Hilfe für Lernende und Lehrabbrechende

"kabel", die kirchliche Fachstelle für Lehrlingsfragen, unterstützt im Kanton Zürich Lernende wie Lehrabbrechende unabhängig, überkonfessionell, vertraulich und kostenlos. Getragen wird sie von der römisch-katholischen und der evangelisch-reformierten Kirche.
Azubi schraubt
Urs Solèr

Die Presseagentur Kipa hat mit Co-Stellenleiter Urs Solèr gesprochen.

Herr Solèr, was bedeutet der Begriff "kabel"?
Urs Solèr:
Kabel steht für kirchliche Anlauf- und Beratungsstelle für Lehrlingsfragen. Es gibt unsere Organisation im Kanton Zürich bereits seit 18 Jahren und zwar in Zürich, Winterthur und Uster. Seit kurzem sind wir auch in Affoltern a. Albis und in Horgen präsent. kabel nimmt den diakonisch-seelsorglichen Auftrag der Kirchen wahr und setzt ihn im Bereich der beruflichen Grundbildung konkret in die Tat um.

Was steht bei der Beratung im Vordergrund?
Wichtig ist einerseits die fachlich qualifizierte Beratung. Andererseits wollen wir uns aber auch die Zeit zu nehmen, die Ratsuchende brauchen, um die persönlichen Themen zu besprechen. Vielleicht haben die Fragen nicht unmittelbar mit der Lehre zu tun, können diese aber beeinflussen oder behindern. Wir bieten keine psychologischen Beratungen oder Therapien an, verweisen aber bei psychischen Störungen wie Depressionen oder Suchtproblemen an geeignete Fachstellen und begleiten die jungen Menschen auch dorthin.

Erfüllen die Berufsberatungen nicht dieselben Aufgaben wie kabel?
Nein, für Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen ist kabel beispielsweise nicht primär die Anlaufstelle. Für die erste Berufswahl sind die kantonalen Berufsberatungen und das Berufsinformationszentrum (biz) zuständig. Als Fachstelle für Lehrlingsfragen ergänzt kabel die vorhandenen staatlichen und privaten Angebote.

Im Speziellen für Lehrabbrechende füllt kabel eine Lücke auf der sozialen Landkarte im Kanton Zürich. Das vernetzte Zusammenarbeiten mit anderen Fachstellen, mit Bezugspersonen der jungen Menschen und die Mitarbeit in Kommissionen und Arbeitsgruppen ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit.

Ist Lehrabbruch ein häufiges Problem?
Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt redet von Lehrvertragsauflösung - nicht von Lehrabbruch. Aber de facto ist es dasselbe, nämlich eine grosse Krise für die Lernenden wie für ihr Umfeld. Im Kanton Zürich werden jährlich rund 3000 Lehrverträge aufgelöst, was rund acht bis neun Prozent aller Verträge ausmacht.

Was sind die Gründe dafür?
In erster Linie ist es die falsche Berufswahl. Nicht selten spielt aber auch die "Chemie" nicht, was sich unmittelbar auf den Ton und das Klima im Betrieb auswirkt. Fehlende Motivation kann die Folge sein. Manchmal führen auch zu schlechte Leistungen zu einem Lehrabbruch.

Wie soll bei einem Lehrabbruch "richtig" reagiert werden?
Die Lernenden sollen sich vor allem fachliche Hilfe holen. Denn oft wird ein Lehrabbruch als demütigend empfunden, dabei kann er auch zur Chance werden. Wichtig ist auch, sich rechtlich zu orientieren. Beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt kann zum Beispiel nach Adressen für Fortsetzungslehren gefragt werden.

Gibt es weitere Themen, welche die Ratsuchenden stark beschäftigen?
Häufig wird gefragt: Was mache ich, wenn mir der Beruf nicht gefällt? Wie viele Überstunden darf der Chef von mir verlangen? Ich habe schlechte Noten, kann da kabel auch helfen? Ich werde vom Chef kritisiert und/oder schikaniert; was soll ich tun, um die Situation zu verbessern? Auch Schwierigkeiten im Elternhaus kommen immer wieder zur Sprache: kabel bietet das Gespräch an, versucht zu vernetzen und einen Schritt weiterzukommen.

Gibt es bei Ihnen auch Lehrstellen?
Nein, zwar bieten die beiden Zürcher Landeskirchen und diverse Kirchgemeinden im Kanton Lehrstellen an, aber wir sind keine Lehrstellenbörse. Was wir anbieten können, sind praktische Tipps und Unterstützung, bis der passende Ausbildungsplatz gefunden ist.

Datum: 28.09.2009
Quelle: Kipa

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