Richtwerte für die Energiezufuhr

Orientiert an der körperlichen Aktivität

Beim Blick auf die Waage packt im Frühjahr viele Menschen das schlechte Gewissen und sie versuchen mit allen Mitteln, angesammelte Fettpolster loszuwerden. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) sollten sich abnehmwillige Verbraucher am besten an einer vollwertigen Ernährung orientieren und sich unterstützend viel bewegen. Wer sich ausreichend bewegt, verbraucht laut DGE mehr Energie. Auch aus diesem Grund orientieren sich die neuen Referenzwerte für die Energiezufuhr der DGE an der körperlichen Aktivität. Einem Basis-Energieverbrauch (Grundumsatz) wird eine definierte körperliche Aktivität zuaddiert. Daraus ergeben sich dann die neuen Richtwerte für die Energiezufuhr. Sie liegen für Männer im Alter von 25 bis 51 Jahre bei 2900 für Frauen bei 2300 Kilokalorien. Die Werte liegen höher als in früheren Empfehlungen, da sie auf einer neuen Bestimmungsmethode beruhen und von einer grösseren körperlichen Aktivität ausgehen. Dazu Prof. Günther Wolfram, Vizepräsident der DGE, Freising-Weihenstephan: "Viele Berufstätige, die vorwiegend sitzend arbeiten, verbrauchen heutzutage in ihrer Freizeit mehr Energie als während der beruflichen Tätigkeit. Die im Vergleich zu früheren Ernährungsempfehlungen höher angesetzten Richtwerte für die durchschnittliche Energiezufuhr bedeuten jedoch keinesfalls, dass nun ungehemmt gegessen werden kann. Es gilt die Devise: Wer sich nicht ausreichend bewegt, überschreitet schnell seinen Richtwert und nimmt zu. Wer sich oft und lange bewegt, darf auch entsprechend mehr Kalorien aufnehmen."
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Der Energiebedarf eines Menschen setzt sich aus dem Basis-Energieverbrauch (Grundumsatz), abhängig von Alter, Geschlecht und Gewicht sowie der körperlichen Aktivität zusammen. Letztere hat einen erheblichen Anteil am Energieverbrauch des Menschen. Die körperlichen Aktivität ergibt sich aus den beruflichen Tätigkeiten und dem Freizeitverhalten eines Menschen. Sie ist messbar und wird als PAL (= physical activity level) bezeichnet. Die üblichen Werte für die körperliche Aktivität (PAL-Werte) erstrecken sich von 1,2 für ausschliesslich sitzende Lebensweise bis zu 2,4 für Schwerstarbeiter. Bei berufstätigen Erwachsenen mit überwiegend sitzenden Tätigkeiten liegt der PAL-Wert im Durchschnitt bei 1,55-1,65.

Die neuen Richtwerte für die Energiezufuhr der DGE orientieren sich an der körperlichen Aktivität. International üblich wird der Energieumsatz eines Menschen als ein Mehrfaches des Grundumsatzes angegeben. Er ergibt sich aus den Werten für den Grundumsatz der mit einem entsprechenden PAL-Wert multipliziert wird. Aus den zeitlichen Anteilen der beruflichen- und Freizeitaktivitäten mit entsprechenden PAL-Werten auf 24 Stunden verteilt ergibt sich der tägliche Energiebedarf. Freizeitaktivitäten werden in der neuen Berechnungsmethode dadurch berücksichtigt, dass für sportliche Betätigung oder anstrengende Freizeitaktivitäten (30 bis 60 Minuten Sport an 4 bis 5 Tagen pro Woche) zusätzlich pro Tag 0,3 Einheiten PAL berechnet werden können. Die Richtwerte für die durchschnittliche Energiezufuhr liegen bei Männern bzw. Frauen im Alter von 19 bis 25 Jahren bei 3000 bzw. 2400 kcal, für Männer bzw. Frauen im Alter von 25 bis 51 Jahren bei 2900 bzw. 2300 kcal und für Männer bzw. Frauen im Alter von 51 bis 65 Jahren bei 2500 bzw. 2000 kcal.

Die DGE meint: "Eine Energiezufuhr, die den Umsatz langfristig übersteigt, führt zu Fettsucht mit bedenklichen Folgen für die Gesundheit. Die bedarfsgerechte Energiezufuhr einer Person kann im Einzelfall am besten durch regelmässige, beispielsweise wöchentliche, Gewichtskontrollen festgestellt werden. Die tatsächliche Energieaufnahme übertrifft in der Regel immer noch deutlich die neuen Richtwerte. Eine gewichtsbewusste Lebensweise ist im Interesse der Vorbeugung weitverbreiteter ernährungsabhängiger Erkrankungen von unverändert grosser Bedeutung. Insbesondere in jungen Jahren ist es wichtig, das Sollgewicht nicht zu überschreiten. "

PAL-Werte "Arbeitsschwere und Freizeitverhalten"

- PAL 1,2 für ausschliesslich sitzende oder liegende Lebensweise, z.B. alte, gebrechliche Menschen
- PAL 1,4-1,5 für ausschliesslich sitzende Tätigkeit mit wenig oder keiner anstrengenden Freizeitaktivität, z.B.: Büroangestellte, Feinmechaniker
- PAL 1,6-1,7 für sitzende Tätigkeit, zeitweilig auch zusätzlicher Energieaufwand für gehende und stehende Tätigkeiten, z.B. Laboranten, Kraftfahrer, Studierende, Fliessbandarbeiter
- PAL 1,8-1,9 für überwiegend gehende und stehende Arbeit z.B. Hausfrauen, Verkäufer, Kellner, Mechaniker, Handwerker
- PAL 2,0-2,4 für körperlich anstrengende berufliche Arbeit, z.B. Bauarbeiter, Landwirte, Waldarbeiter, Bergarbeiter, Leistungssportler

Beispiel für die Berechnung des Energiebedarfs

Normalgewichtige 40 jährige Hausfrau:
Der Grundumsatz von 1340 Kilokalorien (durchschnittlicher Grundumsatz von Frauen im Alter von 25 bis 51 Jahren mit Referenzkörpergrösse und Normalgewicht) wird mit 8 Stunden Arbeit mit einem hohen durchschnittlichen Energieaufwand von 2,4 (= PAL-Wert) x Grundumsatz und 8 Stunden weitere Tätigkeiten mit einem mittleren Energieaufwand von 1,6 (= PAL-Wert) x Grundumsatz sowie 8 Stunden Schlaf mit einem Energieaufwand von 0,95 (= PAL-Wert) x Grundumsatz ermittelt. So ergibt sich der mittlere tägliche Energiebedarf der Hausfrau als (2,4 x 8 (Stunden) + 1,6 x 8 (Stunden) + 0,95 x 8 (Stunden)) geteilt durch 24 (Stunden) x Grundumsatz = 1,65 x 1340 = 2211 Kilokalorien (Energiebedarf) pro Tag.

Informationen zum "richtigen" Gewicht und wie man es erreichen und halten kann, enthält zudem die Broschüre "Mein Weg zum Wunschgewicht - Schluss mit dem Diätenwahn", die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) zusammen mit dem Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (aid) e.V. herausgibt.

Sie erhalten die Broschüre "Mein Weg zum Wunschgewicht" bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., Postfach 93 02 01, 60457 Frankfurt a. M., zum Preis von 7,70 DM (inkl. Versandkosten) gegen Verrechnungsscheck.

Datum: 16.07.2005
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung

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