Wer ist Jesus?

Die vier Evangelisten schrieben, um ihre Zeitgenossen zu einer Entscheidung herauszufordern, und diese Herausforderung gilt auch für uns.

Nur ein Religionsgründer wie andere?

Viele denken gerne an Jesus als einen großen Lehrer der Religion, den Gründer einer der Weltreligionen. Sie betrachten ihn als eine Gestalt, die mit Buddha oder Mohammed vergleichbar ist. Aber dürfen wir Jesus wirklich mit solchen Maßstäben messen, nachdem wir gehört haben, was er über sich selbst sagte?
Was Jesus über seine Identität sagte, ist zumindest außergewöhnlich. Es gibt in keiner der anderen Weltreligionen dafür eine Entsprechung. Wenn wir Buddha und Mohammed betrachten, finden wir eher das Gegenteil.

Buddha und Mohammed waren weit davon entfernt, irgendwelche sensationellen Aussagen über sich selbst zu machen. Buddha wies die Aufmerksamkeit von sich weg, damit seine Jünger auf ihrer Suche nach der Befreiung von irdischen Gefühlen und Freuden nicht abgelenkt werden. Er hat weder sich selbst noch andere Lehrer wichtiger erachtet als diese Suche.
Ähnlich wies auch Mohammed, der Gründer des Islam, von sich weg. Im Koran wird über ihn sehr wenig berichtet. Er beteuerte, daß er nur ein Mensch sei, dessen übernatürliche Kräfte nicht weiter reichten, als den Koran aus Allahs Händen zu erhalten. Sogar heute erachtet der orthodoxe Islam jede Form von Lobpreisung Mohammeds als eine Gotteslästerung.

Wettbewerb der Weltreligionen?

Es wird klar, daß sich Jesus recht deutlich von diesen beiden großen religiösen Gestalten darin unterschied, daß er viel über sich selbst zu sagen hatte. Während sich der Glaube sowohl im Islam als auch im Buddhismus auf die Lehren der "Gründer" bezieht, geht der christliche Glaube von der Gestalt Jesu selbst aus. Ohne Jesus Christus gäbe es keinen christlichen Glauben.
Es ist heute nicht mehr üblich, Religionen zu vergleichen. Ein Schriftsteller meint, ein solcher Vergleich komme fast einem Schönheitswettbewerb gleich, an dem man sich für die Frau entscheidet, die einem am besten gefällt. Darf man so über Religionen sprechen?

Die Suche nach der Wahrheit

Wenn wir nach der Wahrheit suchen, haben wir das Recht, das Beweismaterial selbst abzuwägen. Was Jesus über sich gesagt hat, könnte niemand bei gesundem Menschenverstand auch nur im Traum aussprechen, wenn es nicht wahr wäre. Wie würden wir darauf reagieren, wenn uns jemand sagte: "Willst du wissen, wie Gott ist? Schau mich an! Willst du selbst Gott kennenlernen? Ich bin der einzige Mensch, der dich zu ihm führen kann. Ich bin dazu ermächtigt, dir alle deine Sünden zu vergeben. Gott hat mir über alle Kräfte der Welt die Vollmacht gegeben. Ich werde eines Tages über alle Menschen, die jemals gelebt haben, richten und dein Schicksal wird ganz davon abhängen, ob du an mich glaubst."
So jemand macht offensichtlich Aussagen, die sich recht stark von denen anderer religiöser Lehrer unterscheiden. Und genau solche Aussagen sind uns von Jesus überliefert. Wir könnten natürlich denken, daß Jesus ein Verrückter oder ein Bauernfänger gewesen sei. Wenn wir uns aber Jesu Lebensweise, seine Heilungen, seine Sorge um die Kranken und die Unbekannten und die Weisheit seiner Lehre vor Augen halten, ist es schwierig, daraus auf Boshaftigkeit oder Verrücktheit zu schließen. Selbst wenn manche seiner Selbstaussagen erst bei der Entstehung der Evangelien unter dem Einfluß des Heiligen Geistes entfaltet wurden, haben sie doch ihren Anfang und Inhalt im Leben Jesu selbst.

