Brasiliens Fussball-Profis beten und singen vor jedem Spiel

Die Einheit unter den Spielern ist gross.
Die Mannschaft, welche nach dem Sieg im „Confederations Cup 2005“ im Kreis niederkniete und betete – darunter die sieben Spieler mit den weissen "Jesus-Leibchen".

Für Brasiliens Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira ist der WM-Titel aus eigener Kraft nicht zu schaffen. «Wir müssen beten, um unser Ziel zu erreichen», sagte Parreira nach dem Triumph der gelb-grünen Ballkünstler beim Confederations Cup 2005. Viele erinnern sich an die Szene im Frankfurter Stadion, als die brasilianischen Spieler nach dem 4:1 über Argentinien im Kreis niederknieten und beteten.

Sieben von ihnen waren besonders inbrünstig bei der Sache. Sie – allesamt Mitglieder der Vereinigung «Athleten Christi» - trugen weisse T-Shirts mit der Aufschrift «Jesus liebt dich».

«Dadurch wurde ein Samen in die Herzen unvorstellbar vieler Menschen eingepflanzt», frohlockte Alex Dias Ribeiro, der die Aktion eingefädelt hatte. Bei der WM 2006 wird der Chef der gut 6.000 «Athleten Christi» erneut im Umfeld der «Seleção» wirken. 1994 hatte der frühere Formel-1-Rennfahrer Brasiliens WM-Titel auf die Anwesenheit von sechs evangelikalen Kickern in der Siegermannschaft zurückgeführt.

Menschen zu Jesus bringen

Zur frommen Riege heutiger Stars gehören Bundesliga-Profis wie Zé Roberto oder Lúcio. Sie sind die Aushängeschilder der evangelikalen Bewegung im brasilianischen Fussball. In den meisten Profiklubs Brasiliens gibt es eine Gruppe freikirchlicher Aktiver, so auch in Lúcios früherem Verein Internacional Porto Alegre.

Wortführer bei Porto Alegre sind die Verteidiger Ceará (25) und Rubens Cardoso (29). Vor jedem Match scharen sie einige Mitspieler um sich, mit denen sie eine Stunde lang beten und singen. Ein Mal pro Woche versammeln sie sich privat im Familienkreis. «Fussball ist der Weg, über den wir andere Menschen zu Jesus bringen wollen», sagt Ceará.

Jesus-liebt-dich»-T-Shirt verboten

Der Missionierung im Stadion sind allerdings Grenzen gesetzt. Die Zeiten, in denen sich christliche Stürmer beim Torjubel ihr Vereinstrikot vom Leib rissen, um ein «Jesus-liebt-dich»-T-Shirt zum Vorschein zu bringen, sind auch in Brasilien vorbei. Das entsprechende Verbot haben nicht zuletzt die Sponsoren der Vereine durchgesetzt. Erschwert werde ihr Wirken zudem durch den starken Einfluss afrobrasilianischer und spiritistischer Religionen in den Vereinen, sagen die evangelikalen Profis. Diese Glaubensrichtungen hätten etwas «Teuflisches», finden sie.

Bibelrunden vermitteln Sicherheit

Für Nachwuchsspieler wie Ricardo Jesus da Silva (19) hat Lúcios Manager eine wöchentliche Bibelrunde organisiert. «Mein Glaube gibt mir Sicherheit im harten Konkurrenzkampf», sagt Silva, der nur selten in der A-Mannschaft spielt. Nationalspieler Lúcio, der bei Bayern München Millionen verdient und in einem Armenviertel von Porto Alegre ein Sozialprojekt unterstützt, ist für diese Kicker ein doppeltes Idol - als erfolgreicher Profi und als «Athlet Christi».

Datum: 27.04.2006
Quelle: Epd

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