Biologe Dr. Antonio Cruz

«Wasser auf dem Mars bedeutet nicht zwingend mikroskopisches Leben»

Ende Juli entdeckte ein Team italienischer Wissenschaftler der Europäischen Weltraumorganisation ESA Wasser auf dem Mars, und zwar unter einer dicken Eis- und Staubschicht. Viele sehen dies als Schlüssel zur Entdeckung von Leben auf dem Mars. Biologe und Autor Antonio Cruz sieht es kritischer: Eine Sache sei der Wunsch, Leben zu entdecken, eine ganz andere die Realität der Beobachtungen.
Nahaufnahme vom Mars

Das Team nutzte zur Forschung, die sich von Mai 2012 bis Dezember 2015 hinstreckte, einen Radar mit geringer Frequenz und konnte aufgrund dessen eine Karte des Untergrundsees zeichnen und sogar die Tiefe und Länge bestimmen. Warum trotz der Tiefe und der Kälte das Wasser unter der Eisschicht weiterhin flüssig ist, konnten die Wissenschaftler bisher noch nicht erklären.

Nun sind die Erwartungen der Mars-Forscher natürlich gross, da die Entdeckung ein Hinweis auf Leben sein könnte. Auch auf der Erde gibt es in einigen Gletschergebieten Mikroorganismen, also Leben. Bedeutet dies, dass auch auf dem Mars mikroskopisches Leben existiert?

Weitere Forschung kaum möglich

Nicht unbedingt, erklärt Antonio Cruz, Doktor in Biologie und regelmässiger Schreiber des christlichen Internetportals Evangelical Focus. Seiner Meinung nach ist dies eine sehr wichtige Entdeckung, um «die Geophysik des Planeten Mars sowie die umwelttechnischen Bedingungen auf der Marsoberfläche zu erforschen». Doch es sei fast unmöglich, weitere Forschungen zu unternehmen. «Die Temperaturen an dem Ort, wo dieser Salzsee gefunden wurde, gehen bis minus 120 Grad Celsius, so dass das Wasser unter einer etwa 1'500-Meter dicken Eis- und Staubschicht liegt. Es ist derzeit nicht möglich, diese Schicht zu durchbohren, um Wasserproben zu entnehmen und zu prüfen, ob es mikrobielles Leben gibt oder nicht.»

Kein klarer Hinweis auf Leben

Zudem bedeute Wasser nicht zwingend Leben; es komme sehr auf die Art des Wassers an, das dort gefunden wurde. «Es hängt von der empfindlichen Balance zwischen Ionen und Salzen ab, die nicht in jeder Salzkonzentration gleich ist, noch weniger in der Konzentration an einem Ort, bei dem das Wasser so salzig und kalt ist, wie auf dem roten Planeten.»

Demnach könne man diese Entdeckung nicht als klaren Hinweis von Leben auf dem Mars deuten. «Astrobiologen wissen nur zu gut, dass die Bedingungen auf der Marsoberfläche nicht für Leben geeignet sind, zumindest nicht für Leben, wie wir es auf der Erde kennen. Kein Mikroorganismus, der zurzeit auf unserem Planeten existiert, könnte auf dem Mars gedeihen, da es so extreme Umweltbedingungen gibt», so Cruz. «Eine Sache ist der Wunsch, Leben auf dem Mars zu entdecken. Doch eine völlig andere Sache ist die Realität der Beobachtungen, die gemacht wurden.»

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Datum: 12.08.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Evangelical Focus

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