«Wir sehen immer wieder, wie Gott die Türen zur rechten Zeit öffnet»
Theres Wäspi, was sind die Haupttätigkeiten des Sozialwerks in der
Schweiz?
Theres Wäspi: Die wöchentliche Lebensmittelabgabe ist eine der
Haupttätigkeiten. Jeweils freitags holen wir bei 25 Läden die Lebensmittel ab,
die sie nicht mehr verkaufen dürfen und geben sie gleichentags an Bedürftige
weiter. Die Abgabe wird von 30 bis 50 Personen mit einer Bezugskarte besucht. Einmal
monatlich ist die Kleiderabgabe «secondhand». Wir haben eine gute Auswahl an
Kleidern und Schuhen für einen Franken, alle Spielsachen bekommt man gratis. «Secondhand»
ist offen für jedermann.
Zudem ist das Werk auch in Rumänien engagiert – was
tun Sie da?
Wir geben einen monatlichen Betrag für die Löhne von
Moise, Ana-Maria und Elena, die sich unter Roma engagieren. Anfangs Dezember
gehen wir jeweils mit einem Team auf einen Besuch bei Moise, dem Roma-Pastor.
Wir besuchen dann seine Schule und auch Sonntagsschulen in kleinen Roma-Siedlungen.
Wir erzählen eine Geschichte, basteln etwas Passendes dazu und verteilen danach
die Weihnachtsgeschenke und Lebensmittelsäcke. Manchmal halten wir noch eine
kurze Botschaft und beten mit Leuten.
Wie hat sich die Arbeit in den letzten eineinhalb
Jahren verändert?
Die Lebensmittelabgabe konnten wir in der ganzen
Coronazeit offenhalten, allerdings mit rigorosen Massnahmen. Die Kleiderabgabe «secondhand»
mussten wir schliessen, es ist sehr schwierig, dort den Abstand unter den Leuten
einzuhalten. Seit Frühling haben wir wieder geöffnet, zur grossen Freude der Besucher.
Können Sie ein, zwei Lebensgeschichten erzählen, bei
denen Menschen durch Ihre Arbeit verändert worden sind?
Eine Frau so um die 40 kommt jeweils freitags zur
Lebensmittelabgabe zum Helfen. Es ist für sie eine gute Gelegenheit, aus dem
Haus zu kommen und verbindlich in einem Team mitzuarbeiten. Sie macht ihre
Arbeit sehr gut.
Und eine andere Frau so um die 65 Jahre alt war neu zugezogen. Mit viel Möbeln und kistenweise Material sass sie in ihrer Wohnung und war total überfordert. Das Sozialamt wies sie an uns. Sie telefonierte und gleichentags besuchte ich sie und wir begannen, das Chaos in der Wohnung zu bearbeiten. Es entstand eine Freundschaft bis heute. Sie kommt regelmässig an die Lebensmittelabgabe und sucht auch sonst immer wieder den Kontakt zu uns. Einsamkeit ist ein grosses Problem in der heutigen Zeit.
Welche Aufbrüche erleben Sie in Rumänien?
Das ist schwierig zu sagen. Moise, der Roma-Pastor, hat
Darmkrebs. Er hatte einen Nachfolger, dieser hat sich aber nach einiger Zeit
zurückgezogen, er als Rumäne wollte lieber unter Rumänen arbeiten, nicht unter
den Roma.
Moise und seine Frau Ana-Maria und eine andere Lehrerin führen die Schule für die Roma-Kinder, damit sie wieder in eine öffentliche Schule wechseln können, um einen Schulabschluss machen zu können. Bei Moise können die Romakinder ihre Defizite aufholen und sie bekommen die Hilfe, die sie brauchen. In den sehr langen Sommerferien, in denen es sehr heiss ist, veranstaltet er in den verschiedenen Siedlungen Kinderprogramme mit Geschichten, singen, Ausflügen und basteln.
Im Dezember besuchen wir jeweils das Werk mit einem Team aus der Schweiz und rumänischen Übersetzern. Wir erzählen eine Geschichte, basteln etwas dazu, verteilen die Kindergeschenke aus der Schweiz und sind bei der Verteilung der Lebensmittelsäcke dabei. Das Geld für die Lebensmittel senden wir einige Wochen vorher.
Welche Rolle spielt der Glaube im Hope-Alltag?
Der Glaube an einen grossen Gott, der das alles
ermöglicht hat, spielt für uns eine grosse Rolle. Es ist unser tägliches Gebet,
dass die richtigen Entscheide getroffen werden. Wir rechnen mit dem Eingreifen
Gottes in manch schwierigen Situationen und erleben das auch immer wieder.
Gibt es neue Projekte, die bei Ihnen anstehen?
Wir habe ein bewegtes Jahr hinter uns. Als ein
Gründerehepaar wollen wir eine Übergabe an die nächste Generation anpeilen. Das
ist eine grosse Herausforderung. Zudem habe wir dieses Jahr das 20-Jahre-Jubiläum
und haben für diesen Zweck eine Jubiläumszeitung gestaltet.
Was bewegt Sie persönlich bei der Arbeit?
Wir sehen immer wieder, wie Gott uns Türen zur
richtigen Zeit öffnet und uns das gibt, was wir brauchen. Das ist ein
riesiges Geschenk für uns.
Zur Webseite:
Hope Sozialwerk
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Datum: 20.07.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet