Der Aufstieg – die Stille – der Brunnen –
Berg und Tal: In «Hüttenzeit» geht's richtig zur Sache. Da ist von
Hüttenzauber mit Kaminfeuer und romantischem Kerzenlicht die Rede, aber auch
von den Strapazen des Aufstiegs und des Unterhalts des geliebten Refugiums.
Von
Anstrengung und Schweiss wie vom verdienten, kühlen «Calanda» nach getaner Arbeit. Von der Genugtuung auf dem Gipfel
nach dem langen Aufstieg wie vom Winter, der den Zugang zum Paradies auf Zeit erschwert.
Was das Buch so besonders (lesenswert) macht, sind die Parallelen zum realen
Leben.Daniel Zindel, Theologe,
Gesamtleiter der «Stiftung Gott
hilft» (Zizers GR), Coach und
Autor, hat's gern einfach gemütlich: einfach, gemütlich. «Ich werde in Ihnen die Sehnsucht
nach einer abgeschiedenen Hütte in den Bergen wecken, wo alles einfach wird», schreibt er im Vorwort. Diese
erlebt er selber als willkommenen, einsamen Rückzugsort, zu zweit mit seiner
Frau als Ort der Begegnung und Beziehung.
Wer sehnt sich
nicht ab und zu nach etwas Distanz zur Hektik des Alltags? Auf eine feine Art
vermittelt Zindel Eindrücke vom Leben in einer idyllisch gelegenen, einfach eingerichteten
Hütte. Gleichzeitig negiert er die Herausforderungen nicht, die damit verbunden
sind: Einsamkeit, jede Menge Kuhmist und Fliegen, klirrende Kälte am Morgen.
Das Spezielle am Buch sind die Verbindungen, die Zindel zwischen seinen «Hüttenzeiten» und dem Engagement als Berufsmann, Ehepartner, (Gross-)Vater
und Christ schafft. Ob bei der fast endlosen Weitsicht in den Bergen oder beim Fokus
auf einen einzelnen Aspekt des täglichen Lebens: Zindels Einsichten sind oft
überraschend, aber immer anschaulich und nachvollziehbar.
Der Weg ist das Ziel
…und wenig oft
viel: Das könnte als Fazit über Zindels neustem Werk stehen. Die eigene
Komfortzone verlassen kann man auch dann, wenn das Ziel nicht eine Hütte in den
Bündner Bergen ist. Leben ist mehr als das Aneinanderreihen von Tagen und
Wochen, die sich kaum voneinander unterscheiden. Wie ganz anders leben
Menschen, die bewusst den Kontakt zum Schöpfer suchen! Das kann in den Bergen,
in einer Hütte sein, muss aber nicht. Deshalb finden sich im Buch immer wieder
Einfügungen, die das Gesagte in den Kontext der Leserinnen und Leser
übertragen. «Im Tal ist meine Hüte», heisst's dann etwa, oder auch «In der
Stadt ist meine Hütte». Mit wertvollen, gut beschriebenen (Humor
inklusive!) Passagen macht der Autor Mut, im Alltag und im Leben den eigenen
sicheren Ort zu finden und diesen bewusst zu gestalten.
Fast wie ein Ferncoaching
Den real
existierenden Alltag mit dem Hüttenleben zu vergleichen, darauf muss man erst
mal kommen. Daniel Zindel schafft es, selbst zu kleinen Details Parallelen zum
Alltag herzustellen. So bekommt man sehr viel zum Thema «Hüttenzauber» mit –
und gleichzeitig eine interessante Aussensicht zum Leben im Allgemeinen. Da
entsteht so etwas wie ein entspanntes Ferncoaching. Denn in vielem ähneln sich «Hütte»
und Leben. Auf den rund 180 Textseiten tun sich überraschende Perspektiven auf.
Etwa diese: «Die Stille stillt
nicht einfach automatisch. Sie muss auch aktiv gestaltet werden.»
Daniel Zindel
präsentiert ein Buch mit Mehrwert. Eindrücklich die Passage, wo der Autor
weitab vom Schuss an ein bevorstehendes Referat erinnert wird. Laptop hervorholen und vorbereiten, ist
Zindels erster Gedanke. Es geht auch anders: die Stille suchen, Gott um Rat
fragen, warten und hören. Gemeinsam entdecken Autor und Lesende so das
Geheimnis der «geballten inneren Kraft, die von Gott kommt».
Ich las Zindels
Buch abschnittsweise, mal im Zug, mal auf der Terrasse oder vor dem
Schwedenofen. Die Botschaft von der bereichernden Einfachheit des
(Hütten-)Lebens kommt überall an, wo der Geist wach und das Herz offen bleibt.
In Kürze
«Hüttenzauber.
Bergweisheiten für das gute Leben im Tal» (als Print und E-Book) berichtet von Daniel Zindels Rückzugsort, seiner Hütte in den Bergen. Hier kommt
er zur Ruhe, begegnet Gott, wird inspiriert und gestärkt für das Leben (im Tal).
Die gekonnt gezogenen Parallelen zum Leben als Christ machen das Buch zu einem
wertvollen Begleiter.
Vom gleichen
Autor sind u.a. «Lieben, leiten, leben» und «Geistesgegenwärtig führen»
erschienen.
Ein Buch für: alle, die der Stille auf die Spur kommen
möchten, für Wahrheitssucher und für Menschen, die einen neuen Blick für Detailansichten
entwickeln wollen.
Weniger geeignet für: oberflächliche Menschen, TV-Freaks
und überzeugte Insulaner.