Filmpremiere „Die letzten Tage“ – mit christlicher Überzeugung den Nazis die Stirn geboten

Julia Jentsch, als Sophie Scholl.
Beten in der Zelle.
Sophie Scholl beim Verhör.

Der deutsche Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ war am Sonntag der künstlerische und emotionale Höhepunkt im bisherigen Wettbewerb der 55. Berlinale. Der Film ist vom Berlinale-Publikum mit starkem Beifall aufgenommen worden.

Im Programmheft steht zwar nichts von Religion. Aber: Der Film ist ein gutes Beispiel für die Auseinandersetzung mit christlichen Werten. Regisseur Marc Rothemund und Drehbuchautor Fred Breinersdorfer schildern in der zweistündigen Kinotragödie das Ende der Widerstandskämpferin gegen das Nazi-Regime im Februar 1943.

Basierend auf historischen Dokumenten wie den Vernehmungsprotokollen ist Marc Rothemund mit Sophie Scholl - Die letzten Tage ein äussergewöhnlicher und aufrüttelnder Film über eine mutige Frau gelungen. Julia Jentsch, als Sophie Scholl, hat hier zweifellos eine ihrer stärksten Rollen, ebenso Alexander Held, der als Gegenspieler Hans Mohr die differenzierte Darstellung eines Gestapo-Beamten abliefert.

Verhörprotokolle entdeckt

Ermöglich wurde die neue Sicht auf die Geschichte der Widerstandskämpferin durch die Entdeckung der Verhörprotokolle, die bis zum Zusammenbruch der DDR im zentralen SED-Parteiarchiv gelagert waren. Offenbar hatte die SED-Machthaber keinerlei Interesse daran, Sophie Scholl als Persönlichkeit zu zeigen, die der NS-Herrschaft mit grossem Mut die Stirn bot und in christlicher und patriotischer Überzeugung ihren Opfergang zum Schafott antrat.

Stundenlang musste Sophie Scholl Verhöre der Gestapo aushalten. Marc Rothemund zeigt in seinem Film, dass der von Sophies Idealismus und Mut sichtlich beeindruckte Gestapo-Beamte der Studentin einen Weg gewiesen hatte, ihr eigenes Leben zu retten. Doch diesen Weg wollte Sophie nicht gehen.

Den Glauben als Stütze

Die Sophie, die Julia Jentsch darstellt, hat keinen Heiligenschein - nicht einmal in den Momenten, in denen die überzeugte Protestantin in ihrer Zelle betet. Julia Jentsch spielt eine im Glauben fest verwurzelte Sophie Scholl. „Herr, unser Gott, ich kann nur stammeln zu Dir und unruhig ist unser Herz bis es Ruhe findet in Dir“, betet sie in ihrer Zelle. "Gott war für sie Ansprechpartner in einer Umgebung, in der es keinen Ansprechpartner gab", sagt Hauptdarstellerin Jentsch. Der Gestapo-Beamte, gespielt von Alexander Held glaubt an das Gesetz, nicht an das Gewissen: „Gott gibt es nicht“, faucht er Sophie an, als die sich auf Gewissen, Moral und Gott beruft.

Am Ende des Filmes kommt der evangelische Pfarrer Karl Alt zu den Geschwistern Scholl in das Gefängnis Stadelheim. Er betet mit ihnen und teilt ihnen das Abendmahl aus. Damals war es seine Aufgabe, die vielen vom nationalsozialistischen Regime zum Tode Verurteilten in Stadelheim als Seelsorger auf ihrem letzten Gang zu begleiten. Nach dem Krieg berichtet er, was auch der Film zeigt: Sophie Scholl ging, „aufrecht und ohne mit der Wimper zu zucken“ in den Tod.

Filmtitel: Sophie Scholl - Die letzten Tage
Länge: 110 (Min)
Regie: Marc Rothemund
Verleih: X-Verleih
Startdatum in Deutschland: 24. Februar 2005

Quellen: DW/Filmheft/Livenet Webseite

Datum: 16.02.2005
Autor: Bruno Graber

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