i-church

Gottesdienst per Mausklick

Die anglikanische Kirche von England richtet ihre erste Internet-Gemeinde ein. Die so genannte i-church unter der Leitung der Diözese von Oxford soll tägliche Gebete, Lesungen, spirituelle Begleitung und christliche Informationen für alle diejenigen bieten, die nicht am Gottesdienst teilnehmen können.
PC-Kirche
Church

Wie die Zeitung "The Daily Telegraph" berichtet, ist dabei vor allem an viel reisende Geschäftsleute, Alte und Kranke, die das Haus schlecht verlassen können, und an alternative Christen, die nicht Teil einer traditionellen Kirche sein wollen, gedacht.

Laut Statistik gehörten zwar rund 50 Prozent der Bevölkerung der anglikanischen Kirche an, sagte Pfarrer Richard Thomas, Public-Relations-Chef der Diözese Oxford. Aber nur etwa acht Prozent schafften es tatsächlich in die Kirche. Das Internet stehe für eine immer grösser werdende Online-Gemeinschaft, daher sei es die Aufgabe der Kirche, sich spirituell daran zu beteiligen. Nun sucht die Diözese nach einem "Web-Pastor", der die i-church betreut.

Vielseitiger Pfarrer gesucht

In der Zeitung "The Church Times" annoncierte die Diözese Oxford die Stelle eines Halbtags-Online-Pastors, der der "Gemeinde" vorstehen und die Web-Seite pflegen soll. Gesucht wurde ein dynamischer Priester oder ein Laie. Die Initiative der "i-Kirche" ist Teil einer Kampagne, mit der die Kirche ihr angestaubtes Image aufbessern will. Bis Ende April konnte man sich bewerben.

Die Anfordrungen für diese Stelle sind enorm: Der virtuelle Pfarrer soll auf der Homepage Gebete, Bibellesungen, christliche Lehre und geistliche Begleitung anbieten. "Wir sind uns bewusst, dass kaum mehr acht Prozent der Bevölkerung am Sonntag zum Gottesdienst kommen", sagte Diözesansprecher Richard Thomas. Man müsse daher jene ansprechen, die noch eine lockere Bindung an die Kirche hätten, etwa Geschäftsreisende und ans Haus Gefesselte.

Info-Portal soll Leute anlocken

Zuerst muss der fürs Web zuständige Pfarrer natürlich eine Gemeinde aufbauen, diese betreuen und die wichtigsten Mitglieder führen. Es müssen Möglichkeiten gefunden werden, wie Gebet, Unterrichtung und soziale Aktionen ausgeführt und institutionalisiert, aber auch wie Besucher gottesdienstlich versorgt werden können. Dazu muss zunächst einmal ein Portal mit vielen Informationen eingerichtet werden, das Besucher anlocken und halten soll. Der Pfarrer des digitalen Zeitalters muss aber auch ganz profane Aufgaben lösen, beispielsweise einen Weg finden, wie sich die virtuelle Kirche finanziert.

Von den Bewerber wurde noch mehr erwartet. Sie müssen bereits Erfahrung in der Betreuung einer Gemeinde mit Menschen unterschiedlicher christlicher Religionen haben, aber auch einen "geistigen" Draht zu Menschen finden, die die traditionellen Kirchenformen nicht mögen. Daher ist "Flexibilität und Anpassungsfähigkeit" im Hinblick auf den "theologischen Ansatz" vonnöten, auch wenn gleichzeitig die Bereitschaft vorhanden sein soll, "geistig" in einer der grossen religiösen Gemeinschaften der Diözese "verwurzelt" zu sein.

Dazu muss er aber auch noch das Internet und Webgemeinschaften "verstehen" und Vernetzungsfähigkeiten besitzen. Und weil man doch nicht alles online machen kann, ist auch ein Führerschein sowie "some form of transport" erwünscht. Ach ja, gewünscht wird natürlich auch ein "dynamischer gläubiger Christ (Laie oder Geistlicher)" mit "ausgezeichneten Kommunikationsfähigkeiten und der Fähigkeit, kreativ in einem neuen und unerprobten Umfeld zu arbeiten".

Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt

Eine interessante Aufgabe wird es für den künftigen Webpfarrer sein, wie die täglichen Gottesdienste, Gebete und Lesungen durchgeführt werden sollen: kann man nur in einem live-Stream zu beliebiger Zeit teilnehmen? Betet jeder für sich oder will man hier etwas Gemeinschaftliches über das Netz organisieren? Baut man gar eine virtuelle Kirche, in der die Gläubigen sich versammeln? Werden Webpfarrer und Gemeindemitglieder chatten oder Videokonferenzen abhalten? Die Rede ist auch von "Treffen" und "Ereignissen" die in der virtuellen Kirche stattfinden und an denen auch die Besucher teilnehmen können.

Kirchen entdecken das Internet

Weshalb nutzen die Kirchen das Internet immer intensiver? Welche Vorteile hat eine Internetkirche? Und halten Schweizer Theologen die sogenannte i-church auch für eine echte Alternative für unser Land?

Michelle Boss berichtet:

Audio-Beitrag

Datum: 21.05.2004

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