Brückenbauer Charles Colson

Über den Tag hinaus für eine bessere Welt kämpfen

Wenn Christen für eine gerechtere Welt eintreten, wie rasch werden sie müde? Sind sie bereit, Zäune zwischen den Kirchen zu übersteigen, um gemeinsam mit anderen Christen die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen?
Der Kampf für eine bessere Gesellschaft braucht einen langen Atem: Charles Colson

Das US-Magazin Christianity Today wirft diese Fragen in einer Würdigung des im April verstorbenen Sozialreformers und Publizisten Charles Colson auf. Der Jurist Colson, Nixon-Berater und nach Watergate zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, fand 1973 zum Glauben an Christus. Nach der radikalen Wende und der Haft gründete er die Hilfsorganisation Prison Fellowship. Bald wurde er einer der führenden Sprecher der sozial engagierten Evangelicals in den USA.

Wie einst Wilberforce

Von 1985 bis zu seinem Tode schrieb Charles Colson Kolumnen für Christianity Today (CT). Das Magazin stellt ihn in eine Reihe mit dem Briten William Wilberforce, der im frühen 19. Jahrhundert nicht bloss gegen den Sklavenhandel kämpfte, sondern sich auch für bessere Arbeitsbedingungen der Kaminfeger und Textilarbeiter einsetzte, den ersten Tierschutzverein gründete und auf Schul- und Gefängnisreformen drang.

Langer Atem notwendig

Colson, dem humane Haftbedingungen ebenfalls am Herzen lagen, prangerte die Vergewaltigung von Frauen in Haft an. Er hatte nicht allein die USA im Blick und appellierte an Präsident G.W. Bush, Mittel für die AIDS-Bekämpfung in Afrika einzusetzen. Wie Wilberforce, so CT, wusste Colson, dass er zu einer umfassenden (comprehensive) Reform der Gesellschaft berufen war. Und er hatte einen langen Atem. «Er hing nicht der Illusion nach, dass wir die amerikanische Gesellschaft aufgrund einer einzigen Wahl oder Entscheidung des Obersten Gerichts flicken können.»

Christen vereint gegen Nihilismus

Für seine Anliegen suchte Charles Colson, der kein Blatt vor den Mund nahm, wenn ihm eine Sache unter den Nägeln brannte, Verbündete und baute Koalitionen. Dies ist für die CT-Herausgeber im Blick auf die zersplitterte Kirchenszene in den USA höchst bedeutsam. 1994 schrieb er zusammen mit dem prominenten katholischen Theologen Richard John Neuhaus das Manifest Evangelicals & Catholics Together (Evangelicals und Katholiken zusammen). Christen sollten mit ihrer christlichen Weltsicht gemeinsam gegen Werteverfall, Relativismus und Nihilismus antreten. Evangelicals & Catholics Together wurde auf evangelikaler Seite von bekannten Persönlichkeiten wie Bill Bright, James Packer, Os Guinness und Richard Land unterzeichnet, stiess aber wegen theologischen Aussagen auch auf Ablehnung.

Ohne Wahrheit können wir nicht leben

Die CT-Verantwortlichen würdigen das Manifest von 1994 als wichtigen Schritt zur Wahrnehmung der wahren Fronten in der postmodernen Gesellschaft. Christen, so Colson und Neuhaus 1994, sollten miteinander «gegen alles antreten, was Christus und seiner Sache entgegen steht». Sie dürften nicht hinnehmen, dass stark säkularisierte Gesellschaften «in einen moralischen, intellektuellen und spirituellen Nihilismus absinken, der nicht nur den Einen, der die Wahrheit ist, leugnet, sondern die Idee von Wahrheit überhaupt».

Datum: 27.07.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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