„Tiefere Prämien für Fromme“

Familie

Zürich. Die NZZ am Sonntag hat es kürzlich unter diesem Titel angedeutet: Menschen mit einem konservativen, christlichen Lebensstil sind bessere Risiken für die Krankenkasse.

Anlass dazu war der Ausstieg von fast 30.000 Versicherten aus der Zürcher Krankenkasse Panorama. Sie haben sich über die Krankenversicherung Pro Life bei der Panorama versichern lassen. Nach einer ausserordentlichen Prämienerhöhung von bis zu 28 Prozent per 1. Juli 03, die von der Panorama einseitig verfügt wurde, beschloss die Prolife den Rückzug ihrer Versicherten aus der Panorama. Sie sind jetzt bei der neuen Kasse Sansan versichert. Panorama kämpft jetzt mit allen Mitteln gegen den Verlust der Hälfte ihrer Versicherten. Sowohl mit Briefen an die Versicherten, mit denen sie die kollektive Kündigung als ungültig erklärt wie auch mit einer Gerichtsklage.

Laut dem von Markus Häfliger geschriebenen Beitrag in der NZZ am Sonntag gelten die Pro Life-Leute als gute Risiken. Einerseits seien sie jünger als der Durchschnitt, und andererseits hätten viele unter ihnen laut Pro Life Geschäftsführer Gerd J. Weisensee einen christlichen Hintergrund, der sich in der Lebensführung niederschlage. „Die Leistungskosten dieser Versicherten sind tatsächlich unterdurchschnittlich“, bestätigt auch Panorama-Geschäftsführer Michael Gerig. Die Pro Life Kunden verzichten ausdrücklich auf Leistungen aus Abtreibungen. Dass die Panorama um diese Versicherten kämpfe, überrasche also nicht, so die NZZ am Sonntag.

Laut Häfliger könnte die Übernahme des Pro Life-Kundenstocks der neu gegründeten Sansan zu einem Traumstart verhelfen. Ein Problem liegt allerdings darin, dass eine Kasse mit guten Risiken hohe Summen für den Risikoausgleich aufbringen muss. Das heutige System führt nicht nur dazu, dass junge Leute für alte zahlen. Es hat auch zur Konsequenz, dass Leute mit hoher Eigenverantwortung für jene zahlen, die sich wenig kostenbewusst im Blick auf ihre Gesundheit verhalten. Dies bekommen zum Beispiel Kassen zu spüren, die Leute in Gebirgsregionen mit wenig Krankenkosten versichert haben. Die Bergler zahlen quasi für die Städter, die viel öfters in Arztpraxen verkehren. Ebenso wenig profitieren Städter mit einem verantwortlichen Lebensstil, zum Beispiel Menschen, die auf schädliche Sucht- und Genussmittel verzichten, von Prämienreduktionen. Auch der Verzicht der Pro Life-Kunden auf Abtreibungsfinanzierung findet lediglich indirekt durch einen günstigen Kollektivvertrag seine Honorierung. Das geltende System lässt die Solidarität aller somit nicht nur alten und kranken Menschen zukommen, sondern auch fleissig konsumierenden und ungesund lebenden.

Quellen: NZZ am Sonntag/ Pro Life/ Livenet

Datum: 25.06.2003
Autor: Fritz Imhof

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