HMO christlich: Wo die Kunden 20 Prozent Prämien sparen

Bild: DAK

Kann die persönliche Glaubens- und Wertehaltung mithelfen, Gesundheitskosten zu sparen? Vor der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ärztinnen und Ärzte stellte der Gesundheitsökonom Konstantin Beck ein vielversprechendes HMO-Modell* vor.

* HMO = Health Maintenance Organization (Gesundheitserhaltungsorganisation): HMO ist ein kostensparendes Krankenversicherungs-Modell. Der Versicherte verpflichtet sich, im Krankheitsfall immer zuerst einen ganz bestimmten Arzt aufzusuchen. Ausgenommen von dieser Pflicht sind Notfälle.

Das von Konstantin Beck vorgestellte Modell setzt den Willen aller Beteiligten voraus, sich auf nötige und sinnvolle Therapien zu konzentrieren und sich nicht an einem möglichst langen Leben um jeden Preis zu klammern.

Die HMO-Bubenberg

Konstantin Beck, Privatdozent an der Universität Zürich, hat bei der Umstrukturierung der HMO-Praxis Bubenberg in Bern mitgewirkt. Als diese noch durch eine Krankenkasse geführt wurde, sei sie chronisch defizitär gewesen. Dann sei sie an die Ärzte verkauft und mit einer «Capitation-Verpflichtung» neu konzipiert worden. Bei diesem Modell wird der Kundenstamm auf seine Risiken hin bewertet. Darauf werden gemeinsam ein Einsparziel erarbeitet und ein Budget erstellt. Die von der Krankenkasse festgelegte Prämie für die Kunden dieser HMO liegt 20 Prozent unter den normalen Prämien. Die Praxis Bubenberg bietet zum Beispiel auch Sterbebegleitung und Palliativmedizin an. Nach diesem Umbau habe sie die Kosten heute im Griff.

Christliche Position

Christliche Ärzte könnten sich laut Beck mit der Gründung einer solchen HMO-Praxis ethisch positionieren und beispielsweise Abtreibungen oder fragwürdige Methoden ausschliessen. Beck kann sich sogar die Gründung einer HMO unter dem Motto «Wir machen christliche Medizin» vorstellen. Der Gesundheitsökonom an die Adresse der Ärzteschaft: «In der HMO werden Sie nicht von Tarmed gegängelt!» Beck favorisiert das HMO-Modell mit Capitation-Verpflichtung. Sie setzt allerdings eine unternehmerische Risikobereitschaft voraus, die nicht alle Ärzte lieben. Und sie ist vor allem für Agglomerationen geeignet, da sie konkret Menschen anspricht, die aufgrund ihrer Wertehaltung an einem Modell interessiert sind, das ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis anstrebt.

Ärztinnen und Ärzte gewinnen mit einer HMO Entscheidungsspielraum und Finanzkompetenz. Sie können die Behandlungsqualität selbst prägen und eine ganzheitliche Medizin anbieten, die auch den Seelsorger in die Therapie einbezieht. Beck kann sich eine enge Zusammenarbeit mit einer christlichen Gemeinde vorstellen. Bereits 1996 skizzierte er das «Chamer Modell» (Kasten). Eine solche Praxis könnte ganzheitlich auf die Heilung von Leib, Seele und Geist setzen. Das KVG lasse «zahlreiche Handlungsmöglichkeiten mit Spareffekt offen».

Auf Schleuderkurs

Unterstützung für ihr Anliegen fanden die evangelischen Ärzte beim Zürcher FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger. «Wir sind auf Schleuderkurs, weil wir die Grundwerte nicht mehr haben», sagte Leutenegger zu den Gründen für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Gruppen, welche diese Grundwerte noch respektierten, seien in der Öffentlichkeit zu wenig präsent, wie etwa die Ageas.

Die Ageas könne den Eindruck verhindern, die Ärzteschaft melde sich immer nur dann zu Wort, wenn ihre finanziellen Interessen tangiert seien. Leutenegger: «Es gibt zu wenig Stimmen, die zeigen, dass es Ärzte aus Berufung gibt, die auch bereit sind, zu verzichten.» Als Berufsverband mit gegen 350 Mitgliedern könnte die Ageas in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, wenn sie sich zu Wort melden würde.

Das Chamer Modell

Zum Chamer Modell gehören folgende Merkmale:
- Träger: Eine Bruderschaft
- Enge Zusammenarbeit zwischen Seelsorger und Arzt
- Ganzheitliche Therapie im Sinne des christlichen Menschenbildes
- Kosteneinsparung durch Hilfe zur Überwindung von Todesangst und Vermeidung von sinnlosen Gesunderhaltungsmassnahmen
- Vertrauen in die Unterstützung durch den Heiligen Geist
- Kirche kommt zu den (kranken) Menschen und wartet nicht auf die Besucher

Die Ageas

Die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz (Ageas) umfasst 333 Mitglieder, welche der «gemeinsame Glaube an die in der Bibel bezeugte Wahrheit über Gott und die Beziehung des Menschen ihm gegenüber» verbindet. Durch Tagungen, persönliche Beziehungen und öffentliche Stellungnahmen drücken sie ihre Überzeugung aus, dass das biblische Menschen- und Weltbild auch in den medizinischen Alltag integriert werden soll. Wichtig ist der Ageas auch die Unterstützung der Mission. Präsident ist der Psychiater Hans Rudolf Pfeifer.

Datum: 29.06.2005
Autor: Fritz Imhof
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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