Saudi Arabien – Signale für mehr Religionsfreiheit?

Saudi-Arabiens König Fahd

Saudi Arabien, Hüterin der heiligsten Stätten des Islam, ist selbst wieder Opfer von islamistischen Anschlägen geworden. Die Regierung unter König Fahd steckt in der Zwickmühle: Ein vorsichtiger Reformprozess ist eingeleitet, nächstes Jahr soll es zum ersten Mal so etwas wie Wahlen geben, die den Staat auf eine breitere Basis stellen sollen. Gleichzeitig versucht man den Einfluss der Moscheen unter Kontrolle zu halten.

Der radikal-politische Islam hat längst die Terrorwaffe gezogen. Soll man nun den vom Westen massiv geforderten Reformprozess weiterführen und zum Beispiel auch mehr Freiheit für andere Religionen gewähren, oder macht man sich damit Feinde im eigenen Haus?

Walter Flick ist bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte Referent für Religionsfreiheit. Er hat aus Saudi-Arabien zuletzt ein Hoffnungssignal bekommen: „Ich hatte einen Fall, da waren zwei Kopten verhaftet worden – ein Arzt und ein Zimmerer. Ihnen wurde vorgeworfen, ein nicht-muslimisches Gotteshaus errichten zu wollen. Die sind jetzt aber Anfang November auf Intervention von Prinz Sultan, des saudischen Verteidigungsministers, freigekommen.“

Das ist vorerst jedoch das einzige Zeichen für Entspannung. Bislang, so Flick, gehört Saudi-Arabien weltweit zu den Schlusslichtern in Sachen Religionsfreiheit. 40 Hinrichtungen ohne ordentlichen Prozess hat die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in diesem Jahr gezählt: „Es gibt die Steinigung, es gibt strenge Sharia-Strafen. Auch die Lage der Frau ist misslich: In Saudi-Arabien dürfen Frauen beispielsweise kein Auto steuern und sie dürfen nicht ohne männliche Zustimmung ins Krankenhaus. Auch im Erbrecht und vor Gericht sind sie benachteiligt. Es sind zwar schon Anfang des Jahres durch den Kronprinz Abdullah Reformen angekündigt worden, aber wir sind da sehr skeptisch, ob das nicht doch nur eine Show nach aussen ist.

Prinz Sultan hat im März etwa verkündet, dass er sich die Errichtung von Kirchen im Geburtsland des Islam nicht vorstellen könne und dass das einen Anstoss für alle Muslime bedeuten würde. Also es gibt Ansätze von Reformen, es gab auch vor kurzem eine Menschenrechtskonferenz, aber man muss weiter sehr besorgt darüber sein, was die Menschenrechtslage in Saudi Arabien angeht.“

Quelle: Radio Vatikan

Datum: 17.11.2003

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