«Sonntagsjass»

Das Evangelium in den Jasskarten

Jassen steht nicht im Ruf einer frommen Spielkultur. Wieviel christliche Symbolik sich hinter und vor den Spielkarten versteckt, hat der Berner Pfarrer Ruedi Heinzer entdeckt. Er gibt frommen Jassern einen Steilpass zum Gespräch.
Mann mit Jasskarten
Ruedi Heinzer
Buch «Sonntagsjass»

Auf diese Idee musste erst mal einer kommen: dass das Jassspiel voller christlicher Symbolik ist. Der ehemalige Berner Pfarrer und Ratsmitglied des SEK, «Feld- und Radioprediger», wie er sich selbst vorstellt, mit Wurzeln in den Vereinigten Bibelgruppen (VBG), hatte diese Idee und setzt sie verblüffend, garniert mit vielen tiefen geistlichen Einsichten, in einem Büchlein mit dem Titel «Sonntagsjass» um.

Vom SEK-Ratspräsidenten Gottfried Locher bekommt er im Vorwort die Bestätigung: «Jassen für Gott und die Welt? Das funktioniert erstaunlich gut. 'Der Jass trainiert unseren Hoffnungsmuskel', könnte man das Programm dieses Büchleins zusammenfassen.»

Spielen mit gutem Gewissen

Ruedi Heinzer ist sich selbst sehr bewusst, dass Jassen auch etwas Anrüchiges hat. Vieles spreche gegen jassen, nicht zuletzt, weil Spielkarten auch für Wahrsagerei missbraucht würden. Doch er weiss Martin Luther auf seiner Seite, der einmal sagte: «Suche also die Gesellschaft, spiele Karten oder anderes, was dir Spass macht. Das sollst du mit gutem Gewissen tun – denn Schwermut kommt nicht von Gott, sondern vom Teufel.»

Die Weisheit spielt vor Gott

Aber auch wer nicht jasst oder es schon jahrelang nicht mehr getan hat, kann aus dem Büchlein Gewinn ziehen. Die 36 Kapitel (so viele Karten hat ein Jassspiel) können einzeln als tägliche Andacht gelesen werden. Denn jedes enthält vertiefte Überlegungen zu einer Karte, zu Weis, Trumpf und Bieter, oder auch zum Gewinnen und Verlieren. Immer werden dazu biblische Aussagen abgerufen und vertieft – als geistlichen Anstoss für den Tag. In Kapitel 34 wagt er die Aussage: «Erlöste spielen!» Denn: «Dass ein Mensch spielt, zeigt, dass er sich entlastet und erlöst fühlt.» Heinzer erwähnt dazu Sprüche, Kapitel 8, Vers 30, wo die Weisheit bei der Erschaffung der Welt vor Gott spielt: «Ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Freude an den Menschen.»

Aus der Stille geboren

Zuletzt räumt Heinzer selbstironisch ein, dass auch er sich gefragt habe: «Wie kann man nur auf die Schnapsidee kommen, Theologie im Jassen zu suchen?» Doch die Idee sei aus der Stille gekommen: «Der Ruhestand schenkt mir viel mehr Stille. So kam ich auf Ideen und spielte gedanklich mal vor mich hin, und 'nichts zu suchen, das war mein Sinn'. Dass aus der Spielerei nun 36 Karten wurden, lässt mich noch immer staunen.»

Zum Buch:
Sonntagsjass

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Datum: 21.04.2019
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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