UN: Zahl der Menschen in extremer Armut sank unter eine Milliarde

Armut
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon

Im weltweiten Kampf gegen Armut und Hunger sind nach UN-Angaben deutliche Fortschritte erzielt worden. Allerdings lägen die im Jahr 2000 vereinbarten Millenniumsziele bis 2015 noch in weiter Ferne, heisst es in einem kürzlich Genf veröffentlichten Halbzeit-Bericht. Demnach fiel die Zahl der Menschen, die weltweit in extremer Armut leben, von 1990 bis 2004 von 1,25 Milliarden auf 980 Millionen. Ihr Anteil an der Weltbevölkerung ging damit von 32 auf 19 Prozent zurück.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief Industrienationen und Entwicklungsländer auf, ihre Anstrengungen zu verstärken. Der Definition zufolge ist eine Person extrem oder absolut arm, wenn sie mit einem US-Dollar oder weniger pro Tag auskommen muss. Nach den Millenniumszielen soll der Anteil der absolut Armen und der Hungernden an der Weltbevölkerung bis 2015 halbiert werden.

Erfolge in Asien

Die grössten Erfolge erzielte Asien. Dem Bericht zufolge fiel der Anteil der extrem Armen an der Bevölkerung in Ostasien von 33 Prozent im Jahr 1990 auf etwa zehn Prozent 2004. In Südostasien gab es im selben Zeitraum einen Rückgang von rund 21 Prozent auf knapp sieben Prozent, in Südasien von 41 auf 29 Prozent.

Schlusslicht bleibt Afrika. In den Ländern südlich der Sahara sei die extreme Armut zwar seit 1999 von 46 auf 41 Prozent gesenkt worden, heisst es in dem Bericht. Nach den gegenwärtigen Trends werde Afrika das Halbierungsziel aber verfehlen.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) wertete es als ermutigend, dass die Zahl der extrem Armen weltweit unter eine Milliarde gesunken ist. "Aber auch diese Zahl ist immer noch viel zu hoch", erklärte sie. Besonders für Afrika müsse die internationale Gemeinschaft ihre Anstrengungen verstärken.

Hilfe für Kinder

UNICEF forderte in einem eindringlichen Appell mehr Anstrengungen für das Überleben der Kinder. Alle drei Sekunden sterbe ein Junge oder ein Mädchen unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten, erklärte das UN-Kinderhilfswerk in Köln. Das sind zehn Millionen im Jahr. Die deutsche UNICEF-Vorsitzende Heide Simonis sprach von einem Skandal. Am schlimmsten ist den Angaben zufolge die Situation in Afrika südlich der Sahara mit allein 4,7 Millionen Todesfällen. In den Regionen mit hohen Aidsraten steige die Kindersterblichkeit wieder.

Die Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, forderte eine Trendwende. "Es wurde schon vieles erreicht, doch die Bilanz stimmt nicht euphorisch", sagte die Ehefrau von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Sie zeigte sich dennoch überzeugt, dass die Millenniumsziele Realität werden könnten: "Eine Welt ohne Hunger und Armut ist keine Utopie." Neben der Erhöhung der Entwicklungshilfe sei auch eine faire Agrarpolitik notwendig.

Vorwürfe gegen reiche Staaten

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warf den reichen Staaten vor, ihre Versprechen im weltweiten Kampf gegen die extreme Armut zu ignorieren. Die staatliche Entwicklungshilfe sei real zwischen 2005 und 2006 um 5,1 Prozent zurückgegangen. Dabei gebe es die Zusage, der acht grossen Industrienationen vom G-8-Gipfel 2005 in Gleneagles, die Hilfe für Afrika bis 2010 zu verdoppeln.

Den Rückgang der Kindersterblichkeit bewertete UNICEF als zu gering. 1990 starben in Entwicklungsländern 106 von 1000 Kindern vor ihrem fünften Geburtstag. 2005 waren es 83 von 1000 Jungen und Mädchen. Nach den Millenniumszielen soll die Todesrate um zwei Drittel sinken.

Ungelöstes Problem: Ausbreitung von Aids

Neben Erfolgen bei der Bekämpfung von Tuberkulose und Malaria bleiben dem Bericht zufolge die Ausbreitung von Aids und die Müttersterblichkeit grosse Probleme. Mehr als 500'000 Frauen sterben jedes Jahr an Komplikationen bei Schwangerschaft oder Geburt.

Beim Millenniumsgipfel im September 2000 haben sich die UN-Mitgliedsländer auf acht Entwicklungsziele bis 2015 verpflichtet. Im Mittelpunkt steht die Bekämpfung von Hunger, Armut, Analphabetentum und Krankheiten.

Datum: 30.07.2007

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