellte sich heraus, dass er keine Luft bekommen hatte und blau angelaufen
war. Sein Schluck- und Atemzentrum funktionierte nicht. Seine Luftröhre war wie
ein dünner, labberiger Strohhalm, der sich zusammenkräuselt, wenn man etwas
durchbekommen will. Wir waren ratlos. Es war nicht klar, ob das noch wird. Aber
wir sagten uns: Wir haben einen grossen Gott. Eine Woche lang beteten wir sehr
intensiv um Heilung.
Der grosse
Schock
Tamara mit Noah
Dann erhielten
wir die Diagnose: Noah hat das «Marshall-Smith-Syndrom», ein Gendefekt, der
weltweit nur 35-mal bekannt ist. Schonungslos erfuhren wir die ganze Wahrheit:
Wir werden unser Kind im Rollstuhl schieben. Es wird nie laufen lernen, denn es
hat Glasknochen. Es wird einen Luftröhrenschnitt bekommen und deswegen nie eine
Stimme entwickeln. Es wird nicht schlucken können, braucht einen künstlichen
Magenzugang und wird sein Leben lang künstlich ernährt.
Wir waren am Boden
zerstört. All unsere Hoffnungen platzten wie Seifenblasen. Was für ein bitterer
Moment. Gott schien so weit weg. Und die Enttäuschung sass tief. Warum ist das
passiert? Wie soll es weitergehen? Schlimm waren auch die Nachfragen der
anderen. So viele hatten gebetet und wir mussten ihnen nun sagen, dass es
umsonst war. Es war bitter. Wir hatten so auf Gott vertraut und dann das.
Damals beschlossen wir, eine Pause von Gott einzulegen. Es war einfach zu viel.
Auch die Pflege
von Noah brachte uns an die Belastungsgrenze. Wir waren völlig überfordert und
am Rande unserer Kraft. Dann hörten wir von einem Kinder-Hospiz. Und da Noah
lebenslimitiert erkrankt ist und irgendwann sterben wird, wurden wir dort als
Familie eine Woche lang aufgenommen und bekamen Hilfe bei der Pflege.
Gott führt
auf verschlungenen Pfaden
Es war eine
schöne Zeit im Hospiz und tat uns als Familie unglaublich gut. Ein Jahr später
verbrachten wir noch einmal eine Woche dort und auch ein drittes Mal wurden wir
dort liebevoll betreut und durften Kraft tanken. Nach und nach kamen wir auf
die Beine und gewöhnten uns an den Alltag mit unserem Noah.
Irgendwann kam
mir (Steffen) die Idee, ehrenamtlich im Hospiz mitzuarbeiten. Jetzt waren wir so weit
gefestigt, dass ich anderen Familien helfen wollte. Als ich mit dem
Hospiz-Leiter sprach, riet er mir aber, ein neues Haus zu gründen: für die
Familien, deren kranke und behinderte Kinder nicht am Sterben sind deswegen
nicht vom Hospiz aufgenommen werden können. Erst dachte ich, er ist wahnsinnig.
Ich reiche ihm den kleinen Finger und er nimmt den ganzen Arm. Aber heute weiss
ich, es war ein Gedankenanstoss von Gott. Denn je mehr ich darüber nachdachte,
umso mehr wusste ich, dass ich genau das tun möchte.
So gründete ich
den Verein «Hände für Kinder». Familien mit schwerstbehinderten Kindern können
bei uns Urlaub machen und Entlastung vom schweren Pflege-Alltag finden.
Inzwischen haben wir hier jeden Tag begeisterte Familien, die bei uns eine Oase
finden. Wenn ich sehe, wie viel Gutes aus unserer Situation entstanden ist,
kann ich nur sagen: Das war absolut und eindeutig der Weg Gottes. Die Umwege,
die man manchmal gehen muss, können wirkliche Segenswege sein. Hätte Gott uns
nicht Noah mit seinen Defiziten in die Wiege gelegt, wäre «Hände für Kinder»
nicht entstanden. Er ist mit uns einen segensreichen Weg gegangen und ich bin
gelassen, dass Gott uns auch weiterhin segnen wird.
Hier erzählt
Steffen Schumacher seine Geschichte, ein Beitrag von CBN-Deutschland, Autorin Friederike Lawrenz:
Diese Geschichte wurde mit freundlicher Genehmigung von CBN Deutschland
publiziert.