Ein guter Mensch

Oft begnügen sich Leute damit, Jesus nur als einen guten Menschen zu bezeichnen. Wenn aber Jesus wirklich nur ein guter Mensch gewesen wäre, warum hätte er dann sagen sollen: "Ich und der Vater sind eins" (Johannes 10,30)? Würde ein guter Mensch so etwas tun?
C. S. Lewis, der bekannte christliche Schriftsteller, hat einmal die Alternativen zusammengefaßt, die uns als Reaktionen auf die Selbstaussagen Jesu bleiben: "Ich versuche hier, jeden davon abzubringen, folgende törichte Aussage zu machen: Ich bin bereit, Jesus als einen Lehrer der Moral zu akzeptieren, aber nicht seinen Anspruch, Gott zu sein. Das ist genau das, was wir nicht sagen dürfen. Ein Mensch, der nur ein Mensch wäre und das sagen würde, was Jesus gesagt hat, wäre kein großer Lehrer der Moral. Er wäre entweder ein Verrückter - vergleichbar mit dem Mann, der sagte, er sei ein gekochtes Ei - oder der Teufel. Du mußt dich entscheiden. Entweder war und ist dieser Mensch Gottes Sohn, oder aber er ist ein Verrückter oder etwas noch Schlimmeres."

Jeder kann von sich behaupten, Gott zu sein

Die Liste der Menschen, die sich schon für Gott ausgegeben haben, ist lang, und deshalb ist Jesus, was dies betrifft, keineswegs einzigartig. Die Einzigartigkeit Jesu besteht darin, daß uns die Art und Weise seines Lebens Grund genug gibt, seinen Worten Glauben zu schenken. Viele von denen, die von sich gesagt haben, sie seien Gott, haben sich im Laufe der Zeit als Gauner und Verrückte entpuppt. Die Tatsachen ihres Lebens deckten ihre Ansprüche nicht.
Was Jesus anders erscheinen läßt, ist die Sprache der Fakten: Er redete nicht nur, sondern er zeigte Mitgefühl und Mitleid, er heilte Kranke, er wollte nicht Menschenmassen imponieren, sondern er hatte Zeit für die Unbekannten. Schlussendlich starb er für andere und erwies sich als der von den Toten Auferstandene. Schon die Dimensionierung seiner Persönlichkeit und seines Wirkens bewahrheitet seine Worte in der Weise, wie man das in keinem anderen menschlichen Leben sehen kann.

Die Herausforderung durch Jesus

Es war zu Anfang seines öffentlichen Wirkens, als Jesus mit seinen Jüngern nach einem besonders anstrengenden Tag über den See Genezareth fuhr. Jesus schlief im Boot ein und schlief auch, während ein Sturm aufzog. Die Jünger, mit dem Wetter am See vertraut, bekamen schreckliche Angst, weil es ein starker Sturm war. Sie weckten Jesus auf, der gelassen den Sturm zur Ruhe brachte mit den Worten: "Sei still!" Die Jünger reagierten darauf mit der Frage: "Was ist das für ein Mensch, daß ihm Winde und Wellen gehorchen?" (Lukas 8).
Damals wie heute stellt uns Jesus vor das Problem, was wir von ihm halten sollen. Die Evangelien geben uns das Bild eines für seine Zeit ungewöhnlichen Menschen, der mit Mut und unter Einsatz seines Lebens menschliche Konventionen herausforderte, um seine Sendung von Gott zu erfüllen und dabei Gott den Menschen in einer neuen Weise nahezubringen. Denkt man über sein Leben nach, über seine Botschaft, über sein Selbstbewußtsein, dann kann man ihn nicht nur einfach aus der Distanz bewundern. Jesus wollte nie Bewunderer, sondern Nachfolger. Er will, daß wir uns entscheiden, ob wir nicht zur Kenntnis nehmen, wer er wirklich war und ist, oder ob wir ihn als Sohn Gottes und Menschensohn anerkennen, als Mittler zwischen Gott und uns Menschen, und ihm nachfolgen.

