Pessach 2005: Feier und Trauer, Taktieren und Hoffen in Israel

Pesach
Ezer Weizman
Jenin
Pesach

Diese Woche feiern die Juden in aller Welt das Pessach-Fest, in dem sie des Wunders der Befreiung aus Ägypten gedenken. Das Volk trauert um Ezer Weizman, den grossen General und Staatsmann, der am Sonntag im Alter von 80 Jahren starb.

Weizman verkörperte die alte Generation der Sabra, der vor der Unabhängigkeit im Land geborenen Israelis. Einer der Väter der israelischen Luftwaffe, hatte Weizman wesentlichen Anteil am Sieg im Sechstagekrieg von 1967.

Führungskraft und Friedenswillen

Als Verteidigungsminister unterstützte er Menachem Begin in den Friedensverhandlungen mit Ägypten. Staatspräsident Moshe Katsav würdigte seinen Vorgänger im Amt als „Mann von enormem Charme mit einer grossen Liebe zum Volk und zum Staat“.

Währenddessen geht das Seilziehen um den für Sommer geplanten Rückzug aus dem Gaza-Streifen weiter. Dies erstaunt umso weniger, als für diese Woche Besuche des russischen Präsidenten Putin und des türkischen Regierungschefs Erdogan angesagt sind. Die Spitzenpolitiker wollen Israel wie auch Gaza besuchen.

Die Oberrabbiner fügen sich

Die beiden israelischen Oberrabbiner Yonah Metzger and Shlomo Amar haben am Sonntag zum Ausdruck gebracht, dass sich kein Jude über die Räumung freuen könne.

Sie unterstrichen jedoch – im Kontrast zu anderen bekannten Rabbinern –, dass die Soldaten den Befehlen Folge leisten müssten. „Das Gesetz steht fest, nachdem es Regierung und Knesset beschlossen haben; und es bindet uns alle.“

„Erneute Teilung des Landes“

Der sephardische Ober-Rabbi Amar sagte vor den Medien, er bete jeden Tag dafür, dass Gott der Heilige Wunder wirken und „das Land Israel“ vor der erneuten Teilung verschonen werde. „Wir werden darum ringen, dass es keine Räumung oder diese Entwurzelung gibt, aber wenn diese Sache vom Herrn kommt, werden wir sie still annehmen.“

Aus Rücksicht auf orthodoxe Juden will die Regierung die Räumung um einige Wochen verschieben. Noch nicht endgültig entschieden ist, ob die Häuser stehen gelassen oder (wie im letzten Juni beschlossen) abgerissen werden.

Wie verläuft die Räumung?

Vor dem Fest trafen israelische Beamte mit dem palästinensischen Minister Mohammend Dahlan zusammen. Laut der Tageszeitung Haaretz forderte Dahlan die Israelis auf, den Rückzug genau mit der Autonomiebehörde abzusprechen und ihr Informationen über die Infrastruktur, aber auch die Minenfelder zu geben.

Laut Dahlan ist die Räumung erst wirklich vollzogen, wenn die Grenzkontrollen unter dem Davidsstern nicht mehr im Gazastreifen geschehen und die Palästinenser in Gaza ihren Hafen und Flugplatz bauen können. Zudem müsse eine natürliche Verbindung zwischen dem Streifen und dem Westjordanland entstehen.

Neue Sicherheitschefs für die Palästinenser

Am Samstag ernannte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas drei neue Sicherheitschefs. Einen von ihnen, Abu Rajab, hatten Extremisten im Sommer 2004 bei einem Attentat verwundet. Er hatte 1996 versucht, die Hamas in Schranken zu weisen.

Im Rahmen der Zusammenführung von neun Sicherheitsdiensten wird mit der Pensionierung von etwa eintausend Männern gerechnet. Zwei der bisherigen Chefs wurden Abbas’ Berater. Der Nachfolger Arafats hat die militanten Organisationen einzubinden versucht, statt auf Konfrontationskurs zu gehen.

Jenin und Tulkarem: Terroristen weiterhin aktiv

Am Montag hat Mahmud a-Zahar, der Chef der Hamas im Gaza-Streifen, die im Ausland lebenden Führer der Organisation für die Zeit nach dem israelischen Rückzug aufgefordert, nach Gaza zu kommen. Der Aufruf richtet sich vor allem an Hamas-Führer in Syrien. A-Zahar erklärte, er werde einer Abgabe der Waffen durch die Hamas nicht zustimmen.

Die Zellen des Islamischen Dschihad im Norden der Westbank (Jenin, Tulkarem) wollen offenbar nicht stillhalten; sie planen weitere Anschläge. Aus ihren Reihen kam der letzte Selbstmordattentäter, der sich in Tel Aviv in die Luft jagte und fünf Israelis tötete – zum Ärger der meisten Palästinenser, die nach vier Jahren Intifada endlich eine Normalisierung ihres Lebens herbeisehnen.

Zurückhaltung der israelischen Armee

Am Freitag entwichen zwei Dschihad-Aktivisten, die die Palästinenser nach dem letzten Anschlag in Haft gesetzt hatten, aus dem Gefängnis von Tulkarem. In ihren Operationen erlegen sich die israelischen Sicherheitskräfte grosse Zurückhaltung auf, um keine Zivilisten zu treffen.

Laut der Zeitung Haaretz ist die Ruhe zerbrechlich; die Versuchung, mit Anschlägen militärische Reaktionen Israels zu provozieren, welche Abbas schwächen würden, scheint gross. Laut Haaretz versuchen verschiedene Gruppen in Jenin Qassam-Raketen zu bauen, die Afula und die Jesreel-Ebene treffen könnten.

Hintergrundartikel: Der Staat und die Siedler: Wie bleibt Israel jüdisch?

Datum: 26.04.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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