Wird er von Gott gekittet?

Riss in der Perle des Indischen Ozeans

Die sri-lankische Christin Nicole Parakrama erklärt, wie der Bombenanschlag 2019, die strengen Covid-Beschränkungen und die Wirtschaftskrise dazu geführt haben, dass ihr wunderschönes Land Sri Lanka dringend Gebet braucht.
Kandy in Sri Lanka (Bild: Pexels)

Sri Lanka – einst bekannt als «die Perle des Indischen Ozeans» – ist reich an Geschichte und Kultur. Gesegnet mit einer Fülle an natürlichen Ressourcen, ist die Nation berühmt für ihren Tee, ihre Gewürze sowie die gastfreundlichen Menschen.

Als Kind zweier Kulturen – die Mutter stamm aus Sri Lanka, der Vater aus England – fühlteNicole, dass Sri Lanka das Land ist, in welchem sie Wurzeln schlagen wollte. «Nachdem wir gerade einen 30 Jahre währenden ethnischen Krieg hinter uns gelassen hatten, begannen wir, auf eigenen Füssen zu stehen, und wurden sogar zu einem Land mit mittlerem Einkommen. Leider hatten wir nicht viel Zeit, diesen Status zu geniessen.»

Bei dem Bombenanschlag zu Ostern 2019 wurden 250 Menschen – darunter 45 Kinder – an einem der heiligsten Tage des christlichen Kalenders in ihrem Gotteshaus getötet. «Sicherlich weinte Jesus selbst mit den Trauernden an diesem Tag, und das Land wurde davon erschüttert.» 

Inselweite Ausgangssperre

Nicht einmal ein Jahr später kam Covid und eine extreme Reaktion der Regierung. «Statt eines Lockdowns wurde plötzlich eine inselweite Ausgangssperre verhängt. Die Menschen durften ihre Häuser aus keinem Grund verlassen, ansonsten wurden sie verhaftet. Da wir unvorbereitet waren und es noch keine Online-Lebensmittelportale gab, sahen wir uns einer äusserst beunruhigenden Zeit gegenüber – wir wussten nicht, wie wir unsere Familien ernähren sollten.»

Die Ausgangssperre dauerte mehr als zwei Monate, Lebensmittel-LKWs brachten etwas Nahrung und unzuverlässige und zeitaufwändige Online-Bestellungen wurden möglich.

Bereits nächste Krise am Horizont

«Gerade als wir dachten, dass die Bedrohung durch Corona nachlässt und das Leben wieder eine Art Normalität annimmt, geriet unser Land ohne Vorwarnung in eine Wirtschaftskrise», erinnert sich Nicole Parakrama.

Nicht zuletzt bedingt durch den Wegfall der Tourismus-Einnahmen schrumpften die Devisenreserven. «Ab März dieses Jahres begann eine neue Phase der Unsicherheit – monatelange Engpässe bei Benzin, Kochgas, Grundmedikamenten und Lebensmitteln folgten.»

Das konnte beispielsweise so aussehen: «Ich erinnere mich daran, wie mein Mann um vier Uhr morgens aufwachte und zehn Stunden lang an der Tankstelle wartete – dieser ging der Treibstoff aus, als er nur noch zwei Wagen vor dem Ziel war. Es war sein Geburtstag… Meine Schwiegereltern kochten ihre Mahlzeiten auf Lagerfeuern, und Brennholz war sehr gefragt. Frische oder gekochte Lebensmittel konnten nicht gelagert werden, da die täglichen Stromausfälle von zwei bis zehn Stunden die Kühlschränke unzuverlässig machten.»

Sieben Monate Stromausfälle

Nicole Parakrama bedauert: «Die Selbstmordrate steigt von Tag zu Tag, da die Eltern unter dem Druck, für ihre Kinder sorgen zu müssen, zusammenbrechen. Die Inflationsrate in Sri Lanka ist die vierthöchste der Welt und hat in diesem Jahr die 100-Prozent-Marke erreicht. Die täglichen Stromausfälle dauern nun schon den siebten Monat an.»

Im Laufe dieser schwierigen Monate wurde die korrupte Regierungskaste von einer weitläufigen Protestbewegung abgestreift.

Geist der Erweckung

Die christliche Gemeinschaft in Sri Lanka ist mit einem Anteil von sieben Prozent stark in der Minderheit. «Es gibt jedoch einen Geist der Erweckung, die Kirche ist aktiv und wächst. Ich glaube, dass dies eine Zeit ist, in der Korruption und Böses aus den Schatten ans Licht kommen und Festungen zum Einsturz gebracht werden. Gott gibt sich in Sri Lanka zu erkennen.»

Nicole Parakrama bittet um Gebet, «dass die in die Knie gezwungene Nation Sri Lanka Gott findet. Dass die Unterdrückung der Minderheiten und der Entrechteten nie wieder vorkommt und dass eine echte Versöhnung zwischen allen religiösen und ethnischen Gruppen stattfinden kann. Dass die Hexerei und der Okkultismus, die so weit verbreitet sind, als die falschen Götter entlarvt werden, die sie sind. Dass die Menschen sich stattdessen Jesus zuwenden und dass die Kirche in dieser Zeit gestärkt wird, um fest und geeint zu stehen und das Salz und Licht für eine verletzte Nation zu sein.»

Zum Thema:
Licht im Dunkel: So verlief der GO Month in Sri Lanka
Nach 29 Toten in der Kirche: Sri Lanka: Pastor der Zionskirche vergibt Attentätern
Drei Monate nach Anschlägen: Sri Lanka: Veränderte Haltung gegenüber Christen

Datum: 21.10.2022
Autor: Nicole Parakrama / Daniel Gerber
Quelle: Woman Alive / Übersetzung: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung