Asterix und der Kirchenbund

«... damit auch Andere durch uns frei werden»

Feiern die Schweizer Reformierten 2017 mit, wenn der Rest der Welt 500 Jahre Reformation begeht? Gottfried Locher, Ratspräsident des Kirchenbundes SEK, nahm vor den Abgeordneten Asterix zu Hilfe. Und appellierte an die Mitgliedkirchen, sich auf eine prägnante Botschaft zu einigen.
Gottfried Locher

Auf die Diskussion um das richtige Jahr fürs Reformationsjubiläum antwortete Gottfried Locher mit dem gallischen Comic-Helden: «Wir befinden uns im Jahr 2017 nach Christus. Ganz Europa feiert das Reformationsjubiläum … ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Helvetiern bevölkertes Land hört nicht auf, dem Jubiläum Widerstand zu leisten.»

Fröhliche Feiern vor Ort

1517 löste Martin Luther in Wittenberg mit seinen Thesen eine Bewegung aus, die das Gesicht des Kontinents veränderte. 1519 begann Huldrych Zwingli am Grossmünster zu predigen. Doch es dauerte Jahre, bis die Orte der alten Eidgenossenschaft die Reformation annahmen (zwischen 1523 und 1536). Gottfried Locher plädierte vor den Delegierten der 26 Mitgliedkirchen in Aarau für ein Doppeltes: zum einen für vielfältige, «fröhliche Reformationsfeiern vor Ort…, keine grossartige Jubiläumsgala, sondern basisnahe reformierte Vielfalt…, klein, fein und ehrlich». Die kantonalen Kirchen seien frei, in dem Jahr zu feiern, in dem ihr Stand vor 500 Jahren die Reformation durchführte.

«Dieses Zeichen ist dringend»

Andererseits sollen die Reformierten mit einer gemeinsamen Botschaft dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn der Rest der Protestanten 500 Jahre Reformation feiert: im Jahr 2017. Sie sollten der Gesellschaft konzentriert darlegen, wie sie aus ihrem Glauben leben, sagte Locher in Aarau. Diese Jubiläumsbotschaft, «die etwas dazu sagt, was es heisst, nahe bei Gott zu sein», sei in allen Kirchen zu kommunizieren. «Es sind nicht 26 Botschäftchen, es ist eine Botschaft. Dieses Zeichen ist dringend.»

Kirche ist kein Verein

Und dies auch, weil die Stimme der Reformierten in den Medien, in der Öffentlichkeit, in der Ökumene und bei den Bundesbehörden erwartet werde. «Viele Türen stehen uns eigentlich offen. Man wartet auf die evangelische Stimme.» Locher zitierte den Berner Synodalratspräsidenten Andreas Zeller: Die Kirche sei kein Verein, sondern eine Gemeinschaft, «die über das Hier und das Jetzt hinausgeht». 

Vertrauen auf Gott – durch Christus

Der Ratspräsident des Kirchenbundes lud die Abgeordneten der Mitgliedkirchen ein, die gemeinsame Botschaft zeitig zu entwickeln. Und ging mit einem eigenen Vorschlag voran. Dafür zitierte er Zwingli: «Also nehmt die Freiheit wahr, die euch Christus geschenkt hat… Jetzt aber seht ihr, wieviel Freiheit und Zuversicht ihr habt in der neuen Erkenntnis und im Vertrauen auf Gott allein, durch Jesus Christus, seinen einzigen Sohn. Von dieser Freiheit und Erlösung der Seele lasst euch nie mehr abbringen!»

Auf den Punkt gebracht

2017, so Locher, könnten die jubilierenden Reformierten vor die Menschen treten mit dem einfachen Satz «Wer glaubt, ist frei». Damit könne sich reformierte Theologie auch im Konzert der Ökumene klarer und nachdrücklicher vernehmen lassen. «Wer glaubt, ist frei: Ist das in der aufgeklärten Postmoderne nicht auch eine ungeheure Provokation? Dass sich der Mensch eben nicht selber befreit, etwa durch seine Vernunft, sondern dass er befreit wird, von Gott durch seinen Sohn?»

Diskussion eröffnet

Mit seinem Vorschlag hat Locher die reformierte Diskussion über eine Jubiläumsbotschaft eröffnet. Der Kirchenbund wird ein Anschlagbtrett online stellen und lädt die Reformierten des Landes ein, ihr Credo in einem Satz aufzuschreiben und einzusenden. Als Beitrag zu jenem historischen Aufbruch vor bald 500 Jahren, der laut Locher «wie kaum ein anderer nach Substanz gefragt hat: die Reformation.»

Das Empfangene weiter schenken

Das Reformationsjubiläum ist für den SEK-Ratspräsidenten eine grosse Chance, bei den Sorgen «um das anhaltende Abnehmen von Mitgliederzahlen und Finanzen» den Kern von Kirche in den Blick zu nehmen: «Wir sind doch nicht Kirche, um Besitzstand zu wahren! Wir sind Kirche, um weiter zu schenken, was wir geschenkt bekommen haben! Dazu hat Gott uns befreit, dass Andere durch uns auch frei werden.»

Video zum Thema:
Reformierte Kirchen lancieren Reformationsjubiläen

Zum Thema:
Homepage des Kirchenbundes

Datum: 18.06.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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