«Wahrheit oder Wahrnehmung» und andere Herausforderungen
Am Valentinstag feiert man die Liebe.
Doch was braucht es, damit eine Beziehung
tragfähig ist und bleibt?
Darüber diskutierte Livenet-Redaktionsleiter Florian Wüthrich mit Marc und Manuela Bareth, den Leitern von Familylife Schweiz.
Marc und Manuela Bareth im Gespräch mit Redaktionsleiter Florian Wüthrich (Bild: Livenet)
Anfang März erscheint das Buch «Beziehungsstark».
In 52 knackigen 5-Minuten-Impulsen präsentiert Marc Bareth wertvolle
Erkenntnisse und zeigt, worauf es in einer Partnerschaft wirklich
ankommt. Anlässlich des Valentinstags lud Livenet zum Gespräch mit Marc und Manuela Bareth.
Dieses Gespräch - es eignet sich zum Beispiel super als Inspiration für
einen Eheabend - können Sie ganz am Ende dieses Artikels in voller
Länge anschauen.
Hier publizieren wir als Beispiel eines solchen 5-Minuten-Impulses den Blog von Marc Bareth zu «Wahrheit oder Wahrnehmung»:
In
einem Beziehungskonflikt wird häufig darüber diskutiert, was genau
passiert ist und wessen Wahrnehmung stimmt. Doch ist das so
entscheidend? Denn in einer Partnerschaft sind viele Gefühle involviert,
weshalb beide eine verzerrte und einseitige Sicht der Wahrheit haben.
Tom
glaubt, dass es eine absolute Wahrheit gibt. Er legt Wert auf Fakten
und Tatsachen. Die Dinge sind so wie sie sind, unabhängig davon, was wir
davon halten und wie wir uns dabei fühlen. Auch bei Konflikten mit
seiner Frau Martina ist es ihm ein Anliegen, zuerst einmal den
Sachverhalt richtigzustellen.
Welche Version stimmt?
Es macht nämlich einen Unterschied, ob sie zuerst dieses oder er
zuerst jenes gesagt hat. Meistens sind sie sich nicht einig, was genau
vorgefallen ist. Beide sind überzeugt von ihrer Version der
Geschehnisse. Es macht Tom wahnsinnig, dass Martina nicht weiss, wie es
wirklich war und ständig die Tatsachen verdreht.
Wenn sich Tom und Martina also streiten, dann nicht nur über das
eigentliche Problem, sondern immer auch noch darüber, was genau passiert
ist und wessen Wahrnehmung stimmt. Das führt jeweils zu nichts,
abgesehen von der gegenseitigen Frustration. So kommen sie nicht weiter,
sie sind in einer Sackgasse gelandet.
Neue Erkenntnis
Tom realisiert das und nimmt sich vor, sich zukünftig weniger auf die
«objektive Wahrheit» zu berufen. Er hat realisiert, dass in einer
Partnerschaft viele Gefühle involviert sind, und deshalb beide eine
verzerrte und einseitige Sicht der Wahrheit haben. Deshalb ist es auch
unsinnig, darüber zu streiten, wie etwas wirklich gewesen war. Es zählt,
wie es Martina erlebt hat und wie es Tom erlebt hat. Wie es tatsächlich
war, ist nicht entscheidend.
Es gelingt Tom, immer mehr aus diesem Kampf um die Wahrheit
auszusteigen. Er lässt Martinas Wahrnehmung stehen, auch wenn er eine
Situation ganz anders wahrgenommen hat. Jetzt müssen die beiden nicht
mehr ständig die Zuverlässigkeit ihrer Wahrnehmung und damit letztlich
ihre geistige Gesundheit verteidigen. Es entspannt ihre Beziehung und
ist ein Befreiungsschlag für sie als Paar.
Akzeptanz der unterschiedlicher Wahrnehmungen
Toms Erkenntnis bedeutet nicht, dass es keine absoluten Wahrheiten
gibt. Philosophische Strömungen wie der radikale Konstruktivismus, der
besagt, dass es gar keine objektiven Wahrheiten gibt und wir unsere
Wirklichkeit nur konstruieren, lehnt er nach wie vor ab. Es gibt eine
Realität, die unabhängig von der menschlichen subjektiven Wahrnehmung
existiert.
Doch wenn immer es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, ist es
nicht hilfreich, um die Wahrheit zu kämpfen. Es gilt vielmehr, die
beiden unterschiedlichen Wahrnehmungen als gültig zu akzeptieren und von
dort aus dann eine Lösung zu finden.
Next Level für meine Beziehung:
Akzeptierst du die Wahrnehmung deines Gegenübers oder kämpfst du bei Paarkonflikten noch um die Wahrheit?
Im Livenet-Talk reden Marc und Manuela Bareth über das Thema «Beziehungsstark»: