Albert Frey im Livenet-Talk

Den Weg zur Auferstehung gehen

Albert Frey war zu Gast im Livenet-Talk.
Die Dichte der letzten Worte Jesu am Kreuz ist enorm. Diese extremen Stimmungen hat Albert Frey in seinem Oratorium dargestellt, wozu er im Talk mit Florian Würthrich einige Einblicke gibt.

Im Livenet-Talk zu «7 Worte vom Kreuz» begegnet der Zuschauer einem leidenschaftlichen, aber theologisch sehr differenzierten Albert Frey. Der bekannte Musiker verrät, mit welchen Gedanken er das Chormusical schrieb.

Zudem wird im Gespräch durch alle sieben Aussagen gegangen und näher hingeschaut. Und genau dieses Hinschauen ist ein Kern des Werkes: dass man nicht zu schnell bei der erlösenden Auferstehung ist, sondern die verschiedenen, teils äusserst schmerzhaften Stationen durchmacht.

Und da wurde «live» mit ganz grosser Kelle angerührt wurde. Eine riesige Crew inklusive 800-köpfigem Chor stemmte das Oratorium.

Historische Worte, aktueller Glaube

Das Grossprojekt hat Albert Frey bereits über mehrere Jahre hinweg begleitet. So ist er dankbar, dass nun die Aufführungen in Deutschland mit Bravour über die Bühne gehen konnten.

Er erwähnt im Talk den Leitgedanken, dass es ein historischer Stoff sei, der mit Texten und Musik neu geformt wurde. Zudem widerspiegeln diese sieben Worte auch seine Lebensphase der eigenen Theologie: «Entscheidend war, dass ich jetzt in einer Entwicklung meines Glaubens bin, wo ich es besonders interessant finde, eine Sache aus mehreren Blickwinkeln zu sehen. Und das bieten uns tatsächlich diese letzten Sätze von Jesus am Kreuz. Eine ganze Welt der Kreuzesdeutung, auch Zugang zu der Botschaft von Jesus öffnet sich  auch das Geheimnisvolle, was sich dadurch ergibt; nicht im Widerspruch, ich würde sagen, durch Ergänzung öffnen sich ganz verschiedene Räume. Das entspricht mir gerade sehr, wie ich Jesus verstehe, wie ich glauben will. Es ist natürlich auch für eine Vertonung spannend, wenn du nicht nur eine Sache hast, sondern sieben.»

Gnade, Vergebung und Rockmusik

«Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun»: Die ersten drei Worte gingen an die Umstehenden und zugleich sei es ein Wort für die ganze Menschheit, meint Frey und erwähnt auch den Begriff Gnade: «So sind wir da auf zweierlei Weise angesprochen. Zum einen, dass wir erkennen: Wir brauchen Vergebung. Das Kreuz steht für Vergebung. Und das Zweite, wir sind natürlich gerufen, uns in der Nachfolge von Jesus auch zu fragen: Wem sind wir aufgerufen zu vergeben? Wie können wir den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt, von ‘Wie du mir, so ich dir’ durchbrechen?»

Beim «Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein» ginge es dann schneller und rockig zu, es käme das Archetypische der Bekehrung zum Zuge, so der Songwriter. Wobei dann bei «Frau, siehe deinen Sohn, Sohn, siehe deine Mutter» die Familie Gottes, ja, sogar eine Patchwork-Familie, im Fokus stehe. Damit wagte sich Frey aus dem Fenster raus.

Von Verlassensein und Durst

«Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» und «Mich dürstet»: Der Chormusical-Direktor meint zum ersten Satz, dass man Theologie nicht als Propaganda nehmen solle, wie im Kommunismus oder Militär nach dem Motto «Alles muss positiv sein, wir gehen von Sieg zu Sieg», sondern der Zuhörer solle mit Jesu Schmerzen in die Tiefe gehen. Die Psalmen und andere Bibelstellen würden dies haufenweise zeigen. Ähnlich sei es mit der zweiten Aussage.

Gespräch mit Grenzen

Florian Wüthrich erwähnt, dass ein Talk dieser Tiefe nie gerecht werde und man nun in die Musik entauchen müsse. Das Hauptziel von Albert Frey war denn natürlich auch keine theologische Masterarbeit, sondern vor allem ein spiritueller Ansatz: «Ich stelle eher die Frage: Wie kann uns das inspirieren, heute Jesus nachzufolgen, wie kann es uns inspirieren, ein weiteres Herz zu bekommen für Menschen, die auch leiden? Unser eigenes Leiden im Spiegel von Jesus zu sehen...»

Bei «Es ist vollbracht!» und «Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!» werde die Rampe für Ostern gebaut, so der Anbetungsmusiker. «Jesus musste sterben, damit diese Trennung von Gott aufgehoben wird. Die kann ich auch dann in meinen Glauben integrieren, wenn sie nicht als einzige Deutung steht, sondern wir haben eben die anderen fünf oder sechs Worte noch mit dazu», und ergänzt: «aber wir müssen den Weg dahin gut erklären.»

Grosse Emotionen und Entourage

Der Songwriter erzählt denn auch von eindrücklichen Zuschauer-Reaktionen: «Die Musik hat mich weggeblasen!» oder «Ich überlege mir nun, wem ich vergeben sollte.» Ein Paar habe auf dem Heimweg kein Wort gesprochen, weil das Werk so eindrücklich war.

Auf der Bühne performten rund 20 Personen, weitere 20 bis 30 waren an der Technik, dazu kamen die Mega-Chöre mit 600 bis 900 Sängerinnen und Sängern, die das Werk einstudiert hatten. Bamberg war der letzte Ort der Tournee 2024 und fasste knapp 3'000 Zuschauer.

Florian Wüthrich verpasste auch nicht die Chance, dem Musical-Leiter seine freudige Hoffnung zu formulieren, dass das Werk wohl zukünftig auch den Weg in die Schweiz finden könnte. Albert Frey antwortete: «Auf jeden Fall sollen in den nächsten Jahren weitere Aufführungen kommen. Also ich hoffe, es klappt»!

Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Albert Frey an:

 

Zum Thema:
Sieben Worte vom Kreuz: Sieben Blickwinkel
Sieben Worte vom Kreuz: «Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!»

Sieben Worte vom Kreuz: «Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein!»

Datum: 26.03.2024
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung