Christen in Nigeria

«Dann töten wir halt die andere ...»

Das islamische Gesetz Scharia bedrängt die Christen in Nigeria. Ohne Vergehen können sie zum Abschuss freigegeben werden, wie das Beispiel von Hannatu und Jemima Alkali zeigt.
Jemima (hinten) und Hannatu – ein Bild aus besseren Tagen.
Nigerianische Idylle.
Moschee in der nigerianischen Hauptstadt Abuja.

Vor fünf Jahren wurde im Bundesstaat Gombe im Norden Nigerias die Scharia eingeführt. Die Saat geht inzwischen auf: Islamische Extremisten missbrauchen das strenge Gesetz. Zum Beispiel an Weihnachten 2005, noch vor den Unruhen wegen der dänischen Mohammed-Karikaturen.

Hannatu Haruna Alkali wurde beschuldigt, den islamischen Propheten Mohammed gelästert zu haben. Fünf Extremisten seien in ihr Elternhaus in Gombe-Stadt eingedrungen, um sie zu suchen. Aber sie fanden nur ihre ältere, 26jährige Schwester Jemima. Hannatu erzählt:

«Fünf Moslems kamen. Sie schickten einen Jungen voraus. Der sollte schauen, ob mein Vater daheim war. Unglücklicherweise war meine ältere Schwester Jemima alleine da, und sie sagte das auch.» Hannatu hatte das Elternhaus einen Tag früher verlassen, um eine andere Schwester zu besuchen. Ihre Eltern waren ebenfalls weg.

Dann standen fünf Männer vor der Tür, vier von ihnen maskiert. Sie klopften, und als Jemima antwortete, drängten sie ins Haus ein. «Sie stiessen Jemima zurück und schlossen die Tür», sagt Hannatu. Dann fragten sie nach Hannatu, und Jemima sagte, sie sei nicht in der Stadt. Die Eindringlinge erwiderten, dass man ihnen an anderer Stelle gesagt habe, sie sei zurück in Gombe. Aber Jemima sagte, dass sie nicht in der Stadt sei.

«Vergessen wir Hannatu, töten wir Jemima!»

«Sie suchten überall im Haus, konnten mich aber nicht finden. Vier von ihnen meinten, man solle halt Jemima töten und vergessen, nach mir zu suchen», berichtet Hannatu. «Einer von ihnen war aber dagegen. Sie verhandelten das in Gegenwart meiner Schwester.»


Mit Tränen in den Augen erzählt Hannatu, wie der eine darauf beharrte, dass man die Schwester leben lässt, während die anderen vier Jemima angriffen. «Sie wurde von ihnen geschändet, geschlagen und dann mit einem Gewand angebunden.» Dreimal hätten sie ihrer Schwester eine unbekannte Substanz gespritzt, die ihr fast das Leben geraubt hätten. «Sie wurde so zurückgelassen, bis ein Nachbar von uns, ein Polizist, das Gewimmer meiner Schwester hörte. Er kam und fand meine Schwester so, wie die Moslems sie zurückgelassen hatten.»

Rasch ging er in die Küche und holte ein Messer, um sie damit zu befreien. Er rief der Polizeistation an, und Jemima wurde ins Spital gebracht. Die Polizei suchte zwar nach den Tätern, konnte aber keinen finden.

Die Stadt verlassen

«Ich habe Gombe verlassen. Meine Eltern wollen nicht, dass ich in dieser Stadt bleibe», sagt Hannatu. «Ich bin schockiert, wie man meine Schwester geschändet hat. Ich bin seither nicht mehr ich selber.» Die Gebete von Christen rund um den Globus hätten ihre Familie geistlich geschützt. «Der Herr hat uns nicht verlassen.»


Schon im Dezember 2004 hatte Hannatu die Universität in Bauchi verlassen müssen, gemeinsam mit zwei Kollegen: Abraham Adamu Misal und Habakkuk Solomon. Man klagte sie wegen Blasphemie an, weil sie moslemischen Studenten von ihrem christlichen Glauben erzählten. Militante Moslems haben sie deshalb zum Abschuss freigegeben.

Als die Extremisten Hannatu Alkalis Haus im Januar 2005 ein erstes Mal angriffen, wurde ihre Mutter Juliana verwundet. Ihr Mann Haruna, ein früherer Militäroffizier, konnte die Verbrecher entwaffnen, aber sie entkamen.

Quelle: Compass

Datum: 12.06.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service