Nasse Füsse als Zeichen

Fusswaschung - was ist das eigentlich?

Fusswaschung
Beim letzten Abendmahl wusch Jesus seinen Jüngern die Füsse, um ihnen zu zeigen, dass er sie liebt und wie sie sich lieben können. Manche Kirchen und Gemeinden praktizieren dieses Zeichen bis heute – oft am Gründonnerstag.

Heute muss ein Anlass wie die Fusswaschung sorgfältig geplant werden. Zur Zeit von Jesus gehörte sie zum Alltag dazu. Wer damals mit Sandalen oder völlig barfuss über staubige Wege lief, der hatte dreckige Füsse, wenn er ein Haus betrat. Dort stand denn oft ein Krug zum Waschen neben der Tür. Wer es sich leisten konnte, der hatte einen Sklaven, der diese Arbeit übernahm. Dass allerdings der Hausherr selbst diese Tätigkeit übernahm, war undenkbar, wenn er sich nicht besonders vor seinem Gast demütigen wollte.

Das doppelte Liebeszeichen

Johannes ist der einzige Evangelist, der von der Fusswaschung berichtet (Johannes, Kapitel 13). Er erklärt sie als ein Zeichen der Liebe Gottes: «Wie er [Jesus] die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.» Als Zeichen dafür band sich Jesus einen Schurz um und wusch den Jüngern vor ihrer letzten gemeinsamen Mahlzeit die Füsse. Auf Petrus' Protest hin meinte er: «Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber danach erkennen» – sprich: Es hatte eine geistliche Dimension, es ging nicht nur darum, die Füsse zu säubern.

Wieder beschwerte sich Petrus, doch Jesus erklärte ihm: «Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keine Gemeinschaft mit mir.» Seine weitere Erklärung verdeutlicht, dass er nicht von Rettung sprach, sondern von anhaltender Gemeinschaft. Die war und ist tatsächlich darüber möglich, dass frisch dazugekommene Schuld immer wieder abgewaschen wird. Und Jesus gab in der Fusswaschung das Signal: «Ich mache das zur Chefsache und kümmere mich selbst darum.»

Der zweite Aspekt wird damit deutlich, dass Jesus anschloss: «Ein Vorbild habe ich euch gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.» Immer wieder gab es Streitereien unter den Jüngern, wer unter ihnen wohl der Grösste und Wichtigste wäre. Die Aufforderung von Jesus, einander zu dienen, beziehungsweise sich in der Vergebung zu unterstützen, war ein deutliches Signal, sich nicht nur von Gott lieben zu lassen, sondern diese Liebe weiterzugeben. Im 1. Johannesbrief, Kapitel 4, Vers 11 bringt der Apostel dieses doppelte Liebeszeichen später noch einmal auf den Punkt: «Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, so sind auch wir es schuldig, einander zu lieben.»

Sakrament oder überholte Praxis

Der biblische Befund ist hier recht klar, doch was bedeutet das für uns heute? Etliche Christen betonen den zeichenhaften Charakter der Fusswaschung und weisen darauf hin, dass sie als besondere Aktion zum Beispiel von Paulus nicht mehr erwähnt wird – ganz anders als das Abendmahl. Sie halten die Fusswaschung damit für ein reines Symbol. Wer heute danach handeln möchte, kann den Menschen auf andere Art und Weise dienen.

Andere sehen Fusswaschung zwar als symbolische Handlung, doch sie integrieren diese zu besonderen Gelegenheiten in die Gottesdienste oder spezielle Veranstaltungen. Die meisten orthodoxen Kirchen, die katholische Kirche und auch viele Protestanten handeln so. Oft wird der Gründonnerstag – der Tag des letzten Abendmahls – dafür verwendet.

Einige Gemeinden, die ihre Wurzeln in der deutschen Täuferbewegung haben, verstehen die Fusswaschung als ein Sakrament, nicht in dem Sinne, dass sie zum ewigen Leben notwendig wäre, aber als von Jesus selbst gestiftetes Zeichen, das bis heute umgesetzt werden sollte: «Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füsse gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füsse waschen.» (Johannes, Kapitel 13, Vers 1-20) Sie praktizieren die Fusswaschung regelmässig in ihren Gottesdiensten.

Ein starkes Zeichen

In jedem Fall geht von der praktizierten Fusswaschung eine starke Signalwirkung aus. Das wurde zum Beispiel deutlich, als Papst Franziskus begann, nicht nur ausgewählten Laien die Füsse zu waschen wie seine Vorgänger, sondern zwölf inhaftierten Frauen und Männern einer Strafanstalt bei Rom. Plötzlich war der kirchliche Ritus wieder relevant geworden. Ähnliche Wege gehen katholische, evangelische oder freikirchliche Christen, wenn sie auf dem Marktplatz ihres Ortes ein Dutzend Stühle aufstellen und Schüsseln mit warmem Wasser bereithalten, um Passanten, die dies wünschen, die Füsse zu waschen. Es wirkt zunächst fremd, kann aber eine Botschaft der Liebe sein, die ankommt.

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Datum: 05.04.2023
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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