Die «Maryam Tsiyon Church» in Aksum (Bild: boundlessethiopia.com)
Mindestens 750 – nach anderen Angaben 1000 – Menschen sollen bei einem Überfall äthiopischer Truppen auf eine Kirche in der Tigray-Region
erschossen worden sein. Das meldete eine europäische Menschenrechtsorganisation.
Bereits am 9. Januar gab das
«Europe External Programme with Africa» (EEPA) mit Sitz in Belgien in einem Bericht bekannt,
dass sich am 15. Dezember 2020 mehr als 750 Menschen in die «Maryam Tsiyon Church» in Aksum geflüchtet
hatten. Sie wurden später nach Angaben der «Church
Times» von äthiopischen Truppen und Amhara-Milizen
herausgetrieben und vor der Kirche erschossen.
Die Kirche gehört zur
Äthiopischen Orthodoxen Tewahedo-Kirche und liegt in Axum, etwa 120 km westlich von
Adigrat in der Region Tigray, die seit Anfang November das Ziel einer
militärischen Kampagne der Zentralregierung ist mit dem Ziel,
Unabhängigkeitsgelüste der Region niederzuschlagen.
Raub
der «Bundeslade»?
Die Kapelle, in der die Bundeslade angeblich liegt.
Der unmittelbare Anlass für
den Angriff auf die Kirche scheint der Glaube zu sein, dass in einer Kapelle, die zum Kirchengelände gehört, die Bundeslade des Volkes Israel versteckt
sei. Dieser Kasten, den kein Mensch zu Gesicht bekommt, wird Tag und Nacht von
nur einem Priester bewacht, der das Gelände nie verlässt. Seit Jahrhunderten
wird von Historikern debattiert, ob es sich um die echte Bundeslade handelt. Nach
dem Glauben äthiopischer orthodoxer Christen wurde sie von Menelik I., dem Sohn
König Salomos, nach Aksum gebracht. Das Königreich Aksum war in der antiken
Welt eine Grossmacht; die gleichnamige Stadt gehört heute zum UNESCO-Welterbe.
Nach Angaben von Anwohnern
wollten äthiopische Truppen offenbar diese «Bundeslade» entführen und in die
Hauptstadt Addis Abeba bringen.
Es ist aufgrund der sehr problematischen Informationslage im Moment schwierig
zu sagen, unter welchen Umständen dieser Angriff stattfand und ob der Raub der «Bundeslade» gelang.