Vom Hinduismus zum Christentum

Nishi Sharma ist Produzent audiovisueller Medien in Surrey, England. Er ist verheiratet und hat Kinder. Im Folgenden ein kurzes Interview mit ihm.

Was hat Sie als erstes zum Christentum hingezogen?

Ich glaube, angezogen haben mich die Christen, die mir begegnet sind. Ich hatte 24 Jahre in Indien gelebt und war niemals einem Christen begegnet. Als ich in den Westen Nigerias ging, traf ich einige nigerianische Christen, und ich erinnere mich daran, daß bei einer Zusammenkunft ein nigerianischer Christ gepredigt hat. Ich weiß nicht mehr genau, was er sagte, aber was mich dem christlichen Glauben näher brachte war, daß er aus Überzeugung sprach. Er schien Gott persönlich zu kennen. Ich war vielen hinduistischen Gurus begegnet und hatte gedacht, daß etwas in ihrem Leben fehlt. Ihr Leben hatte keine Überzeugungskraft.

Wie unterscheidet sich Jesus von den hinduistischen Göttern, an die Sie als Kind glaubten?

Nun, im Hinduismus gibt es ungefähr 36000 Götter, und deshalb kommt es darauf an, welchen Gott man meint. Wir hatten einige Familiengötter, und ich bemerkte, daß sich ihr Leben vom Leben Jesu sehr unterschied. Hinduistische Götter zeigen oft den Weg auf, den ein Mensch gehen soll, aber sie begleiten ihn nie. Sie weisen darauf hin, was für eine Moral die Menschen haben sollen, aber sie lassen einem nicht die Kraft zukommen, die Gebote zu erfüllen. Mir fiel auch auf, daß die Hindu-Götter sehr unpersönlich sind. Ich habe zu Jesus jetzt eine besondere, persönliche Beziehung, die ich zu keinem einzigen Gott im Hinduismus hatte.

Was beeindruckt Sie am meisten an Jesus?

Ich meine, die Tatsache, daß Gott Mensch wurde und unter uns und ein sündenfreies Leben lebte, ist für mich eine große Herausforderung. Es gibt viele Hindu-Götter , die als Menschen auf die Welt gekommen sind, aber keiner unter ihnen führte ein sündenloses Leben, und keiner starb für die Sünden anderer Menschen.
Dann beeindruckt mich die Bescheidenheit Jesu. In unserer Gesellschaft spielt die Demut keine große Rolle. Als Volk wollen wir sowieso nicht gedemütigt werden; wir verteidigen uns immer und haben es nicht gerne, in irgendeiner Weise beleidigt zu werden. Wenn ich dann von Jesus lese, daß ihn Menschen anspien und er sich selbst nicht verteidigte, ist dies für mich etwas Revolutionäres. Jesus zog auf einem Esel in Jerusalem ein. In der indischen Kultur ist ein Esel ein sehr verachtetes Tier. Ein Esel wird von Wäschern benützt, um Kleider zu transportieren. Es ist für mich daher recht schwierig, so etwas zu akzeptieren. Er hätte ein Pferd benützen können, warum aber benutzte er einen Esel? Darüber schämte ich mich zuerst ein wenig. Ich dachte, wenn ich meinen Eltern oder hinduistischen Freunden dies erzählen würde, müßten sie bestimmt darüber lachen. Warum ritt er auf einem Esel? Aber jetzt weiß ich, daß der Esel ein Zeichen für seine Demut ist. Und das ist etwas, was mich wirklich ungeheuer beeindruckt.

Datum: 04.04.2002
Autor: David Watson/Simon Jenkins
Quelle: Jesus 2000, Verlag Herder

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