Erfahrenes Unrecht

«Darf ich mich wehren?»

Wer zurückschlägt, tut oft selber Unrecht.

«Jesus sagte einmal, dass wir auch die andere Wange hinhalten sollen, wenn uns jemand schlägt. Meint er damit wirklich, dass ich mir alles gefallen lassen muss? Ich kann mir das nicht vorstellen. Also wenn mich etwas wütend macht oder mir jemand Unrecht tut, kann ich das nicht einfach hinnehmen! Ich schaffe es nicht, so langmütig und geduldig zu sein wie ich es laut der Bibel sollte.»

Wie sollen wir uns verhalten, wenn uns jemand Unrecht tut? Eine wichtige Frage. Genauso herausfordernd wie die Aussage von Jesus ist ein Satz von Paulus an die Korinther: «Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?» (Die Bibel, 1.Korinther, Kapitel 6, Vers 7).

Gewehrt oder gerächt?

Leider verwechseln wir manchmal «sich wehren» mit «sich rächen». Tut ein anderer uns Unrecht, soll er für die erlittene Schmach büssen: «Dir zeig ich’s!» Solche spontanen Rachegefühle sind nachvollziehbar. Wir dürfen sie im Gebet vor Gott ausschütten. Aber wenn wir Rache ausleben in der Hoffnung, dass unser Schmerz heilt, täuschen wir uns. Das Gegenteil ist der Fall: Rache eskaliert und hinterlässt viel Zerstörung. Wie viele Beziehungen sind schon an diesem Kreislauf des Wie-du-mir-so-ich-Dir zugrunde gegangen!

Das Gute suchen

Aus welcher Motivation heraus handeln Sie? Wer zurückschlägt, kann leicht dahin kommen, dass er selber Unrecht tut. Gott will nicht, dass wir uns selber rächen. Den Ausgleich von Recht und Gerechtigkeit sollen wir ihm überlassen. Also doch einfach hinnehmen, was andere tun? Nein, sondern aktiv werden, indem wir das Gute suchen und tun! Jesus meint dies auch in Bezug auf unsere Feinde: «Es heisst bei euch: 'Liebt eure Freunde und hasst eure Feinde!' Ich sage aber: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen! … Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden, dass ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? … Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes?» (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 5, Verse 43ff.).

Beweggründe verstehen

Die Langmut, die Sie an sich vermissen, bedeutet nicht, stoisch ruhig zu bleiben bei allem, was andere tun. Langmütig sind Sie zum Beispiel dann, wenn Sie trotz der verletzenden Verhaltensweise eines Menschen seine Beweggründe und Bedürfnisse zu verstehen und zu beantworten versuchen.

Der Verzicht auf Vergeltung schliesst nicht aus, dass Sie Grenzen setzen lernen. Wer nicht nein sagen kann, fühlt sich durch andere ständig unter Druck gesetzt. Es ist gerade die Fähigkeit, angemessene Grenzen zu ziehen, die Frust verhindert oder abbaut. So schützen Sie den eigenen Lebensraum ohne Rache und Vergeltung.

Datum: 16.06.2011
Autor: Monika Riwar
Quelle: Neues Leben

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