Genfer Syrienkonferenz

Es geht ums Überleben der Christen

Das besonders tragische Los der Christen Syriens spielt bei den Friedensbemühungen für den bald dreijährigen Bürgerkrieg zwischen Assad-Regime und Rebellen seit 22. Januar am Genfer See eine erfreulich wichtige Rolle.
Allée des Nations in Genf

Das zeigt sich daran, dass die Konferenz «Genf II» auf die von Aufständischen entführten Bischöfe und Nonnen sowie das Elend im bis zuletzt christlich geprägten Homs, dem «Stalingrad» des syrischen Bürgerkriegs, eingeht. Die inzwischen vorbereitete Evakuierung von Frauen und Kindern aus der durch Assads Truppen belagerten Christen-Altstadt von Homs ist ein erster Lichtblick.

Mit in Genf dabei auf der Rebellenseite der «Syrischen National-Allianz» (SNA) unter Ahmad al-Jarba ist auch der christliche Politiker Michel Kilo. Bei dem 72-jährigen Orthodoxen aus der Assad-Hochburg Lattakia am Mittelmeer handelt es sich um einen Demokraten der ersten Stunde. Nach seinen Auslandsstudien in Münster und München landete er 1979 für zwei Jahre in den Kerkern von Assad senior. Davon nicht entmutigt, warf er diesem Hafes al-Assad 1999 beim ersten «National-demokratischen» Runden Tisch vor, «der Urheber allen Übels in Syrien» zu sein.

Zum Glück für Kilo verstarb Vater Assad bald darauf. Der junge Baschar al-Assad versuchte, den christlichen Demokraten für sich zu gewinnen. Doch dieser ging 2005 mit seiner «Erklärung von Damaskus» auf Distanz zur autoritären Herrschaft des Assad-Clans, forderte echte Demokratisierung und – wanderte erneut ins Gefängnis. Nach seiner Freilassung 2009 lehnte Kilo erneut jede Kollaboration ab und rettete sich ins Exil. Er gilt jetzt als Hauptgarant dafür, dass bei den Verhandlungen von Genf eine solide und bewährte demokratische Stimme mit dabei ist.

Als erster konkreter Vorschlag liegt jetzt der freie Abzug von Frauen und Kindern, wohl bald auch von Kranken und Verwundeten, aus der Altstadt von Homs auf dem Tisch. Das war bis Juni 2012 die noch am stärksten von Christen bewohnte Grossstadt in Syrien. Besonders durch die syrisch-orthodoxe Kirche. Ihr neues Priesterseminar hatte eben erst seine Tore geöffnet.

Das alles ist in den letzten zwei Jahren in Schutt und Asche gesunken. Der heutige Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas lebt als Flüchtling in Libanon oder irrt durch seine europäisch-überseeische Diaspora. Die in Homs Zurückgebliebenen werden seitdem in der Altstadt von Assads Soldaten und den gefürchteten Schabika-Milizen belagert. Medikamente sind ihnen längst ausgegangen. Sie haben fast nur mehr Gras und Blätter zum Essen…

Datum: 28.01.2014
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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