Made in China unter dem Weihnachtsbaum

Spielzeug

Immer mehr Spielzeug, welches Kinder in Europa an Weihnachten geschenkt bekommen, wird in China hergestellt. Für die chinesischen Arbeiterinnen ist Weihnachten jedoch ein Fremdwort.

In einer chinesische Spielzeugfabrik, geführt von Deutschen läuft die Produktion auf Hochtouren: Holzspielzeug für Europa - zu Weihnachten. Eifrig reiben die Arbeiterin das Schmirgelpapier über die farbigen Holzteilchen. Nicht mehr lange, dann werden Kinder in ganz Europa das Krokodil sowie Steckspiele und Puzzle unter dem Weihnachtsbaum finden. Holzspielzeuge der deutschen Firma Ravensburger. Made in China, berichtet der „Tages-Anzeiger“.

«Weihnachten - was ist das?

Fragt man die Arbeiterin Xie nach Weihnachten, dann gibt sie mit einem scheuen Lächeln zu: «Ich wusste früher gar nichts über Weihnachten. » «Es ist ein Fest für Kinder, Eltern und alte Leute. Zu Weihnachten kommt doch auch der Weihnachtsmann, und es schneit, nicht wahr?» «Weihnachten - ist das nicht das Gleiche wie unser Neujahr?», fragt sie. «Wir Chinesen feiern das Frühlingsfest Ende Januar. Weihnachten ist in China nicht wichtig.»

Zu Weihnachten sind die Strassen in Ningbo mit Lichterketten geschmückt, in der Fabrik steht ein Weihnachtsbaum, so der Tages-Anzeiger. In der Geschäftsleitung in den oberen Etagen wird jedes Jahr eine Weihnachtsfeier durchgeführt. Diese lädt dann die gesamte Belegschaft zu einem grossen Essen ein.» Doch im offiziell atheistischen China ist es noch immer untersagt, ausführlich über den christlichen Hintergrund des Festes zu berichten. So dient Weihnachten in China vor allem der Konsumförderung.

In China dominiert Plastik statt Holz

Holzspielzeug kennt man in China kaum. Die meisten chinesischen Kindern bekommen vorwiegend batteriebetriebene Spielsachen: Die sind billiger, beliebter und werden maschinell in Serie produziert. In der deutschen Holzfabrik hingegen ist die menschliche Arbeitskraft das A und O. Man setzt auf Handarbeit und Qualität. 80 Qualitätskontrolleure üerprüfen nach jedem Arbeitsgang penibel die handgefertigten Teile. In Europa wären die Produktionskosten niemals bezahlbar. Für Chinesen ist dies recht und gut, denn die arbeitsintensive Produktion schafft viele Arbeitsplätze.

Die Arbeiterin Xie arbeitet im Akkord. Je mehr sie arbeite desto mehr Geld verdiene sie, berichtet der Tages-Anzeiger. Normalerweise seien dies etwas über 1000 Yuan im Monat. Das sind ungefähr 170 Franken. Und das Doppelte dessen, was ein Arbeiter in China normalerweise verdient. Da nehme sie auch den Akkordlohn gerne in Kauf. Wer Ausschuss produziert, muss allerdings 20 Prozent der Materialkosten bezahlen. Das sporne an, nicht nur schnell, sondern auch gut zu sein. So funktioniert das Qualitätskonzept der Firma.

Unbekannte Welt

Völlig unbekannt und unbedeutend für sie sind die Zielländer. Das Spielzeug wird in die Schweiz, nach England, Frankreich, Deutschland, Italien geliefert - lauter unbekannte Namen und Länder. Einen etwas tieferen Einblick in die fremde Mentalität und die strenge Reglementierung bekommen laut Tages-Anzeiger all jene Arbeiter, die einmal in die oberen Etagen der deutschen Fabrik vordringen.

Billige Arbeitskräfte

Über 85 Prozent aller Spielwarenimporte nach Europa kommen aus Asien. Davon alleine 62 Prozent aus China. Viele europäische und amerikanische Hersteller lagern ihre Produktion aus, denn China bietet eine gute Infrastruktur, günstige Rohmaterialien und vor allem jede Menge billiger Arbeitskräfte. Allerdings gehe Preisdruck sowie Liefer- und Wettbewerbsfähigkeit oft zu Lasten der Arbeiter. Lange Arbeitszeiten, Unterbezahlung und unzureichende Sozialversicherung in vielen Fabriken seien den Gewerkschaften in westlichen Ländern ein Dorn im Auge.

Quellen: Kath-News/Tages-Anzeiger/Radio DRS

Datum: 24.12.2003
Autor: Antoinette Lüchinger

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