Virtuelle Realität und Glaube

Computerkopf
Datenbrille
Plattine
Sendemast
Bernfried Schnell

Es herrscht eine unglaubliche Unwissenheit bezüglich der Errungenschaften, Auswirkungen und Manipulationen zum Thema „ virtuelle Realität“ in unserer Gesellschaft. Pastoren und Mitarbeiter aus allen Arbeitsbereichen sollten in Medienkompetenz geschult sein, da die Medien und die Virtualität in unserer Gesellschaft dramatisch an Bedeutung gewinnen. Dabei geht es nicht um eine Verteufelung der Computertechnik und deren Möglichkeiten, sondern um die verantwortungsvolle Auseinandersetzung im gesellschaftlichen und christlichen Bereich. Wer gibt den Gemeinden, Kirchen, Seelsorgern Hilfen und Antworten?

Sein oder Schein

Virtuell bedeutet künstlich - virtuos. Virtuelle Realität ist eigentlich ein Widerspruch in sich, entweder ist etwas künstlich oder echt. Durch digitale Daten versucht man die Realität zu ersetzen. Die Materie, das Stoffliche, wird sonst durch die Sinne vermittelt. Deswegen sagen wir: Das Glas auf dem Tisch ist echt. Man kann es sehen, betasten usw. In der virtuellen Realität hingegen geht es darum, auch dem nicht Materiellen eben diese Präsenz zu verschaffen.

„Der Unterschied zwischen Realem und Imaginärem (Bildhaften) wird durch die Technologie der Simulation zunehmend in Frage gestellt. Es stellt sich das Problem einer Neubestimmung des Verhältnisses von Sein und Schein und seiner kulturellen Bedeutung ... Die Logik der Simulation formt die Wirklichkeit so weit, dass sich in letzter Konsequenz ein Verzicht der Wirklichkeit einstellt.“ Zitat Constantin von Barlöwen: Der Mensch im Cyberspace“

Unsere Gesellschaft erlebte in den letzten Jahren einen dramatischen Machtwandel bezüglich der Medien und der Relevanz des virtuellen Raumes. Alle Lebensbereiche sind davon betroffen - die Technik ebenso wie die Wirtschaft und die Politik. Daraus folgt, dass eine Gesellschaft, die mit virtuellen Daten umgehen kann und sie beherrschend einsetzt, einen grossen Machtvorteil gegenüber anderen Gesellschaften und Staaten hat und die unterliegenden Staaten beeinflussen und manipulieren kann. Diese Macht wird auch tatsächlich schonungslos ausgenutzt.

Kriege werden heute in einem dramatischen, fast unbekannten Übermacht von denen gewonnen, die mit virtuellen Daten professionell umgehen können. Durch den beherrschenden Umgang mit virtuellen Daten und dem Zerstören von gegnerischen Daten hat der Umgang mit digitalen Daten einen nicht zu unterschätzenden militärischen Vorteil, um nur ein Beispiel zu nennen.

Immer mehr Konzerne und Firmen werden zum weltweiten virtuellen „Spiel ohne Grenzen“ – wer sich hier nicht auskennt ist schnell verkauft und ausverkauft – welche japanischen, amerikanischen, taiwanesischen, schweizer oder deutsche Besitzer und Gesellschaften interessieren die Mitarbeiter auf einem anderen Kontinent, wenn es um den Aufkauf von Technologie geht. Der Mensch entspricht dabei fast einem wertlosen Cyber-Bot, einem digitalen Menschwesen.

Die Gesellschaft verändert sich immer rasanter, wir stürzen uns in virtuelle Abenteuer „Parallelwelten“ und können kaum die Folgen abschätzen. Dabei sind unsere Kirchen und Gemeinden oft hoffnungslos überfordert Antworten in diesem virtuellen Mediendschungel zu finden und zu geben.

Hier nur einige Szenarien, die unser gegenwärtiges und zukünftiges Leben beeinflussen und bestimmen werden:

Sexualität und Leben auf Distanz

Mit Hilfe eines biokybernetischen Anzuges können sich Menschen sexuell virtuell auf grosse Distanzen begegnen. Eine elektronische Selbstbefriedigung, die zur völligen Auflösung der menschlichen Beziehung führen kann.

Leben in unterschiedlichen Welten

Wenn es dem Anwender möglich gemacht wird aus allen menschlichen Problemen auszusteigen und in eine virtuelle „Parallelwelt“ einzutauchen, die keine Lösung seiner Probleme anbietet, sondern nur eine perfektere Flucht – welche gesellschaftlichen Veränderungen bringt das mit sich?

