Umbruch in der Mission

Kulturübergreifende Mission muss erlernt werden

Mehr und mehr macht man sich in Missionsorganisationen Gedanken, wie man das Evangelium effektiv und kulturrelevant verkündigen kann. Markus Burkhardt hat sich dazu im SPM zoom Gedanken gemacht.
zwei Männer im Gespräch

Damit das gelingen kann, müssen uns Menschen aus anderen Kulturen verstehen können – und wir sie. Dies ist nicht einfach, aber nicht unmöglich.

Interkulturelle Kommunikation

Tatsache ist, dass manchmal die Kommunikation schon unter uns nicht funktioniert und wir aneinander vorbei reden. Sind wir als Pastoren nicht manchmal erstaunt, was wir alles gesagt haben sollen? Ich stellte mir schon öfters die Frage: Waren diese Geschwister wirklich im Gottesdienst, in dem ich predigte?

In interkulturellen Beziehungen treten solche Kommunikationsschwierigkeiten noch viel stärker auf. Dazu ein Beispiel: In einem Seelsorgegespräch musste ich einem Schweizer Mann klar machen: Wenn seine asiatische Partnerin Ja sagt, meint sie noch lange nicht Ja, auch wenn sie seine sehr klar formulierte Frage mit Ja beantwortet hat.

Kulturübergreifende Mission

Was bedeutet das für kulturübergreifende Mission? Egal, ob wir verschiedene Kulturen im In- oder Ausland erreichen wollen, sollen wir uns bewusst machen, dass wir das Evangelium kulturrelevant weitergeben müssen, ohne dabei den Inhalt der Botschaft zu verwässern. Das ist zweifelsohne eine echte Herausforderung.

Immer wieder hört man, dass kulturelle und sprachliche Schranken schwer zu durchbrechen sind. Sie zu überwinden, kostet viel Zeit und Kraft. Dennoch, die kulturelle und sprachliche Grenzüberschreitung hat viele Vorteile gegenüber einer monokulturellen Missionsarbeit. Im Ausland ist es unvermeidbar, dass der ausländische Missionar als solcher gleich erkennbar ist (Kleidung, Hautfarbe, Verhalten…). Die scheinbare Unüberwindlichkeit, dieser mehr äusserlichen Verschiedenartigkeit liegt aber nicht zuerst in der Sprach- und Kulturkenntnis, so wichtig diese auch ist, sondern vielmehr in der Herzensidentifizierung mit dem Volk, dem der ausländische Missionar dienen möchte. Es kommt auf die Sprache des Herzens an. Was zählt, ist Liebe und Opfer, was übrigens das Erlernen einer fremden Sprache und Kultur erheblich erleichtert.

Die gemeinsame Sprache der Liebe

Hingabe und Liebe werden auch in einer fremden Kultur registriert und wohlwollend aufgenommen. Der Aufwand, den wir für einen kulturell übergreifenden Einsatz leisten, wird sehr geschätzt. Reine und homogene Kulturen sind in unserer Zeit kaum noch anzutreffen. So wie sich Menschen heute vermischen, so auch ihre Kulturen. Viele Elemente einer Kultur sind im Einklang mit der Bibel, andere sind der Schrift zuwider und deshalb Sünde. Diese Erfahrungen machen Christen hier und dort.

Es gibt aber auch kulturbedingte Unterschiede zwischen den Christen in Nord und Süd: Wenn zum Beispiel ein afrikanischer Mitarbeiter aus der Schreibtischschublade seines Chefs Geld nimmt, um damit die Krankenhausrechnung für seinen Bruder zu bezahlen, ist das in unseren Augen Diebstahl – auch wenn er die Absicht hat, das Geld später einmal zurückzulegen. In vielen afrikanischen Kulturen ist solches Handeln aber akzeptiert, auch unter Christen, da die Hilfe für die Familie Vorrang hat.

Jede Kultur hat positive Bereiche, von denen wir lernen können, jedoch auch Dinge, die wir mit der Evangeliumsbotschaft nicht in Einklang bringen können. Darauf aufmerksam zu machen, gelingt dem ausländischen Missionar eher, weil er in der Kultur nicht selber aufgewachsen ist.

Interkulturelle Verkündigung

Das Evangelium muss sowohl von einheimischen als auch von ausländischen Missionaren verkündigt werden. Das gilt für die Arbeit im In- und Ausland. Zum Beispiel können Afrikaner in der Schweiz gut Afrikaner erreichen, doch bedeutet das nicht, dass wir Schweizer nicht auch einen Auftrag haben, andere Sprach- und Kulturgruppen, die in der Schweiz leben, mit dem Evangelium zu erreichen. Das ist mit Aufwand verbunden, doch bereichern solche Erfahrungen das eigenen Glaubensleben, da wir voneinander lernen.

Rückblickend kann ich sagen: Die kulturübergreifenden Erfahrungen während meiner theologischen Ausbildung (1989-92 am Europäischen Theologischen Seminar) waren wichtige Meilensteine für mein weiteres Leben.

Viele Gemeinden bieten Gottesdienste für verschiedene Sprachen und Kulturen an, eine erfreuliche Entwicklung! Persönlich träume ich aber davon, dass in der Schweiz vermehrt multikulturelle Gemeinden entstehen, die im Glauben und praktischem Leben ein Vorbild für die Völkerverständigung in unsere Gesellschaft werden.

Markus Burkhardt ist Pastor und Mitglied der Missionskommission der Schweizerischen Pfingstmission (SPM).

Datum: 10.10.2013
Autor: Markus Burkhardt
Quelle: SPMzoom

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