Tony oder Cindy? – Britische Eltern sollen Geschlecht wählen können

Boy-Girl?
Auswahl

Eltern in Grossbritannien sollen künftig bei Reagenzglasbefruchtungen das Geschlecht ihres Kindes frei wählen dürfen. Ein am Donnerstag in London veröffentlichter Bericht des Parlamentsausschusses für Wissenschaft und Technologie schlägt eine weitgehende Liberalisierung der ethischen Regeln in der Reproduktionsmedizin vor.

Sollte das Parlament den Vorschlag in Gesetze umsetzen, wäre Grossbritannien das erste Land Europas, das eine Selektion nach Geschlecht freigeben würde.

Die katholische Kirche in Grossbritannien reagierte empört auf die Vorschläge. Jede ethische Überlegung über den Wert des Lebens werde ausgeblendet. Das Land brauche dringend eine grundlegende Debatte über die Biomedizin, erklärte der Erzbischof von Westminster, Cormac Murphy O'Connor. Er forderte die Einsetzung eines nationalen Rates für Biomedizin, an dem auch Philosophen und Theologen beteiligt sein sollten.

Viele Regeln sollen entfallen

In dem Bericht fordern die Parlamentarier die Abschaffung der "Nationalen Behörde für Embryologie und Fruchtbarkeitsbehandlungen", die bislang die Kliniken überwacht, ethisch umstrittene Behandlungen begutachtet und die Embryonenforschung kontrolliert.

So sollen beispielsweise künftig Eltern und Ärzte allein darüber entscheiden, ob Embryonen auf genetische Krankheiten untersucht werden oder ob sie als Spender von genetischem Material für erkrankte Geschwister ausgewählt werden dürfen.

Für die wilde Freiheit zum Klonen

Auch die bisher vor einer Reagenzglasbefruchtung durchgeführte Begutachtung der Eltern mit Blick auf das mögliche Kindeswohl soll entfallen. Stattdessen soll es nur noch eine Behörde geben, die die Qualität der medizinischen Verfahren und die Arbeit der Fruchtbarkeits-Kliniken überprüft.

Die Abgeordneten wollen auch Klonexperimente nicht mehr ausschliessen, bei denen menschliche Gene in tierische Föten eingeschleust werden und so genannte Chimären entstehen.

Grossbritannien prescht voraus

"Nach 15 Jahren Reproduktionsmedizin sollten bei dieser Form der Behandlung keine Sonderregeln gelten", zitierte der britische Nachrichtensender BBC ein Mitglied des Forschungsausschusses. Der Bericht wurde nicht einstimmig verabschiedet. Mehrere Abgeordnete nahmen an seiner Abstimmung nicht teil.

Unter den europäischen Ländern hat Grossbritannien in der Reproduktionsmedizin immer wieder als erstes ethische Grenzen durchbrochen. So ist die in der Schweiz verbotene genetische Überprüfung von im Reagenzglas erzeugten Embryonen ebenso erlaubt wie das Forschungsklonen menschlicher Embryonen.

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Datum: 29.03.2005
Quelle: Kipa

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