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Wenn heute von der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) die Rede ist, dominieren Bilder blutiger Kämpfe zwischen Muslim- und Christenmilizen. Auch russische Söldner mischen mit. Ein Hoffnungszeichen präsentiert endlich der Schweizer Manuel von Stürler.
Die Dokumentation «Siriri» des Lausanner Filmemachers fesselt wie ein Abenteuerstreifen. Sie wurde am 15. September in Berlin beim Human Rights Filmfestival uraufgeführt. «Siriri» bedeutet in der afrikanischen Haussasprache «schlank, wendig». Das müssen gerade Zentralafrikas evangelische Christen sein, wenn sie zwischen den grossen, allzu oft verfeindeten Religionsblöcken der Katholiken und Muslime nicht aufgerieben werden wollen.
Vordergründige Helden von «Siriri» sind Kardinalerzbischof Dieudonné Nzapalainga von der Hauptstadt Bangui und sein Weggenosse für den Religionsfrieden, der Sunniten-Imam Kobine Layama. Er ist aber Ende 2020 verstorben. Zur Premiere konnte nur der katholische Erzbischof mit Layamas Nachfolger an die Spree kommen. Daheim geblieben ist auch ihr dritter im Bunde der «Friedenssäulen», wie sie am Ubangi und Schari schon lang genannt werden, Pastor Nicolas Guérékoyamé von den Elim-Pfingstgemeinden.
Pfingstliche und charismatische Kirchen, die inzwischen weltweit schon ein Viertel der Christenheit ausmachen, bestimmen ebenso den evangelischen Aufbruch in Zentralafrika. So steht Nicolas Guérékoyamé an der Spitze der Evangelischen Allianz in der RAF.
Er ist auch der heimliche Hauptheld des Filmes, bei dem vordergründig Kardinal und Imam mit einem Landrover in Busch und Regenwald eindringen, sich von Flüssen und Sümpfen, reissenden Raubtieren und beissenden Insekten nicht aufhalten lassen, um überall dorthin vorzustossen, wo Religion für Muslime und Christen als Instrument missbraucht wird, um sich gegenseitig zu töten. Dem stellen sie die Botschaft von Elim entgegen: «Wir sind alle Brüder und Schwestern, alle Zentralafrikaner!»
Alle drei «Friedenssäulen» zögern nicht, Gerechtigkeit für alle zu fordern, die Behörden und die internationale Gemeinschaft aufzurufen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und sich zu fragen, wer von diesem Konflikt profitiert. Wer verkauft die Waffen an die Rebellen, wer kauft das Gold und die Diamanten der ZAR und wohin werden sie geliefert?
Die Zentralafrikanische Republik war einst als kurzlebiges Kaiserreich für ihren Despoten Jean Bedel Bokassa berüchtigt, der sich mit seinen Edelsteinen die Gunst der Grossen dieser Welt erkaufte und daheim in Bangui Kinderherzen als grösste Delikatesse verspeist haben soll. Doch noch immer werden in der ZAR die Herzen der Armen und Entrechteten gebrochen, denen die jeweiligen Machthaber ihren Anteil an den im Urwald ruhenden Schätzen des Landes verweigern!
Manuel von Stürler hatte erstmals 2012 mit «Hirtenwinter» auf sich aufmerksam gemacht, einem Epos vom harten Dasein gesellschaftlicher Aussenseiter mitten in der Schweiz. Mit «Siriri» ist daraus grosses filmisches Welttheater geworden: von der Aufteilung des globalen Reichtums mit Macht der Waffen.
Dazu anhaltende Marginalisierung der Peripherien der Welt wie Schwarzafrika und der Missbrauch heiliger Worte im zweckentfremdeten Dienst des Bösen. Stürler sieht sein neues Werk als eine Hinterfragung für die Ordnung der Welt, das Zusammenleben und «die Leuchttürme, die in jedem von uns mitschwingen». Es gehe ihm über das historische Zeugnis einer vergessenen Tragödie hinaus um «ein Fest der Brüderlichkeit, einen Film, der uns alle inspiriert».
Als Sprecher aller friedensbewegten Religionsführer in der ZAR hat Erzbischof Nzapalainga aus Berlin die Einrichtung eines Begegnungszentrums in Bangui angekündigt. Dort sollen Opfer interreligiöser Gewalt ihre schmerzlichen Erfahrungen zum Ausdruck bringen.
Wie sein neuer islamischer Partner, Imam Ouasselegue, betonte, spiele Religion beim Konflikt in Zentralafrika «eine extrem grosse Rolle». Selbst bei Kämpfern sei Respekt vor den Religionsführern zu spüren. Er erklärte, die leitenden Geistlichen versuchten Konflikte zu schlichten, indem sie zunächst auf ihre Gemeinschaften einwirken und diese dann zu interreligiösen Treffen zusammenführen.
Misstrauen könne jedoch nur allmählich abgebaut werden. Dazu würden jetzt auch Feste einer Religionsgemeinschaft von anderen mitgefeiert. Die ZAR lag am Rand der islamischen Expansion in Afrika, war von ihr nur gestreift worden. Die Franzosen hatten die katholische Mission gefördert, da diese auch französische Sprache, Kultur und Gesinnung verbreitete. Als Folge davon sind heute fast ein Drittel der Zentralafrikaner katholisch.
Aber gerade die Verbindung der katholischen Verkündigung mit der Kolonialmacht führte an den Flüssen Ubangi und Schari umso mehr Menschen zur evangelikalen Erweckung: durch Baptisten, Grace Brethren in der radikal-pietistischen Tradition der Schwarzenauer Brüder und vor allem Pfingstchristen der Elim-Mission aus der Schweiz. Sie nennen sich so nach einer alttestamentlichen Oase (Exodus Kapitel 15, Vers 27). Bei ihnen trat Nicolas Guérékoyamé als begnadeter Prediger und guter Organisator hervor. Nach der Revolution vom März 2013 durch die muslimisch dominierte Allianz (Séléka) kam Pastor Nicolas zunächst in einen parlamentarischen Übergangsrat. Doch schon im August erfolgte seine Verhaftung. Die Freilassung hatte er dann der Fürsprache von Imam Layama zu verdanken.
Sehen Sie sich hier den Trailer des Films an:
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