Wenn das nicht Bio ist

Historisch: Israel-Start-up züchtet erstes Labor-Steak

Fleisch von glücklichen Tieren mit Auslauf ist «out», Fleisch von glücklichen Zelltypen «in»: Die israelische Firma «Aleph Farms» hat ein neues Steak gezüchtet. Es wurde zuvor nicht von einem Rind auf dem Feld an der Hüfte eskortiert (oder in einem auslauflosen Stall grossgetragen), sondern es wuchs ohne restliches Tier drum herum samt und sonders im Labor auf. Einfach nur als Steak.
Dank neuartigen Bioreaktoren soll das gezüchtete Steak «echt» aussehen.
Didier Toubia

Laut den Herstellern ist kein Unterschied zu einem normalen Steak zu spüren. «Ein israelisches Start-up hat einen Fleischstreifen aus verschiedenen Zelltypen hergestellt und will die Herstellungskosten dafür auf 45 Euro senken», berichtet die österreichische Zeitung «Der Standard». Es ist gemäss den Entwicklern das erste Steak, für das kein Tier sterben musste.

In drei Jahren will «Aleph Farms» das Retortensteak auf den Markt bringen, berichtet das «Handelsblatt». Ein Steak ist wesentlich schwieriger im Labor herzustellen als beispielsweise Würstchen oder Frikadellen, denn das Steak kommt dem originalen Muskelgewebe nahe.

Eintrag ins Geschichtsbuch

«Aleph Farms» wurde 2017 gegründet, in Zusammenarbeit mit dem Technion in Haifa und dem Nahrungsmittel-Produzenten «Strass Group». Der Eintrag ins Geschichtsbuch ist laut «Israel heute» gesichert.

Es war schwierig, die unterschiedlichen Zellarten so interagieren zu lassen, dass Gewebe entsteht, wie es in einem Lebewesen der Fall ist: «'Aleph Farms' und das Technion entwickelten eine Bio-Plattform, die sechs Technologien bündelt, um Fleisch zu züchten.»

Hinzu kommt, dass «neuartige Bioreaktoren – Behälter in denen das Fleisch wächst – das Steak echt aussehen lassen und gleichzeitig die Herstellung verbilligen».

Schlachthäuser überflüssig?

Möglich, dass Schlachthäuser und Farmen eines Tages überflüssig werden. «Aleph-Farms»-Mitgründer Didier Toubia: «Für die Umwelt wäre das eine Erleichterung. Der Aufwand für die Fleischproduktion wird mit unserer Methode wesentlich einfacher. Der technologische Durchbruch ist gelungen.»

Toubia weiter: «Rind ist bezüglich der Umwelt das dringendste Thema.» Für ein Kilogramm Rindsfleisch seien bis zu 15'000 Liter Wasser nötig. Anders sieht es laut «Handelsblatt» mit dem Labor-Fleisch aus: «Einem Rind werden bestimmte Stammzellen entnommen. So heissen Zellen, die sich teilen und in verschiedene Richtungen weiterentwickeln können. In einer Nährlösung sollen sie sich so vermehren, dass innerhalb von letztlich drei, vier Wochen ein Stück Fleisch entsteht.»

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Datum: 08.02.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Israel heute / Handelsblatt / der Standard

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