Gut für die geistige Fitness

Warum essen wir nicht mehr Gemüse?

Weil wir mehr industriell hergestellte Nahrung verzehren, kommen wichtige Bestandteile einer gesunden Ernährung regelmässig zu kurz – mit Folgen fürs Gehirn. Wissenschaftler gehen den Zusammenhängen von Essen und geistiger Gesundheit nach.
Geistige Fitness
Courtney Van de Weyer

Die Ernährungsaktivisten der britischen Organisation Sustain und die Mental Health Foundation haben erforscht, wie die Form der Herstellung der Lebensmittel die Balance von Schlüsselnährstoffen verändert hat. Dazu kommt, dass die Menschen in den letzten 50 Jahren weniger frische Lebensmittel und mehr gesättigte Fette und Zucker zu sich nehmen. Die Folge seien Depressionen und Probleme mit dem Gedächtnis.

Andrew McCulloch, der Vorsitzende der Mental Health Foundation, erklärte, dass man jetzt erst beginne zu verstehen, wie das Gehirn als Organ durch die zur Verfügung gestellten Nährstoffe beeinflusst wird. Dazu gehöre auch, welche Auswirkungen die Ernährungsgewohnheiten auf die geistige Gesundheit haben.

Zusammenhänge schwierig zu belegen

McCulloch geht davon aus, dass die Behandlung der psychischen Verfassung mit Veränderungen der Ernährung in manchen Fällen bessere Ergebnisse zeige als der Einsatz von Medikamenten oder einer Beratung.

Experten wie Rebecca Foster von der British Nutrition Foundation erklärten gegenüber der BBC, dass die Beweise für einen Zusammenhang zwischen geistiger Gesundheit und der Aufnahme an Nährstoffen noch in den Kinderschuhen steckten. Daher handle es sich um einen schwierig zu erforschenden Zusammenhang, bei dem die Ergebnisse in vielen Fällen subjektiv sind.

Die Studie „Feeding Minds“ macht sichtbar, wie sich die sensible Balance der Mineralien, Vitamine und lebenswichtigen Fette in den letzten fünf Jahrzehnten verändert hat. Der starke Anstieg der industrialisierten Landwirtschaft hat zur Einführung von Pestiziden geführt und mit der daraus resultierenden Veränderung des Futters auch den Aufbau des Körperfettes der Tiere beeinflusst.

Hühner heute schneller auf dem Teller

So erreichten Hühner ihr Schlachtgewicht heute doppelt so rasch wie vor 30 Jahren. Dabei stieg der Fettanteil von zwei auf 22 Prozent. Das Futter hat auch zu einer Veränderung der Balance der wichtigen Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren bei den Hühnern geführt, die das Gehirn für ein problemloses Funktionieren benötigt. Im Gegensatz dazu führt die Einnahme von gesättigten Fetten zu einer Verlangsamung der Leistung des Gehirns. Der Konsum genau dieser Fette hat mit den Fertiggerichten immer mehr zugenommen.

Weniger Gemüse und Fisch

Heute essen die Menschen laut Studie 34 Prozent weniger Gemüse und zwei Drittel weniger Fisch als vor fünfzig Jahren. Gemüse und Fisch gelten als Hauptquellen für Omega-3-Fettsäuren. Derartige Veränderungen können mit Depressionen, Schizophrenie, Aufmerksamkeitsstörungen (ADHD) und Alzheimer in Zusammenhang stehen.

Auch die Landwirtschaft radikal verändern

Die Autoren der Studie raten dringend zu einer gesünderen Ernährung mit mehr Gemüse und Fisch. Die Wissenschafterin Courtney Van de Weyer erklärte, dass die gute Nachricht darin bestehe, dass die richtige Ernährung für ein gesundes Gehirn jener für einen gesunden Körper entspreche. Die schlechte Nachricht sei, dass ohne eine radikale Veränderung der Ernährung und der Landwirtschaft in Zukunft keine gesunden und nährstoffreichen Nahrungsmittel zur Verfügung stehen werden.

Datum: 19.01.2006
Quelle: pte online

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