Kay Warren, Frau des Megachurch-Pastors Rick
Warren, hat jetzt bekannt, dass sie als Kind in der Kirche sexuell missbraucht
worden ist. Und dass sie sich auf die komplette Heilung von den Folgen dieser
Erfahrung freut.
Kay und Rick Warren
Alle 98 Sekunden wird
in den USA jemand sexuell belästigt. Ein Viertel aller Frauen erleben
irgendwann sexuelle Gewalt. Kirchen sind da keine Ausnahme. Als Sechsjährige
wurde Kay Warren, heute Frau des Megachurch-Pastors Rick Warren, in einem
Kirchengebäude sexuell missbraucht. Diese Erfahrung führte für sie zum Kampf
mit Schuld- und Angstgefühlen, aber auch mit Pornographie in ihrem späteren
Leben. «Ich wuchs in einem sexuell repressiven Haushalt auf; und weil wir uns
schämten, über Sex zu reden, konnte ich niemandem sagen, was ich erlebt hatte»,
erklärte Kay Warren. «Ich hatte keine Worte, keine Sprache dafür. Ich wusste
irgendwie, dass es schlecht war, und ich löschte es aus meinem Gedächtnis aus.
Was mich betraf, war das beerdigt.»
Verdrängung und Doppelleben
Die Folgen dieser
Verdrängung traten allerdings später auf. Die Art, wie sie ihren Körper, Sex und
Beziehungen wahrnahm, einschliesslich «beschämender» sexueller Gefühle,
führte dazu, dass sie sich wie zwei verschiedene Personen erlebte. «Ich war sehr
neugierig über alles, was Sex betraf, aber ich konnte darüber nicht mit meinen
Eltern reden wegen ihrer repressiven Einstellung», erklärte Warren. «Ängste und
Depressionen und sexuelle Anziehung und Handlungen spalteten mich auf –
äusserlich in ein gutes Mädchen und innerlich in ein schlechtes Mädchen, wie
ich dachte.»
Folgen in der Ehe
Kay erlebte, was viele
Missbrauchsopfer erleben: Sie fühlen sich körperlich unwürdig und lehnen ihren
Körper ab. Als sie im College Rick kennenlernte, fühlte sie sich nicht
«würdig», mit ihm zusammenzusein. Obwohl sie heirateten, war in ihr immer ein
«unterschwelliger Schmerz»; es brauchte Therapie, diese Gefühle der Scham zu
überwinden und ihren Mann anzunehmen als jemanden, bei dem sie sich sicher
fühlen konnte.
Der Aller-Missbrauchteste
Der Schlüssel zur
Heilung lag für Kay Warren in der Begegnung mit und Beziehung zu Jesus – einem
Mann, der Frauen «sah» und anders mit ihnen umging, als das andere Fromme
taten. Und der Gewalt und wahrscheinlich auch körperlichen Missbrauch am
eigenen Leib erlebte. Sie zitiert: «Der Gekreuzigte ist der am meisten
Missbrauchte, Traumatisierte und Misshandelte. Er ertrug die Holocausts und
Genozide. Er trug die Massaker, das Hungern, die Armut und die an den Kräften
zehrenden Krankheiten. Er war in der Dunkelheit. Er erlebte den totalen Verlust.
Er wurde von seinem Vater verlassen. Es gibt keine Tragödie, die er nicht von
innen heraus kennt und getragen hat. Das ist unser Retter!»
Heilung ist Prozess
Aber Heilung kommt
nicht in einem Moment. «Meine Heilung geht weiter bis heute», erklärte Kay
Warren; sie hielt fest: «Für Missbrauchsopfer gibt es keine Patentheilung, die
für alle gleich ist.» Sie wandte sich gegen schnelle Lösungen in Kirchen, indem
einfach gesagt wird: «So war das früher, aber, Gott sei gelobt, heute stimmt das
nicht mehr und alles ist geheilt und wunderbar.» Kay Warren: «Manchmal geschieht
das im Leben so, aber manchmal auch nicht.» Heilung sei etwas, das bis heute
jeden Tag in ihrem Leben geschehe. «Jeder Tag bringt mich einen Tag näher zu
der totalen und vollständigen Heilung, nach der meine Seele sich sehnt; sie
kommt, sie gehört mir. Und an dem herrlichen Tag der Auferstehung wird die
vollständige Heilung für immer mir gehören.»