Stress lass nach

Wo gestresste Familien Hilfe finden können

Die Folgen der Corona-Pandemie stressen viele Familien. Stress ist aber vielfach ein bekanntes Problem. Der Familienpunkt Seeland hilft gestressten Familien. Ein interessantes Vorzeigeprojekt.
Gestresster Vater mit Familie im Hintergrund
Silke Schurig

Gerade rechtzeitig vor der Corona-Pandemie wurde 2017 der «Familienpunkt Seeland» in Lyss gestartet. Es handelt sich um einen Verein, der Kirchen und Organisationen wie die Südkurve Lyss zusammengeführt hat, um bedrängten Familien zu helfen. Er führt Menschen mit Familienerfahrung zusammen, die freiwillig die verschiedensten Aufgaben übernehmen, um gestresste Familien zu unterstützen. Koordinatorin der Arbeit ist die Psychologin Silke Schurig. Platz hat die Initiative im alten Pfarrhaus in Lyss gefunden. 

Der Verein versteht sich als Begegnungsstätte für Familien mit dem Ziel, «Familien in unserer komplexen Gesellschaft jederzeit Zugang zu Beratung und fachlicher Unterstützung zu bieten». Er will nach eigenen Angaben auch «Versorgungslücken für Familien schliessen».

Aufwändige Konzeptarbeit

An der Online-Tagung des Forums Ehe und Familie (FEF) erläuterte Silke Schurig am 12. März 2021 auch die Geschichte und die Arbeitsweise des Vereins, der aufgrund einer Bedürfnisanalyse entstanden ist. Es habe sich gezeigt, dass die Kirchen von den Anfragen von problembelasteten Familien überfordert waren und deshalb ein gemeinsames Angebot mit konkreten Angeboten machen wollten. Dazu habe eine SWOT Analyse gehört wie auch Anfragen bei Stiftungen und Spendern für die Finanzierung der Arbeit. Denn die Angebote sind kostenlos. 

Vom Botengang bis zur Integrationshilfe

Das Angebot wird heute durch ein sehr breites Spektrum von Familien in Anspruch genommen: Alleinerziehende, ältere Menschen, Arbeitslose, gestresste Elternpaare... Ein wichtiger Arbeitszweig sei auch die Integrationshilfe für Menschen mit Migrationshintergrund geworden, so Silke Schurig. Sie hat dazu ein Netzwerk von Freiwilligen aufgebaut und betont dabei die fachliche Begleitung und Ausbildung der Beteiligten. Weitere Freiwillige, die meistens aus den lokalen Kirchen kommen, seien willkommen. Es habe sich bewährt, Freiwillige auch durch öffentliche Ausschreibung zu suchen. 

Das Angebot des Vereins ist mittlerweilen schon fast grenzenlos. Es reicht von Alltagshilfen wie Botengängen über Beratungsangebote, zum Beispiel in Lebenskrisen, über Treffpunkte für Mütter oder Jugendliche bis hin zu verschiedenen Gruppenangeboten, wie ein Blick in die Webseite des Vereins zeigt. 

Niederschwellige Angebote gefragt

Von Seiten der Veranstalter der Tagung betonte Marc Peterhans, Leiter der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik ICP, es gebe einen hohen Bedarf an solchen niederschwelligen Angeboten für Familien. Allerdings sei die Unterstützung von psychosozial hoch belasteten Familien anspruchsvoll. Ein Teilnehmer gab zu bedenken, dass gerade Freiwillige aus Kirchen bzw. ihre Familien durch solche Engagements selbst an Grenzen kommen können.

Gesellschaft stresst Familien

An der Tagung gab Marc Peterhans zudem eine Übersicht über die Stressfaktoren für Familien und stellte die rhetorische Frage, ob Familien mit zwei und mehr Kindern angesichts der Anforderungen durch die heutige Gesellschaft nicht schon eine Überforderung darstellen könnten. Denn diese verlangt von beiden Eltern immer stärker ein berufliches Engagement, ohne sie bei der Betreuung von Kindern und älteren Familienangehörigen genügend zu unterstützen. Paul Liniger, Dozent an der ICP und Familienberater, gab eine Reihe von Hinweisen darauf, wie Stress in Familien abgebaut werden kann.

Sehen Sie sich auch den Livenet-Talk mit Susanna Aerne zu diesem Thema an:

Zur Webseite:
«Familienpunkt Seeland»

Zum Thema:
Susanna Aerne im Livenet-Talk: «Lade den beruflichen Stress vor der Haustüre ab!»
Perfektionismus: Der Beziehungskiller für Familien
Fünf heisse Eisen: Der eigenen Familie vom Glauben erzählen…

Datum: 16.03.2021
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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