Beziehungsunfähigkeit

Die virtuellen Welten werden uns Bots (digitale Menschen) zur Verfügung stellen, mit denen wir je nach Computerprogramm alles machen können was wir wollen. Wie schwer und unerträglich werden reale Beziehungen werden?

Ethische und moralische Werte

Ist der virtuelle Raum ein ethisch und moralisch freier Raum? Welche Auswirkungen und welche Veränderungen finden bei Menschen statt, die ihre brutalen, bestialischen und sadistischen Phantasien ausleben?

Sünde

Gibt es im virtuellen Raum Sünde? Oder ist alles frei, weil ja doch nur alles Bits und Bytes sind? Wo fängt hier die Sünde an und wo hört sie auf?

Computerspiele

Ist digitales – sehr realistisches – Töten Mord oder nicht? Welche Werteveränderung erfahren Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung, wenn ihr Selbstwertgefühl durch Computerspiele aufgebaut wird, die eine kriminelle Laufbahn als positiv und wünschenswert darstellen?

Welche Werte werden im Kind verändert, wenn es über diese Spiele mehr gelobt wird als von Eltern oder Bezugspersonen? Schon heute ist ein Teen oder Jugendlicher absolut hip und begehrt, wenn er bestimmte Computerspiele super gut beherrscht.

Medienkonzerne

Welche Informationen werden uns vorenthalten, besonders über die Beeinflussung durch Computerspiele und Medien? Haben nicht gerade die medialen Geldmacher ein riesen Interesse die Gesellschaft zu blenden, sie falsch oder überhaupt nicht zu informieren?

Wie weit beeinflussen sie besonders und ganz bewusst die ganz junge Gesellschaft (Kinder und Teens) und entziehen sich bewusst der elterlichen Kontrolle und Information?

Welche Informationen und Hilfen kann man entwickeln damit man präventiv sich darauf vorbereiten kann? Ignorieren Christen die Zeichen der Zeit und leben an den neuen gesellschaftlichen Problemen vorbei – und wundern sich, dass sie die Menschen in der Postmoderne nicht mehr verstehen?

Man darf zwar auf keinen Fall nur ein schwarz malen! Natürlich gibt es auch positive Auswirkungen der virtuellen Computertechnik. So werden viele Bereiche der Technik beherrschet und verbessert. Wenn wir heute nach einem Autounfall fast unbeschadet aus dem Auto aussteigen, dann hat es mit grosser Wahrscheinlichkeit mit eingesetzten virtuellen Daten zu tun.

Viele Dinge lassen sich durch die virtuelle Technik optimieren und verbessern. Simulationen ersparen Kosten und tragen zum Umweltschutz bei, erleichtern die Arbeit und tragen zur Gesundheit und Sicherheit bei, um nur ein paar Dinge zu benennen. Dennoch sollte man zum Thema „Virtuelle Realität und Glaube“ die mögliche Problematik und weitreichende Bedeutung aufzeigen, zur Diskussion stellen und darüber Nachdenken.

Fazit: Es besteht ein grosser Aufklärungsbedarf der Gesellschaft bezüglich der modernen Medien und der damit verbundenen virtuellen Realität. Sich kompetent informieren ist nicht alles, aber ein Anfang, um den gegenwärtigen und zukünftigen Möglichkeiten und Problemen richtig zu begegnen. Christen sollten durch angeeignete Medienkompetenz ein Segen für die Gesellschaft sein. Teens und Jugendliche sollten zu Vorbilder werden, die sich nicht von Medienkonzernen verdrehen lassen, deren lebendiger Gott auch ein Gott der virtuellen Welten ist. Gott „klinkt“ sich nicht im Cyber-Space aus – er ist ONLINE.

Bernfried Schnell
9 Jahre vollzeitig als Pastor
Seit 24 Jahre aktiv in der Jugendarbeit tätig
Pastor im Aufbau einer Jugendgemeinde
Selbständiger Unternehmer: Freier Medienreferent, Video und Computerservice, Computerschulung, Internetarbeit, Soft- und Hardware.

Seminare zur Medienkompetenz für Schulen und Gemeinde: Für Kinder, Schulklassen, Christliche Teen- und Jugendkreise, Gemeindeseminar und Schulveranstaltung.

Anfrage: info@vipros.de oder Telefon 06204-611359

Datum: 05.08.2003

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