Endzeit ist Wartezeit

Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und für euch nicht genug sein; geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst.
Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam, und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde. Matthäus 25,1-13

Mit diesem Gleichnis weist Jesus Christus seine Gemeinde auf die Hoffnung hin, die zum Christenleben gehört. Denn das Geschehen in dieser Welt findet nicht in einer ausweglosen Katastrophe seinen Abschluss. Es läuft vielmehr alles auf die Wiederkunft des lebendigen Herrn in Herrlichkeit hinaus. Durch seine Wiederkunft vollendet Gott sein Heil und seinen Plan (vergleiche Kapitel 24,30f, und Lukas 21,28).

Das Kommen des Herrn ist gewiss

Das hat sich der lebendige Gott vorgenommen: Die Weltgeschichte hat ein von ihm bestimmtes Ziel. Daran werden weder menschliche Machenschaften noch finstere Mächte irgendetwas ändern. Es kann sein, dass dann viele Menschen voll Angst fragen: Was kommt? Die Jünger Jesu aber werden bekennen: Er kommt, Jesus, unser Herr (vergleiche 1. Korinther 1,7; Philipper 3,20f; 1. Thessalonicher 1,9f; Hebräer 9,28).

Das stellt sich im Gleichnis so dar: Der Bräutigam kommt, das ist gewiss! Und er nimmt die zu seinem Fest mit, die auf ihn gewartet haben. So gilt das auch für Jesus Christus und seine Gemeinde: Sie wird Anteil an seiner Herrlichkeit erhalten (vergleiche 1. Johannes 3,2; Titus 2,13f; siehe auch Lukas 12,35ff).

Bereit sein ist alles

Jesus spricht vom rechten Warten. Das geht seine ganze Gemeinde an.
Darum erzählt er von "zehn Jungfrauen", ohne dass er damit Anlass zum Rechnen hätte geben wollen. Zum Hochzeitsfest gehörte damals der festliche Brautzug, mit dem die Braut vom Elternhaus zum Haus des künftigen Mannes geführt wurde. Diesem Zug kam der feierlich bekränzte Bräutigam entgegen, der seine Braut unter dem Geleit von Brautjungfern in sein Haus führte. - Aus anderen Berichten kann entnommen werden, dass die Braut in das Haus des Bräutigams geführt worden ist. Der Bräutigam hatte sich während dieser Zeit ausserhalb des Hauses aufzuhalten. Es konnte vorkommen, dass er diese Zeit durch die Feier mit seinen Freunden ausfüllte und sich so seine Rückkehr länger hinzog. Die Brautjungfern aber hatten den Bräutigam zu erwarten und ihn unter festlichen Gesängen und Reigen in das Haus zu geleiten. Dann konnte das Fest beginnen.

Auf diesen Brauch nahm Jesus mit dem Gleichnis Bezug. Wie die Brautjungfern auf die Ankunft des Bräutigams gewartet haben, so sollte die Gemeinde auf ihren Herrn warten, um ihn bei seinem Kommen zu empfangen. "Dem Bräutigam entgegen" - mit diesem Bildwort ist die grosse Hoffnung der Gemeinde zusammengefasst. Da sollte keiner ausgeschlossen sein.

Die Schilderung des Gleichnisses jedoch lässt einen erschrecken: Von dieser Hoffnung kann man sich offenbar durch "törichtes" Verhalten selbst ausschliessen. Wie ist das denn möglich? Indem man sich von eigenen Überlegungen bestimmen lässt oder von fremden Meinungen abhängig macht (vergleiche 1. Thessalonicher 5,3ff) und es dann versäumt, sich auf das Kommen des Herrn einzustellen! "Klug" werden die Jungfrauen deshalb genannt, weil sie die Lampen und Öl mitgenommen hatten. Sie hatten sich darauf eingestellt, dass sich das Kommen des Bräutigams länger hinziehen konnte.

Stets mit Jesus rechnen.

Was bedeutet das für die Gemeinde in der Wartezeit? - Sie hält sich bereit auf das Kommen des Herrn, auch wenn es sich hinziehen sollte. Sie achtet auf die Ereignisse der Zeit. Und sie nützt entschlossen diese Zeit, um für ihren Herrn in dieser Welt zu wirken.

Wer aber ist wirklich "bereit"? Bereit sind die Jünger Jesu, die durch Glauben und Gebet fest mit dem Herrn verbunden sind (vergleiche 1. Petrus 4,7f; Jakobus 5,7f). Bereit sind die Gläubigen, die dem Geiste Gottes in ihrem Leben Raum gewährt haben (vergleiche Epheser 5,18ff; 1.Thessalonicher 5,19). Denn wo der Heilige Geist Raum hat, da bewirkt er Hingabe und Liebe zu Jesus und Treue im Warten auf die Wiederkunft des Herrn. Bereit zu sein aber bedeutet nicht, sich ständig in innerer "Aufregung" oder in unruhiger Geschäftigkeit zu befinden. Dass sie alle "schläfrig wurden und einschliefen", wird nicht getadelt! Das gehört offenbar zu ihrer Geschöpflichkeit.

Bereit zu sein meint vielmehr: stets mit der Gegenwart des Herrn zu rechnen und - im Wachen und im Ruhen, im Wirken und im Beten - durch den Glauben mit ihm verbunden zu sein. Wer so wartet, wartet recht (1. Thessalonicher 5,1ff).

Datum: 27.03.2002
Autor: Klaus Haag
Quelle: Chrischona Magazin

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